Die Frau aus Gold

von Niklas Buhr

Freitag, 27.04.2018

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Die Goldene Madonna, Essener Münsterkirche, Montage: KiP

Da hat ein Junge in Rügen einen Silberschatz gefunden und dachte erst, es wären Aluminiumreste. Die Sache ging durch alle Medien. Doch für einen Schatz aus Gold muss man gar nicht so weit fahren. Denn wo er steht, sagen sie einfach „Essen sein Schatz" ...

INFO: Die Goldene Madonna, eine der frühesten Plastiken des europäischen Mittelalters, ist das älteste rundplastische Marienbild der Welt. Dargestellt ist Maria als ‚Mutter vom guten Rat‘, die Patronin des Bistums Essen. Täglich kommen viele Gläubige in den Essener Dom, um vor der Skulptur zu beten.
Sie entstand um 980 zur Amtszeit der Essener Äbtissin Mathilde, einer Enkelin Kaiser Ottos des Großen. Die 74 cm hohe Figur ist aus Pappelholz geschnitzt, das mit dünnem Goldblech überzogen ist. Gezeigt wird die Plastik als „Sedes sapientiae / Sitz der Weisheit“ – einem der Attribute, die Maria zugeschrieben werden. Sie sitzt auf einem Schemel und hält das Jesuskind auf ihrem linken Oberschenkel. Mit der rechten Hand hält sie ihm eine Kugel hin, die als Reichsapfel oder Weltkugel gedeutet werden. Sie wird von Christus gesegnet. Bei großen Prozessionen wurde das Bild im Mittelalter an den Bitt-Tagen vor Christi Himmelfahrt und am Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August durch die Kirche und die Straßen getragen. Am Fest Mariä Lichtmess am 2. Februar wurde Maria mit einer goldenen Krone gekrönt, die als Kinderkrone Ottos III. galt.

Die Essener Domschatzkammer: Die im Vergleich mit anderen Domschätzen vergleichsweise kleine, aber kostbare Sammlung der Essener Domschatzkammer gibt Einblicke in die lange Geschichte des Essener Stiftes. Die religiöse Frauengemeinschaft wurde als Stift für adlige Frauen und Mädchen gegründet, die eine zu ihrer Zeit ausgezeichnete Bildung erhielten. Essen gehörte zur Blütezeit im 10. und 11. Jahrhundert neben Quedlinburg und Gandersheim zu den Familienstiften des ottonischen Kaiserhauses – dies schlägt sich auch in großen Kunstwerken nieder: Gemmenkreuze, Lilienkrone, Kreuznagelreliquiar, das Evangeliar der Theophanu, Reliquiare, Kreuze, Kelche, Monstranzen, Handschriften und die größte Sammlung emaillierter sogenannter Burgunder-Broschen gehören neben dem um das Jahr 1000 geschaffenen großen siebenarmige Leuchter zu den Preziosen der Essener Münsterkirche.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11.00–17.00 Uhr, geschlossen am Maifeiertag, Christi Himmelfahrt, Pfingstsonntag, Fronleichnam, Tag der Deutschen Einheit, Allerheiligen, Heiligabend, 1. Weihnachtsfeiertag, Silvester und Neujahr.
Kontakt: Domschatzkammer Essen, Burgplatz 2, 45127 Essen, Tel. 0201 / 2204-206, E-Mail: domschatz@bistum-essen.de, Internet: www.domschatz-essen.de, www.frauenstift.de, www.bistum-essen.de.

Wallfahrten: Die fromme Übung ist nicht nur eine spezifische Ausdrucksform katholischer Frömmigkeit, wie der Blick auf die anderen Weltreligionen zeigt. „Gnadenorte“ des Christentums sind etwa das Heilige Land, wo Jesus gelebt und gelehrt hat, gekreuzigt wurde und auferstand; die Gräber der Apostel und großer Heiliger wie in Rom, Assisi oder Santiago de Compostela und Marien-Wallfahrtsorte wie Lourdes, Loreto und Fatima, Altötting, Kevelaer und Werl. Allein das Bistum Münster kennt 28 große und kleine Wallfahrtsorte, zu denen rund 1,5 Millionen Christen jährlich aufbrechen: Zu den meist besuchten zählten nach Kevelaer die Marienwallfahrtsorte Telgte, Bethen bei Cloppenburg und Eggerode bei Schöppingen, Haltern mit dem Annaberg, der Kreuzwallfahrtsort Stromberg bei Oelde, Warendorf, Herzfeld bei Lippetal, Xanten-Marienbaum und Kranenburg. In Kevelaer zählen die Wallfahrt der Motorradfahrer sowie im August die Wallfahrt der Tamilen und die Bocholter Fußwallfahrt zu den größten Ereignissen im Pilgerjahr.
Der Mai gilt neben dem Oktober als „Marienmonat“, wird mit speziellen Andachten begangen und ist der Mutter Jesu gewidmet. Maria, Tochter von Joachim und Anna und Mutter Jesu (* um 20 v. Chr., † 15. August 48 in Jerusalem oder in Ephesus, ging nach Jesu Tod und Auferstehung der Überlieferung nach mit Johannes, dem „Lieblingsjünger“ Jesu, nach Ephesus. Ihr dortiges Grab wird erstmals 431 beim Konzil von Ephesus benannt. Maria wird verehrt als wahre Gottesmutter, die Jesus durch den Heiligen Geist empfangen hat, ohne Sünde blieb und mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Vom 12. Jahrhundert an wird Maria mit dem Kind als „Madonna" verehrt; dem entspricht eine Vorstellung aus der Apokalypse (Offenbarung 12): die vom Drachen verfolgte Frau, die das Kind zur Welt bringt, das der Erzengel Michael rettete, und die „von der Sonne bekleidet, von Sternen bekrönt auf dem Monde steht." In vielen Teilen der Welt existieren Marienwallfahrtsstätten. Im 19. Jahrhundert kam es vielen Visionen, die zur Entstehung neuer Wallfahrtszentren führten, so in Paris seit 1830, in Lourdes seit 1858, im irischen Knock seit 1879, in Fatima in Portugal seit 1917.

Freitag, 27.04.2018