Haus der Mutter Gottes in Ephesus

von Marion SendkerMarion Sendker

Dienstag, 27.09.2016

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Das "Haus der Maria" bei Ephesos, Fotos: Marion Sendker

Nach dem jahrelangen Boom in diesem Sommer war es an vielen Orten in der Türkei ziemlich leer: Zum „Welttag des Tourismus“ heute nachgefragt an einem berühmten Platz, den die Pilger – die ersten Touristen – schon immer auf dem Programm hatten ...

Info: Die Türkei, derzeit eher von Urlaubern gemieden, hat gerade für Touristen und Pilger einiges zu bieten: Hier liegen zentrale Orte des frühen Christentums wie Ephesus – eines der größten antiken Ruinenfelder der Welt und Heimat einer der ersten christlichen Gemeinden. Der Ort in der Nähe der Stadt Izmir (sprich: Ismir) war auch Austragungsort des dritten Konzils, einberufen von Kaiser Theodosius und mit wichtigen Aussagen – auch zur Gottesmutter. Denn Maria soll nach der Himmelfahrt Jesu mit anderen Frauen in einem Haus Nahe Ephesus gelebt und von dort auch gelehrt haben. Auf einem Hügel mit Blick auf die Ägäis befindet sich das „Haus der Mutter Maria" – ein Ort alter Marientradition, die bis heute lebendig ist: In einem Kloster leben zwei Nonnen und drei Patres und sorgen sich um die Pilger, die aus allen Teilen der Erde an die türkische Westküste reisen. Unter ihnen nicht nur Katholiken – Christen aller Denominationen und auch viele Muslime machen sich auf den Weg zum Ala Dağı (sprich: Ala Daae), so heißt der Hügel, auf dem sich das Heiligtum befindet. Denn auch Muslime verehren die Mutter Gottes und können durch eine oder mehrere Reisen zum Haus der Mutter Maria sogar ihre Pflicht zur Pilgerfahrt ersetzen. So wird das Heiligtum zu einem Ort der Begegnung, des Dialogs und zu einer Quelle von Frieden und gegenseitigem Respekt.

Maria gilt als Vorbild des Glaubens und als „Mutter" der Kirche. Das unterstreichen die im Laufe der Kirchengeschichte formulierten dogmatischen Aussagen über Maria: Sie ist wahre Gottesmutter; sie hat Jesus jungfräulich durch den Heiligen Geist empfangen; sie ist Jungfrau geblieben und in ihrem Leben ohne Sünde; sie selbst wurde empfangen, ohne in die Erbsünde verstrickt zu sein; sie ist mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden. Nach älterer Überlieferung wird ihr Grab in Jerusalem nahe des Löwentors in der Krypta einer Kirche südlich des Ölberges im 4. Jahrhundert am östlichen Rand der Altstadt verehrt, die um 1130 von den Kreuzfahrern erneuert wurde. Einer anderen Überlieferung zufolge ging Maria nach Jesu Tod zwischen den Jahren 37 und 48 mit Johannes, dem „Lieblingsjünger" Jesu, nach Ephesus. Ihr dortiges Grab in einer frühen römischen Basilika wird erstmals 431 beim Konzil von Ephesus benannt. Ihr angebliches Sterbehaus, das Meryemana (Marien-Haus) liegt am Bülbül-Dag, dem „Nachtigallenberg" bei Selçuk - auch viele Muslime verehren dort die „Mutter des Propheten".

Vom 12. Jahrhundert an wird Maria mit dem Kind als „Madonna" verehrt; dem entspricht eine Vorstellung aus der Apokalypse (Offenbarung 12): die vom Drachen verfolgte Frau, die das Kind zur Welt bringt, das der Erzengel Michael rettete, und die „von der Sonne bekleidet, von Sternen bekrönt auf dem Monde steht." In vielen Teilen der Welt existieren Marienwallfahrtsstätten. Im 19. Jahrhundert kam es vielen Visionen, die zur Entstehung neuer Wallfahrtszentren führten, so in Paris seit 1830, in Lourdes seit 1858, im irischen Knock seit 1879, in Fatima in Portugal seit 1917.

Neben vielen Marien-Festtagen im Laufe des Kirchenjahres steht der 12. September unter dem Titel „Maria Namen“. Der ganze Monat Oktober ist dem ihr gewidmeten Rosenkranzgebet gewidmet.

Rosenkranzmonat Oktober: Nach einer Legende soll der heilige Dominikus, Gründer des Dominikanerordens, die heutige Form des Rosenkranzes 1208 nach einer Marienerscheinung in seinem Orden eingeführt haben. Durch den Kartäusermönch Heinrich von Kalkar (1328-1408) kam die Gewohnheit auf, fünfmal zehn „Ave Maria" zu beten und jeden Zehnerblock mit einem „Vater Unser" zu beginnen und einem „Ehre sei dem Vater" zu beenden. Der Trierer Kartäuser Dominikus von Preußen († 1460) fasste die Ereignisse des Lebens Jesu in 50 Schlusssätzen zusammen, die sich an den ersten Teil des Ave Maria anschlossen. Adolf von Essen verkürzte sie auf 15. 1508 wurde dem Ave Maria der Schluss „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns ..." angefügt.

Zur Eröffnung des katholischen Rosenkranzes wird mit dem Kreuz begonnen, darauf folgen fünfmal zehn kleinere Kugeln für die Ave Maria und eine davon abgesetzte große für das Vater Unser und Ehre sei dem Vater. Zehn Ave Maria, ein Vater Unser und ein Ehre sei dem Vater bilden ein Gesätz, fünf dieser Gesätze einen Rosenkranz. Das vollständige Rosenkranzgebet umfasst drei Rosenkränze, also 150 Ave Maria in Analogie zu den 150 Psalmen. Der Rosenkranz in traditioneller Form als Gebetsschnur - es gibt ihn auch als Rosenkranz-Gebetsring - existiert in unzählig unterschiedlichen Ausführungen. Zahlreiche Ordensleute tragen einen Rosenkranz an ihrem Gürtel. Mai und Oktober sind nach katholischer Tradition Rosenkranzmonate, in denen in vielen Kirchengemeinden wöchentliche Rosenkranzandachten gefeiert werden.

Welttag des Tourismus am 27. September 2016: Unter dem Leitwort „Tourismus für alle – Barrierefreie Zugänge ermöglichen“ steht der diesjährige Welttag des Tourismus, der von der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen ausgerufen wird. Seit Beginn beteiligt sich auch der Päpstliche Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs an dieser Initiative, um auf die Herausforderungen wie auch die Möglichkeiten hinzuweisen, die dieser Tag für die Evangelisierung bietet. In seiner diesjährigen Botschaft erinnert der Rat daran, dass bis 2030 die Zahl der Menschen weltweit, die sich eine Ferienzeit leisten können, von derzeit knapp 1,2 Milliarden auf zwei Milliarden steigen wird. Er ist davon überzeugt, „dass der Tourismus zu einer Humanisierung“ in vielen Lebensbereichen beiträgt und neben der Erholung zahlreiche Möglichkeiten des wechselseitigen Kennenlernens der Völker und Kulturen bietet. Zu den positiven Aspekten des Tourismus gehörten auch die Förderung des Friedens und des Dialogs, die Begegnung mit der Natur und die persönliche Entwicklung.

In Deutschland beteiligt sich die katholische Kirche aktiv am Welttag des Tourismus. Erneut sind viele Diözesanmuseen und Schatzkammern an diesem Tag (27. September 2016) kostenfrei für Besucher geöffnet. Eine Liste der teilnehmenden diözesanen Einrichtungen und die Botschaft des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs als pdf-Dateien zum Herunterladen:
Liste der diözesanen Museen, Dommuseen und Schatzkammern, die zum Welttag des Tourismus freien oder ermäßigten Eintritt anbieten PDF 12,83 KB
Botschaft des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs zum Welttag des Tourismus am 27. September 2016 PDF 31,34 KB

Dienstag, 27.09.2016 / Marion SendkerMarion Sendker