In einer Woche: Welt-Suizid-Präventionstag

von Stefan Klinkhammer

Samstag, 03.09.2016

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Eine Million Menschen weltweit setzen jedes Jahr ihrem Leben selbst ein Ende, in Deutschland sind es 10.000, mehr als durch Verkehrs-Unfälle, illegale Drogen und Gewalt-Taten sterben. Am 10. September, ist der Welttag der Suizid-Prävention ...

INFO: Laut einer 2015 in Münster vorgestellten Studie der Katholischen Hochschule NRW verzeichnete die Telefonseelsorge 2014 über 57.000 Gespräche, in denen es um das Thema Selbstmord ging. Allein in Deutschland gibt es jedes Jahr über 10.000 Fälle von Suizid. Die Zahl der Selbstmordversuche ist Schätzungen zufolge zehn Mal so hoch. Auffallend, aber nach Angaben von sciencefiles.org wissenschaftlich noch nicht geklärt, ist die Tatsache, dass 75 Prozent aller Selbsttötungen von Männern begangen werden.

Teresa Enke, Ehefrau von Bundesliga-Spieler Robert Enke, der sich 2009 das Leben nahm, stand zu diesem Thema auch Rede und Antwort beim kürzlich vom 19. bis 22. Juli in Aachen tagenden 20. Weltkongress des Internationalen Verbands für TelefonSeelsorge IFOTES (International Federation of Telephone Emergency Services, www.ifotes.org). Er stand unter dem Motto „for life to go on“. 1.500 Ehrenamtliche aus 28 Ländern stellten in Vorträgen und Workshops (Eurogress Aachen und Workshop-Centrum im Pius-Gymnasium Aachen) die Frage nach den Möglichkeiten zur Hilfe und Unterstützung von Menschen in suizidalen Krisen in den Mittelpunkt. Anlass war zugleich das 60-jährige Bestehen der Telefonseelsorge in Deutschland, das im Anschluss an den Weltkongress mit einem ökumenischen Gottesdienst im Aachener Dom und einem Festakt im Krönungssaal des Rathauses gefeiert wurde.

Der Berliner Arzt, Pfarrer und Psychotherapeut Klaus Thomas veröffentlichte am 5. Oktober 1956 eine private Telefonnummer für die „Ärztliche Lebensmüdenbetreuung". Ein Jahr später entstanden die Stellen in Kassel und Frankfurt.a.M., 1959 folgten Hamburg und Köln, 1960 Kiel und Stuttgart. In den folgenden Jahren zog sich ein Netz von Neugründungen über die ganze Bundesrepublik. Inzwischen arbeiten in Deutschland 105 Telefonseelsorge-Stellen rund um die Uhr. Träger der Telefonseelsorge sind die beiden christlichen Kirchen in Deutschland, die Evangelische Kirche (www.ekd.de; www.diakonie.de) und die Katholische Kirche (www.dbk.de). Der Name „TelefonSeelsorge" ist seit 1999 markenrechtlich geschützt. Inhaber der Marke sind die „Evangelische Konferenz für TelefonSeelsorge und Offene Tür e.V.“ und die „Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für Beratung e.V.“.

Die Telefon-Seelsorge ist 24 Stunden, Tag und Nacht, auch an Wochenenden und Feiertagen, bundesweit erreichbar: Für die bundesweite Organisation arbeiten rund 8.000 umfassend ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit vielseitigen Lebens- und Berufskompetenzen, die durch regelmäßige Supervision begleitet werden. Sie absolvieren eine Ausbildung von zwölf bis 24 Monaten, bevor die Ehrenamtlichen ihren Telefon-Dienst antreten. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge unterliegen der Schweigepflicht, alle Telefonate sind anonym - für beide Seiten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge können die Nummer Anrufer in den Displays der Endgeräte nicht sehen, auch kann niemand der Telefonrechnung entnehmen, dass ein Anruf bei der Telefonseelsorge erfolgte. Die Verbindungsdaten werden von den Telekommunikationsunternehmen nur entsprechend den gesetzlichen Vorschriften gespeichert.

Bereits seit Gründung der ersten Telefonseelsorge-Stellen in Deutschland gab es gute Kontakte zur Deutschen Bundespost, 1976 stellte das Postministerium den einzelnen Telefonseelsorge-Stellen erstmals bundeseinheitliche Rufnummern zur Verfügung. Die Unterstützung durch die Deutsche Telekom besteht seit 1997. Sie trägt seit 1997 sämtliche Gebühren für die aus jedem Ortsnetz in Deutschland unter den beiden Sondernummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222 geführten Telefongespräche, leitet das Gespräch unbemerkt für den Anrufer an einen Mitarbeiter in der nächstgelegenen Beratungsstelle weiter, unterstützt die Anrufenden durch die Übernahme sämtlicher Verbindungskosten (mobil und Festnetz) und stellt der Telefonseelsorge ihr technisches Know-how bei der Umsetzung des Routings und der Anonymisierung der Anrufe zur Verfügung.

Mehr: http://www.telefonseelsorge.de. Bei Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit mehr unter dem Menüpunkt „vor Ort“. Dort finden Sie Ihre nächstgelegene Telefonseelsorge-Stelle.

Unsere Gesprächspartner: Pfarrer Frank Ertel, Leiter der TelefonSeelsorge Aachen-Eifel, E-Mail: frank.ertel@telefonseelsorge-aachen.de.

 

Samstag, 03.09.2016