„Suche Frieden“ in der Friedensstadt

von Christof Beckmann

Donnerstag, 26.04.2018

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Das Motto des 101. Deutschen Katholikentages, Montage: K!P-NRW

Schirmherr ist der Bundespräsident und mit einem Museum kommen sie gar nicht aus – es sind gleich vier. Mit fünf Ausstellungen zu einem Thema. Das hat es so wohl noch nie gegeben. Übermorgen ist Start für diese Schau in Münster. Es geht um den „Frieden“.

INFO: Mit einem Museum kommen sie gar nicht aus – es sind gleich vier - mit fünf Ausstellungen. Alle zu einem Thema - das hat es so wohl noch nie gegeben. Übermorgen ist Start für diese außergewöhnliche Schau in Münster, für die der Bundespräsident die Schirmherrschaft übernommen hat - in der Stadt, wo sie einen Krieg beendet haben, der vor fast genau 400 Jahren begann und in 30 Jahren fast ganz Mitteleuropa vollständig verwüstet hat. Der Titel: „Frieden. Von der Antike bis heute“. Die am 28. April eröffnete Schau läuft bis zum 2. September 2018.
In einer noch nie dagewesenen Kooperation beleuchten dabei fünf Ausstellungen das Ringen um den Frieden, die Sehnsucht nach dem Frieden und seine Sicherung. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur, das Kunstmuseum Pablo Picasso, das Archäologische Museum der Universität Münster, das Bistum Münster sowie das Stadtmuseum Münster präsentieren das Thema mit hochrangigen Exponaten aus internationalen Sammlungen aus kunst- und kulturhistorischer sowie stadtgeschichtlicher und christlicher Perspektive.
Das spartenübergreifende Ausstellungsprojekt zählt zu den Leitprojekten des Kulturerbe-Jahres 2018, das die Europäische Kommission in ganz Europa ausgerufen hat. Im Mittelpunkt stehen das Gemeinschaftliche und Verbindende der europäischen Kultur, ihr reichhaltiges Erbe und das Angebot an alle Europäerinnen und Europäer, ihre gemeinsamen Wurzeln, die gemeinsame europäische Identität und Geschichte neu zu entdecken. Dies wird in Münster zweifellos der
 Fall sein: Denn hier sollen mit den Jahren 1648 und
1918 zwei Daten exemplarisch für die Beendigung von 
Krieg in der Geschichte Europas stehen und für den 
Versuch, an die Stelle von Gewalt Recht zu setzen.

„FRIEDEN. WIE IM HIMMEL SO AUF ERDEN?“ (LWL-Museum für Kunst und Kultur)
Mit über 100 bedeutenden internationalen Leihgaben aus 2000 Jahren zeigt die vom Bistum Münster ausgerichtete Ausstellung die Kunst- und Kulturgeschichte der christlichen Friedensideen sowie den widersprüchlichen Umgang mit ihnen. Ein umfassendes Kulturprogramm vertieft das Thema mit Podiumsdiskussionen, Vorträgen und weiteren Veranstaltungen. Die Ausstellung wird auf insgesamt rund 400 qm im Altbau des LWL-Museums für Kunst und Kultur (Domplatz 10, 48143 Münster) und somit vis à vis zum St. Paulus-Dom präsentiert. Zu den hochrangigen internationalen Leihgaben aus den USA, Frankreich, Italien, Vatikan, Niederlanden, Belgien und der Schweiz zählen Kunstwerke von Veit Stoß, Peter Paul Rubens, Karl Schmidt-Rottluff und Otto Pankok sowie Originaldokumente von Dietrich Bonhoeffer und der Weißen Rose. Zu den Highlights der Ausstellung gehören ein Kelch und eine Patene der ausgehenden Antike aus dem syrischen Raum, die aus Dumbarton Oaks/Washington zur Verfügung gestellt werden.
Eine eigene Kinderebene wird mit Illustrationen der Künstlerin Barbara Nascimbeni auch für Kinder das schwierige Thema greifbar machen, Die Kooperation mit der Kunstakademie Münster (begleitend werden ab Juni 12 bis 15 Kunstwerke der „Klasse Löbbert“ (Kunstakademie Münster) im und um den St.-Paulus-Dom zu sehen sein, die die Bistumsausstellung um Kunst im öffentlichen Raum ergänzen werden.
Eintritt: Erwachsene 8,00 €, Kinder u. Jugendliche (6 bis einschl. 17 Jahre), Schüler*innen 2,00 €, Gruppen ab 16 Personen 6,00 €, Familienkarte 15,00 €, Kombi-Ticket 25,00 €, Ermäßigungsberechtigte 4,00 €,
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr sowie jeden 2. Freitag im Monat und während des Katholikentages bis 22 Uhr
Unser Gesprächspartner: Prof. Dr. Thomas Flammer, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für die Geschichte des Bistums Münster am Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte, Wegesende 4, 48143 Münster/Westf., Tel. 0251 / 83-26920, Fax 0251 / 83-26926, Internet: http://www.uni-muenster.de/FB2/bistumsgeschichte/, www.friedensausstellung-muenster.de, http://www.facebook.com/friedensausstellung

Wege zum Frieden (LWL-Museum für Kunst und Kultur)
Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zeigt Bilder vom Frieden: Das Ideal einer aggressionsfreien Welt weckt seit Menschengedenken Sehn- süchte, Hoffnungen und Bilder, die in Bildthemen wie zum „Goldenen Zeitalter“, in Paradiesvorstellungen und der Orpheus-Thematik als Friedensutopien lesbar sind. Namhafte Künstler wie Rubens, Delacroix, Lehmbruck, Dix, Kollwitz haben sehr unterschiedlich mit der Bedeutung von Frieden gearbeitet. Ebenso werden bedeutsame Friedensschlüsse gezeigt bis hin zu Friedensbildern der jüngeren Zeitgeschichte (z. B. Camp David, 1978).
Adresse: LWL-Museum für Kunst und Kultur, Domplatz 10,
48143 Münster, http://www.lwl-museum-kunst-kultur.de

Eirene/Pax – Frieden in der Antike (Archäologisches Museum)
Das Archäologische Museum der Westfälischen Wilhelms- Universität Münster zeigt mit Exponaten aus der Zeit vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. die Bedeutung des Friedens in der griechischen und römischen Antike. Zu sehen wird der älteste erhaltene Friedensvertrag sein, der 1259 v. Chr. zwischen dem Hethiter-Reich und Ägypten geschlossen wurde, die Statue der Eirene, die um 375 v. Chr. auf der Athener Agora stand, und ein Altar des augusteischen Friedens.

Adresse:
 Archäologisches Museum der WWU, Domplatz 20, 22, 48143 Münster, http://www.uni-muenster.de/ArchaeologischesMuseum/

Picasso – Von den Schrecken des Krieges zur Friedenstaube
 (Kunstmuseum Pablo Picasso Münster)
In der Ausstellung „Picasso – Von den Schrecken des Krieges zur Friedenstaube“ veranschaulicht das Picasso-Museum die künstlerische Auseinandersetzung des Spaniers mit Krieg und Frieden. Die Schau zeigt mit rund 60 hochkarätigen Werken Picassos kreativen Einsatz für die Ziele der Friedensbewegung, seine Auseinandersetzung mit politischen Parteien sowie seinen Versuch, die Schrecken des Spanischen Bürgerkriegs und des Zweiten Weltkriegs künstlerisch zu überwinden – in der Hoffnung auf die Errichtung eines friedlichen Europas. Im Mittelpunkt der Schau steht seine berühmte Friedenstaube, die er für den ersten Weltfriedenskongress entwarf.
Adresse: Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, Picassoplatz 1, 48143 Münster, http://www.kunstmuseum-picasso-muenster.de

Ein Grund zum Feiern? 
Münster und der Westfälische Frieden (Stadtmuseum Münster)
Die Ausstellung widmet sich der Rezeptionsgeschichte des Westfälischen Friedens, wobei die Jubiläen 1748, 1848, 1898 und 1948 im Fokus stehen. Erstmals gedachte die Stadt Münster offiziell 1898 des Westfälischen Friedens. Doch das monumentale Friedensgemälde von Fritz Grotemeyer entstand 1902 allein aufgrund der Initiative des Künstlers. Die Nationalsozialisten planten den 300. Jahrestag 1948 für ihre Zwecke zu missbrauchen. Einen Einblick in die nie eröffnete Ausstellung und die politische Zielrichtung geben erhaltene, schon 1940 gefertigte Kopien sowie die fotografische Dokumentation. Erst in der Gedenkwoche 1948 erfolgte vor dem Hintergrund des verlorenen Zweiten Weltkriegs eine Umbewertung des Westfälischen Friedens zum Einigungsfrieden.
Die Projektleitung haben Prof. Dr. Thomas Flammer und Prof. Dr. Hubert Wolf übernommen, kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Thomas Fusenig. Das abwechslungsreiche Rahmenprogramm umfasst öffentliche Veranstaltungen, Führungen und Workshops für alle Altersstufen. Qualifizierte Kunstvermittler bieten eine Vielzahl an buchbaren Führungen und Workshops für Gruppen wie Kindergärten, Schulen, Kinder- und Jugendgruppen, Pädagogen, Institutionen, Firmen und an private Gruppen.
Öffnungszeiten: 28. April bis 2. September 2018, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr sowie jeden 2. Freitag im Monat und während des Katholikentages bis 22 Uhr.
Adresse: Institut für die Geschichte des Bistums Münster, Wegesende 4, 48143 Münster, Internet: http://www.friedensausstellung-muenster.de  

Bischof Genn im Video: Der Friede ist das Beste aller Dinge
Bischof Dr. Felix Genn blickte in seinem Fastenhirtenwort auf das Motto des Katholikentages voraus. Mit dem Satz „Der Friede ist das Beste aller Dinge“, der im Friedenssaal des Münsteraner Rathauses zu lesen ist, erinnert er an den Abschluss des Westfälischen Friedens im Jahr 1648. Der Text des Bischofsworts im Internet unter www.bistum-muenster.de/amtsblatt in der Nr. 3/2018.

 

101. Deutscher Katholikentag in Münster: Vom 9.-13. Mai werden mehrere zehntausend Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet. Veranstalter des Großtreffens, das diesmal unter dem Leitwort „Suche Frieden“ steht, ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), die Laienorganisation der Katholiken. Das Bistum Münster ist Gastgeber. Es findet in der Regel alle zwei Jahre an wechselnden Orten statt: Der 100. Deutsche Katholikentag fand 2016 in Leipzig statt, 2014 trafen sich die katholischen Laien in Regensburg, 2012 in Mannheim.

Programm: Zu den Höhepunkten zählen drei Dutzend „Große Podien“ zu politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Themen rund um das Katholikentagsmotto. Hinzu kommen etwa 300 Kulturveranstaltungen und 160 Foren. Auch zahlreiche Prominente werden erwartet, unter ihnen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kanzlerin Angela Merkel, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), sein Amtskollege aus Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne), und die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz Malu Dreyer (SPD). Aus dem Bereich Entertainment haben sich der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen sowie Moderator und Musiker Götz Alsmann angesagt. Nahezu alle 27 Diözesanbischöfe werden dabei sein, darunter der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

Familienfreundlich: Erstmals gibt es zum Katholikentag in den Tagen vom 10.-13. Mai erstmals eine umfassende Kinderbetreuung für Kinder im Alter von zwei bis neun Jahren. Beteiligt an dem Projekt sind Lehrkräfte und Studierende aus acht Berufskollegs in katholischer Trägerschaft (Bocholt, Coesfeld, Geldern, Münster, Recklinghausen, Rheine, Vechta und Xanten). Von jedem Berufskolleg sind 15 bis 20 angehende Erzieherinnen und Erzieher im Einsatz, insgesamt 120-160 Aufsichts- und Betreuungsfachkräfte. Sie beziehen an acht Orten im Stadtgebiet Station: im Annette-Gymnasium, in der Gesamtschule Münster-Mitte, in der Halle Münsterland, im Haus der Familie, in der Hildegardisschule, im Hörsaalgebäude der WWU, in der Marienschule und im Maxiturm.

Katholikentag fahrradfreundlich: Mit rund 300.000 Einwohnern hat Münster kurze Wege und ist die Fahrradstadt. Statistisch kommen hier auf jeden Einwohner zwei Fahrräder, Radler machen rund 40 Prozent des gesamten Verkehrs aus. Auch beim Katholikentag können sich Besucher durchaus mit dem Rad durch die Stadt bewegen. Leihräder gibt’s genug, für etwa 9 Euro am Tag. Auch bei der Katholikentagslogistik kommen Räder zum Einsatz: Das Fahrradkurierteam des Deutschen Evangelischen Kirchentags ist mit Lastenrädern unterwegs, Fahrradparkmöglichkeiten gibt es reichlich.

Katholikentag klimaneutral: Obwohl Zerhntausende in die Stadt kommen, werden Nachhaltigkeit und Umweltschutz großgeschrieben. Wie seit vielen Jahren soll dafür ein besonderes Umweltprogramm mit vielen Maßnahmen. Die CO2-Emissionen, die beim Katholikentag anfallen, werden zudem durch ein Klimaprojekt in Indien ausgeglichen. Die Eintrittskarte gilt als Fahrschein für Bus und Bahn. Außerdem gibt’s in Münsteraner Restaurants einen sogenannten „Katholikentagsteller“ mit regionalem, saisonalem Essen für kleines Geld.

Katholikentag barrierefrei: Die größte Laienveranstaltung der katholischen Kirche in Deutschland ist offen für alle - egal ob mit oder ohne Beeinträchtigung. Fast alle Veranstaltungsstätten sind damit barrierefrei zugänglich. Wie in den vergangenen Jahren wird für Rampen gesorgt, Videowände, Induktionsschleifen, Dolmetscher und spezielle Informationsmaterialien, Fahr- und Begleitdienste, Rollstuhlverleih und –reparaturservice. Bei vielen Veranstaltungen gibt es Gebärden- oder Leichte Sprache. Am Freitag des Katholikentags, 11. Mai, wird am Vormittag ein großer inklusiver Gottesdienst im MCC Halle Münsterland gefeiert, zu dem Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen herzlich eingeladen sind. Alle Informationen unter katholikentag.de/barrierefrei.

Insgesamt sind mehr als 1.000 Veranstaltungen geplant, zu denen das Programm online abrufbar ist. Unter katholikentag.de/programm finden sich alle Angaben, eine Suchfunktion ist ebenso eingerichtet wie die individuelle Zusammenstellung eines persönlichen Programms. Seit dem 9. April steht eine Katholikentag-App zur Verfügung. Das gedruckte Programmheft ist in bundesweit etwa 30 Vorverkaufsstellen kostenlos erhältlich. Alle Infos: www.zdk.de, www.katholikentag.de.

Donnerstag, 26.04.2018