Das Leben ist wie `ne Bahnfahrt

von Christof Beckmann

Samstag, 21.07.2018

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Mönch und Lokführer: Pater Daniel, heute hat er Namenstag, kann beides. Seit 44 Jahren ist er Benediktiner und noch viel länger Eisenbahnfan. Sein Ordenskleid wechselt er immer wieder mit dem grauen Eisenbahnerkittel. Und packt auch im Urlaub kräftig an.

INFO: Seit 30 Jahren verbringt Benediktinerpater Dr. Daniel Dörnemann OSB (63) seinen Urlaub „unter Dampf”. Seit einem ersten Urlaubsaufenthalt in England repariert er drei Wochen im Jahr Lokomotiven bei der historischen Mid Hants Railway in der Nähe von Winchester. Die Brüder der anglikanischen Benediktinerabtei Alton machten ihn dort auf die “Watercress Line” aufmerksam.
Die Liebe zu den Dampfrössern ist dem gebürtige Coesfelder in die Wiege gelegt: Schon sein Großvater war Dampflokführer, die erste Modelleisenbahn bekam er mit Vier und er lernte selbst Heizer. Trotzdem trat er 1974 in den Benediktinerorden ein, studierte in Salzburg und Rom, promovierte und war wissenschaftlicher Assistent in Würzburg und Freiburg. In der Abtei Gerleve ist er Subprior und in der Seelsorge tätig, arbeitet bei zahlreichen Seminaren mit und leitet seit 1990 die Klosterbibliothek mit ihren 230.000 Bänden. In seiner Freizeit engagiert sich Pater Hörnemann im Verein Alter Bahnhof Lette (Kr. Coesfeld) e.V. und gilt als Bahnexperte: Mit zahlreichen Aufsätzen, Ausstellungen und Vorträgen zur Eisenbahngeschichte, aber auch mit zahlreichen Artikeln in Fachzeitschriften weltweit hat er sich einen Namen gemacht.
Unser Gesprächspartner: Pater Dr. Daniel Hörnemann OSB, Kontakt: Benediktinerabtei Gerleve, Gerleve 1, 48727 Billerbeck, Tel. 02541 / 800-0, Fax 02541 / 800-233, E-Mail: Abtei-Gerleve@web.de, Internet: https://www.abtei-gerleve.de/. Mehr: www.benediktiner.de

Benediktinerabtei Gerleve: 1899 begannen Benediktiner der Erzabtei Beuron auf dem Hof der Geschwister Wermelt in der Bauernschaft Gerleve zwischen Coesfeld und Billerbeck in Westfalen ihr Klosterleben und legten 1901 den Grundstein für Kloster und Kirche. Drei Jahre später wurde das junge Kloster zur Abtei erhoben. Patron ist der hl. Joseph. Bis 1936 erlebte das Kloster einen starken Aufschwung, 100 Mönche wurden 1941 von den Nationalsozialisten bei Aufenthaltsverbot in den Provinzen Rheinland und Westfalen aus der Abtei vertrieben, die von NS-Organisationen besetzt wurde. Nach der Befreiung 1945 diente sie als Lazarett für Verwundete aller Nationen. Die 1946 zurückgekehrten Mönche gründeten 1951 als Ableger das Kloster Nütschau bei Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein.
Heute leben dort 38 Mönche, mehrere sind wissenschaftlich tätig, andere arbeiten als Seelsorger, in der Buchhandlung, der Bibliothek mit ihren rund 230.000 Bänden, im Garten oder in den beiden großen Gästehäusern: Für Erwachsene entstand das Exerzitienhaus Ludgerirast mit 47 Zimmern, für Jugendliche die Jugendbildungsstätte Haus St. Benedikt mit 80 Plätzen. Ein Gästeflügel des Klosters ermöglicht elf männlichen Besuchern das zeitweise Mitleben im Kloster.
Die weithin sichtbare Klosteranlage mit ihren 42 Meter hohen Kirchtürmen wurde von dem Architekten Wilhelm Rincklake, einem Benediktiner aus der Abtei Maria Laach, entworfen und durch Dominikus Böhm restauriert und umgestaltet. Der seitdem mehrfach veränderte Innenraum der dreischiffigen Basilika ist sehr spärlich und wirkungsvoll eingerichtet. In der Marienkapelle befindet sich das Grab von Gräfin Paula Ursula von Galen, der Schwester von Clemens August Kardinal von Galen.
Heute gehört die Abtei Gerleve zu den ungefähr 60 benediktinischen Männer- und Frauenklöstern in Deutschland; weltweit sind es über 1000 mit etwa 13.000 Mönchen und 11.000 Nonnen. Sie widmen sich in festen Gebetszeiten dem täglichen Lob- und Bittgebet, Schriftlesung, Meditation und Gebet des Einzelnen.

Benedikt von Nursia: 480 in der Nähe von Nursia/Umbrien geboren, begann Benedikt in Rom ein Studium, zog der weltlichen Karriere jedoch ein kontemplatives Leben in einer asketischen Gemeinschaft in Enfide vor. „Ora et labora - Bete und arbeite" wurde das Motto seiner Ordensregel. Für die Gruppe, die sich ihm anschloss, entwickelte ein Konzept von Zucht und Maß: zölibatäres Leben, einfache Ernährung, feste Zeiten für Schlaf, Gebet, Lesung und Arbeit. Das Modell des monastischen Lebens für Benedikt war die Familie mit dem Abt als Vater und den Mönchen als Brüdern. Nach der Gründung von zwölf Klöstern in Subiaco im Aniotal, führte er 529 eine Gemeinschaft auf dem Montecassino in der Nähe von Neapel, wo er am 21. März 547 starb.
Benedikt wurde berühmt durch seine Ordensregeln, auf deren Grundlage sich ein Mönchsorden, die Benediktiner, und ein Nonnenorden gründete. Wie Benedikt wurde auch seine Zwillingsschwester Scholastica heilig gesprochen. Von Papst Pius XII. wurde Benedikt zum „Vater Europas“ erklärt, von Paul VI. 1964 zum „Schutzpatron Europas“. Von ihm selbst stammt der Satz: „Keiner soll nach dem eigenen Nutzen streben, vielmehr soll jeder auf das bedacht sein, was für den andern gut ist.“ (Aus der Regel des hl. Benedikt)

Video: Abtei Gerleve aus der Vogelperspektive

Samstag, 21.07.2018