100. Geburtstag von Oscar Romero

von Stefan Klinkhammer

Montag, 14.08.2017

Bild: Erzbischof Oscar Arnulfo Romero y Galdamez
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Bild: Erzbischof Oscar Arnulfo Romero y Galdamez

Er hätte morgen seinen 100. Geburtstag gefeiert: Óscar Arnulfo Romero. Der Erzbischof von San Salvador wurde am 24. März 1980 während der Messe am Altar ermordet. In Lateinamerika gilt er längst als Heiliger. Mehr mit Prälat Bernd Klaschka von Adveniat.

INFO: Erzbischof Oscar Romero (1917-1980), geboren am 15. August 1917 in bescheidenen Verhältnissen in Ciudad Barrios/El Salvador, wuchs mit sechs Geschwistern auf. Mit 13 Jahren Internatsschüler im Seminar von San Miguel, Theologiestudium ab 1937 am jesuitischen Priesterseminar in San Salvador, Abschluss an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom 1941 mit dem Lizenziat der Theologie und Priesterweihe am 4. April 1942, Pfarrer und Redakteur kirchlicher Zeitschriften in San Miguel. Gefragter Prediger und Unterstützer der Laienbewegungen, 1967 Monsignore und Generalsekretär der Nationalen Bischofskonferenz in San Salvador. 1970 Weihbischof in der Erzdiözese San Salvador, 1974 Bischof der Diözese Santiago de Maria, 1977 Erzbischof von San Salvador als Wunschkandidat der Konservativen und Oligarchen. Nach Übergriffen auf Priester, Folter, Angriffe auf kirchliche Druckereien und Häuser, Wahlfälschungen und Schüssen auf Demonstranten, Repressalien gegen den Klerus verweigerte Romero die Teilnahme an offiziellen Veranstaltungen. 1977 wurde er für seinen Einsatz für die Menschenrechte zum Friedensnobelpreis vorgeschlagen. In Hirtenbriefen und per Radio verbreiteten Predigten sprach sich Romero gegen Gewalt und Terror aus, unternahm politische Vermittlungsversuche bei den Putschen und einem Massenaufstand, sprach sich gegen weitere Militärhilfe aus den USA aus und erhielt seit 1980 Todesdrohungen. Ein in Nicaragua angebotenes Asyl lehnte er ab. Am 24. März 1980 wurde Oscar Romero während einer Predigt vor dem Altar der Krankenhauskapelle der „Divina Providencia” von einem Scharfschützen erschossen. Bis heute sind die Hintergründe nicht vollständig geklärt, doch werden die Drahtzieher des Attentats in der Armee vermutet. Im anschließenden Bürgerkrieg zwischen Sicherheitskräften, rechten Todesschwadronen und linksgerichteten Guerillagruppen kamen bis 1992 rund 75.000 Menschen ums Leben.

Seine Verehrung ist seit seinen Lebenszeiten ungebrochen. Seit 2014 trägt der internationale Flughafen von San Salvador nach Beschluss des Parlaments den Namen „Aeropuerto Internacional Monsenor Oscar Arnulfo Romero y Galdamez”.

Das Verfahren zur Seligsprechung von Romero war 1990 in San Salvador eröffnet, vier Jahren später mit einem positiven Votum beendet und ab 1997 im Vatikan fortgesetzt worden. Es war mehrfach blockiert, weil Romero Beteiligten des Verfahrens als Repräsentant der Befreiungstheologie verdächtig schien. Benedikt XVI. gab den Prozess im Dezember 2012 wieder frei und durch Papst Franziskus erhielt er kurz nach seiner Wahl im März 2013 einen neuen Anschub. Anfang Februar 2015 hatte Papst Franziskus Romero als Märtyrer anerkannt und damit den Weg für eine Seligsprechung freigemacht. Am 23. Mai 2015 wurde Oscar Romero seliggesprochen und damit von der Kirche offiziell als Märtyrer anerkannt. Papst Franziskus folgte damit dem Urteil einer theologischen Kommission der Heiligsprechungskongregation, dass es sich bei der Ermordung des in seiner Heimat längst als Heiliger verehrten Erzbischofs sich um einen Märtyrertod handelte. Die sorgfältige Rekonstruktion seiner Ansprachen sowie eine unparteiische Analyse der gesellschaftlichen Lage des Landes El Salvador am Vorabend des 70.000 Opfer fordernden Bürgerkriegs (1980-1991) brachte den Nachweis, dass Romero getötet wurde, weil er die Soziallehre der Kirche und die Liebe Christi zu den Armen verteidigte.

Christliche Initiative Romero (CIR) 
Im Sinne ihres Namensgebers setzt sich die Christliche Initiative Romero (CIR) seit 1981 für Arbeits- und Menschenrechte in Ländern Mittelamerikas ein. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Unterstützung von Basisbewegungen und Organisationen in Nicaragua, El Salvador, Guatemala und Honduras sowie die Kampagnen- und Bildungsarbeit in Deutschland. Durch Kampagnenarbeit in Deutschland – die CIR ist beispielsweise Mitglied in der internationalen Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign/CCC) sowie im CorA-Netzwerk für Soziale Unternehmensverantwortung – will CIR den Opfern der Globalisierungsauswüchse eine Stimme geben. Rund 30 Jahre nach ihrer Gründung ist die Christliche Initiative Romero eine mittelgroße Nichtregierungsorganisation mit einem jährlichen Spendenvolumen von etwa 500.000 Euro. Die Projekte der Christlichen Initiative Romero werden zum Teil von der Europäischen Union, vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie vom Weltgebetstag der Frauen finanziell unterstützt.

Kontakt: Christliche Initiative Romero (CIR) e.V., Breul 23, 48143 Münster, Tel. 02 51 / 89 503, Fax 02 51 / 82 541, E-Mail: cir(at)ci-romero.de, Internet: www.ci-romero.de

Unser Gesprächspartner: Bernd Klaschka, Jg. 1946, stammt aus Rheinberg. Die Priesterweihe im Bistum Münster empfing er 1973 und wurde Kaplan in Recklinghausen St. Gertrudis. Von 1977 bis 1984 wurde er für den Seelsorgedienst in Cardonal (Bistum Tula/Mexiko) freigestellt. Nach Kaplanstellen in Wesel St. Mariä Himmelfahrt und St. Martini wurde er 1988 Pfarrer in Everswinkel-Alverskirchen St. Agatha und übernahm gleichzeitig die Leitung des Referates Ausländerseelsorge in der Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Generalvikariat in Münster. 1996 kehrte er in den Seelsorgedienst im Bistum Tula in Mexiko zurück. 2004 berief ihn die Deutsche Bischofskonferenz zum Geschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerkes „Adveniat” mit Sitz in Essen, das seit über 50 Jahren kirchliche Initiativen zugunsten der Benachteiligten in Lateinamerika und der Karibik mit jährlich mit rund 40 Millionen Euro fördert. Initiiert wurde die traditionelle Weihnachtskollekte am 24./25. Dezember in allen katholischen Gemeinden Deutschlands stattfindet, vom damaligen Kölner Erzbischof Kardinal Josef Frings, seinem Generalvikar Joseph Teusch und dem Essener Bischof Franz Hengsbach. Der Name der Aktion Adveniat stammt von der zweiten Vaterunser-Bitte „Adveniat regnum tuum (dein Reich komme)”. Nach 13 Jahren im Amt des Hauptgeschäftsführers von Adveniat wurde Prälat Bernd Klaschka am 3. März 2017 verabschiedet. Als sein Nachfolger wurde zugleich der Steyler Missionar Pater Michael Josef Heinz eingeführt.

Kontakt: Bischöfliche Aktion Adveniat, Gildehofstr. 2, 45127 Essen, Tel. 0201 /1756–203, Fax 0201 / 1756–222, Internet: www.adveniat.de, www.blickpunkt-lateinamerika.de. Spendenkonto: 17345 bei der Bank im Bistum Essen (BLZ 360 602 95), IBAN: DE03 3606 0295 0000 0173 45, SWIFT/BIC: GENODED1BBE.

Montag, 14.08.2017