Ein krasses Weihnachtslied

von Margret Wand unter Mithilfe von: Lena (rechts), Susi (links) mit ihren "Eltern" sowie Tontechniker Andreas Ihrig-Groß und Schauspielerin Maria Wolf

Mittwoch, 16.12.2015

Hyazinthe
Beitrag anhören

Bei der Hyazinthe ist es erlebbar, wie aus einer scheinbar toten Knolle neues Leben sprießt.

Auswendiglernen kommt wieder in Mode. Auch bei alten Weihnachtsliedern. Doch die haben ihre Tücken, stellen Susi, Lena und ihre Eltern heute beim Frühstücken fest.

Erstmals 1599 ist das Weihnachtslied "Es ist ein Ros entsprungen" belegt. Was ist mit einem "Ros" gemeint? Eine Rose? Oder ein Ross? "Ros" ist im Sinne von Zweig zu verstehen. Es erinnert an die Verheißung des Propheten Jesaja:

"Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN."

In politisch schwieriger, fast aussichtsloser Lage will der Prophet Jesaja so das Volk Israel ermutigen. Es soll die Hoffnung nicht aufgeben. Selbst aus scheinbar Totem wie einem Baumstumpf kann neues Leben entstehen. Vom Stammbaum her gehört Jesus – so das Matthäusevangelium – zum Stamme Isais. Deshalb beziehen Christen diese alte Weissagung auf Weihnachten und die Geburt Jesu.

Übrigens: Das Lied ist oft überarbeitet worden. Der Lutheraner Praetorius kürzte das zeitweise auf 23 Strophen angewachsene Lied auf nur zwei Strophen. Er schwächte überdies die im Text enthaltene Marienverehrung ab: Er änderte den Abschluss der letzten Zeile von "bleibend ein' reine Magd" in "wohl zu der halben Nacht" - und tilgte somit die Thematik der unbefleckten Empfängnis.

Im Kirchengesangbuch hat das Lied heute diese Strophen:

1. Es ist ein Ros entsprungen
Aus einer Wurzel zart.
Wie uns die Alten sungen,
Aus Jesse kam die Art
Und hat ein Blümlein bracht
Mitten im kalten Winter,
Wohl zu der halben Nacht.

2. Das Blümlein das ich meine,
Davon Jesaias sagt:
Marie, die reine Magd,
Aus Gottes ewgen Rat
Hat sie ein Kind geboren
Welches uns selig macht.

3. Das Bümelein so kleine,
Das duftet uns so süß,
Mit seinem hellen Scheine
Vertreibt's die Finsternis.
Wahr' Mensch und wahrer Gott,
Hilf uns aus allem Leide,
Rettet von Sünd und Tod.

4. O Jesu, bis zum Scheiden
Aus diesem Jammertal
Laß Dein Hilf uns geleiten
Hin in den Freudensaal,
In Deines Vaters Reich,
Da wir Dich ewig loben.
O Gott, uns das verleih!

Mittwoch, 16.12.2015 / Margret Wand unter Mithilfe von: Lena (rechts), Susi (links) mit ihren "Eltern" sowie Tontechniker Andreas Ihrig-Groß und Schauspielerin Maria Wolf