Letzter Gottesdienst im Bonner Münster

von Johanna Risse

Samstag, 22.07.2017

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Morgen werden die Türen des Bonner Münsters schließen – für einige Jahre. Denn die päpstliche Basilika, Wahrzeichen der Bundesstadt am Rhein, ist an allen Ecken und Enden marode und muss generalsaniert werden. Morgen ist der letzte Gottesdienst ...

INFO: In der ehemaligen Bonner Stiftskirche St. Cassius und Florentius stehen derzeit umfangreiche Sanierungsarbeiten an, die voraussichtlich etwa 20 Millionen Euro kosten werden. Dafür wird die Kirche ab dem 23. Juli 2017 für etwa zweieinhalb Jahre komplett geschlossen. Die Münsterkirche ist die katholische Hauptkirche Bonns und Wahrzeichen der Stadt.

Im Bereich des Bonner Münsters gefundene Altäre bezeugen den Ort als frühe Kultstätte für römische Götter. Eine kleine Nekropole mit Grabmälern bestand seit dem 2. Jahrhundert, seit der Mitte des 6. Jahrhunderts zudem eine Saalkirche der Merowinger, die bis zum Ende des 8. Jahrhunderts in karolingischer Zeit weiter ausgebaut wurde. Das als Grabstätte der Märtyrer Cassius und Florentius angesehene Gebäude wurde zum Cassius-Stift mit der Kirche St. Cassius und Florentius, die um 1050 durch eine neue dreischiffige Kreuzbasilika im romanischen Stil ersetzt wurde. In der Gruft unter der Krypta befinden sich drei Steinsarkophage, nach denen der vorige Bau ausgerichtet war. In ihnen vermutete man die Reliquien der Bonner Märtyrer Cassius, Florentius und ihrer Gefährten, die man 1166 in Schreine am Hochaltar überführte. Im Münster wurden vier Erzbischöfe von Köln beigesetzt, auch war es 1314 und 1346 zweimal Krönungsstätte deutscher Könige. Nach weiteren Umbauten und Erweiterungen wurde das Münster mit seinem über 81 Meter hoher Vierungsturm 1583–1589 und 1689 erheblich zerstört.

Nach der Säkularisation des Stiftes am Beginn des 19. Jahrhunderts und dem Abriss der benachbarten Pfarrkirche St. Martin im Jahr 1812 kam das Münster in den Besitz der Pfarre St. Martin. Es gilt als Vorbild für die Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, die 1891-95 auf Anregung durch die an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität studierenden Kronprinzen des Hauses Hohenzollern in Anlehnung an das Bonner Münster erbaut wurde. Nach Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg und Restaurierung trägt es seit 1956 den Titel einer Päpstlichen Basilica minor.

Unser Gesprächspartner: Pfr. Wilfried Schumacher, geboren 1949 in Bonn, studierte in Bonn, München und Köln. Nach der Priesterweihe 1974 war er Kaplan in Euskirchen, Diözesanreferent für Öffentlichkeitsarbeit in den Pfarrgemeinden, Pfarrer in Aegidienberg, 1989-1998 Hochschulpfarrer in Düsseldorf und ist seit 1998 in Bonn Seelsorger für die Menschen in der Pfarrei St. Martin rund um die Bonner Münster-Basilika. Seit 2008 „Kaplan Seiner Heiligkeit“ (Monsignore), ist Schumacher verantwortlich für die City-Pastoral in der Bonner Innenstadt und seit 1998 als Stadtdechant Repräsentant der katholischen Kirche in der Stadt Bonn. 2016 trat er seine vierte Amtsperiode an. Kontakt: Msgr. Wilfried Schumacher, Gerhard-von-Are-Str. 5, Postfach 7190, 53071 Bonn, Tel. Sekretariat 0228 / 98588-11, Fax 0228 / 98588-15, Internet: http://www.wilfried-schumacher.de/index.html

Samstag, 22.07.2017