Adam und Eva und ein Chip

von Margret Wand

Samstag, 15.08.2015

Autokorrektur
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Hilft hier ein Autokorrektur-Chip?

Was wäre der Computer oder das Smartphone ohne Autokorrektur. Kaum vertippt, kommt schon der Korrekturvorschlag. Oder das Navi: Kaum falsch abgebogen, greift es ein und führt auf den richtigen Weg zurück. Genial!

Wie wäre es, diese Technologie auch Menschen einzubauen?

Ungefähr so, gleich bei der Schöpfung: Adam und Eva müssen das Paradies verlassen. Sie erinnern sich vielleicht: die Geschichte mit der Schlange und der verbotenen Frucht. Jedenfalls ruft Gott die beiden noch mal zu sich, bevor sie gehen. Das wird ihm nicht noch mal passieren, dass die Menschen anders handeln als sie sollen. Er pflanzt ihnen einen Chip ein. Der wird von nun an jedes Mal automatisch eingreifen, wenn Adam oder Eva auf Abwege geraten.

Im Original, in der Bibel, ist dagegen lediglich zu lesen, dass Adam und Eva das Paradies verlassen mussten. Gott gab ihnen die Möglichkeit mit, selbst zu entscheiden, was sie tun wollen, den freien Willen.

Wer frei entscheiden kann, ist für sein Handeln verantwortlich. Er kann abschätzen, welche Folgen sein Handeln hat. Vor einigen Jahren bestritten Hirnforscher, dass der Mensch dies könne, dass er einen freien Willen habe. Der Mensch, meinte beispielsweise der Neurowissenschaftler Gerhard Roth, glaube zwar, dass sein Ich es sei, das denkt. Aber die meisten Prozesse im Gehirn liefen unbewusst und automatisch ab.

In den Diskussionen ging es immer wieder darum, ob Verbrecher überhaupt verurteilt werden dürften. Denn wenn Menschen keinen freien Willen hätten, könnten sie auch nicht für ihr Handeln verantwortlich gemacht werden.

Der Wissenschaftsredakteur Tobias Hürter hält dagegen: "Freier Wille bedeutet, dass Menschen selbstbestimmt handeln. Ihre Wünsche und Absichten sind Ursachen ihrer Handlungen. So gesehen ist es nicht überraschend, dass sich Entscheidungen aus Reizmustern im Gehirn vorhersagen lassen. Denn dort sind auch unsere Wünsche und Absichten versteckt.

Es bestehen also noch Chancen auf freien Willen. Ob wir ihn nun haben oder nicht, es kann hilfreich sein, an ihn zu glauben: Psychologen haben gezeigt, dass Zweifel am freien Willen Menschen aggressiver, weniger hilfsbereit und unmotivierter macht."

Hier finden Sie eine ausführliche Zusammenfassung der unterschiedlichen Argumente zum Thema "Des Menschen freier Wille".

Hier lesen Sie eine kurze Zusammenfassung von Tobias Hürter.

Samstag, 15.08.2015