Letztes Abendmahl in Jerusalem

von Stefan Klinkhammer

Donnerstag, 13.04.2017

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Pater Nikodemus Schnabel OSB, Mönch in Jerusalem

Die Grabeskirche, die Geburtskirche in Bethlehem, das Grab der Muttergottes und die Himmelfahrtskapelle zählen zu den Heiligen Stätten der Christen. Heute der Blick auf den Abendmahlssaal, an den heute in den Messen und Gottesdienste erinnert wird ...

INFO: Papst Franziskus begibt sich am Gründonnerstag in ein Gefängnis im 60 Kilometer östlich von Rom gelegenen Paliano und wäscht bei der Messe italienischen Häftlingen wie bereits 2013 und 2015 die Füße. Der Ritus erinnert daran, dass Jesus beim Letzten Abendmahl seinen Jüngern die Füße wusch. Franziskus hatte dies im vergangenen Jahr an Flüchtlingen vollzogen.

Überall auf der Welt gedenken Christen heute der Nacht, in der Jesus verraten und gefangen genommen wurde, besonders des letzten Zusammenseins Jesu mit seinen Jüngern am Vorabend der Kreuzigung. In dem gemeinsamen Mahl nimmt Jesus seinen Tod bereits voraus und trägt seinen Jüngern auf, das Mahl in diesem Sinne zu seinem Gedächtnis immer wieder zu feiern. Als Ort dieses im Neuen Testament beschriebenen „Letzten Abendmahls“ (Markus 14,12-16 / Apg. 1,12-14) gilt das aus dem 14. Jh. stammende sogenannte „Coenaculum“ am unterhalb der südlichwestlichen Altstadt von Jerusalem gelegenen Zionsberg. In der christlichen Tradition war dies das Stadtgebiet Jerusalems, in dem die ersten Christen lebten und wo der Abendmahlssaal sehr früh verortet wurde. Der Bereich um den „oberen Raum“, von dem in der Bibel die Rede ist, wurde durch Johannes II., Patriarch von Jerusalem (384-414 n.Chr.), zur großen Kirche des „Heiligen Zion" ausgebaut. Die als „Mutter aller Kirchen“ bezeichnete fünfschiffige Basilika wurde 614 n.Chr. von den Persern zerstört und 20 Jahre später wieder aufgebaut. Erst die Kreuzfahrer errichteten auf den Fundamenten dieser Basilika 1100 n.Chr. die dreischiffige „St. Marien-Kirche“ mit Kloster und zweistöckiger Kapelle, die an das Abendmahl erinnert. Nach erneuter Zerstörung übernahmen die Franziskaner 1333 das Grundstück. Auf ihm errichtete 1342 die Königin von Neapel ein zweistöckiges Gebäude, das eine Kapelle und den Abendmahlssaal umschloss. Auf dem 1552 wiederum von den Muslimen enteigneten Grundstück geht die heutige „Kapelle des Coenaculum“ auf die Franziskaner zurück, in dem im Obergeschoß das Coenaculum die Stätte des letzten Abendmahls verehrt wird. 1542 wurde der reich verzierte Mihrab, eine muslimische Gebetsnische, eingefügt, eine arabische Inschrift an der Nordwand zeugt von der Umwandlung der alten Kirchen mit dem seit dem 12. Jh. verehrten Grab von König David in eine Moschee. Das gesamte Gebäude des Abendmahlsaales in Jerusalem befindet sich seit 1948 im Eigentum des jüdischen Staates und ist ein Museum.
Mehr: http://www.theologische-links.de/downloads/israel/jerusalem_sehenswuerdigkeiten.html  

Unser Gesprächspartner: Nikodemus Claudius Schnabel, 1978 geboren in Stuttgart, studierte nach dem Abitur 1998 am Fuldaer Domgymnasium an der Theologischen Fakultät Fulda, anschließend in Jerusalem, Münster und München. 2000/2001 Teilnehmer am Theologischen Studienjahr in der deutschsprachigen Abtei „Dormitio Beatae Mariae Virginis“ auf dem Jerusalemer Zionsberg, der er sich nach dem Studium 2003 als Mönch anschloss. Nach Profess 2004 und Weihe zum Diakon 2009 übernahm er 2011 die Leitung des 1908 gegründeten „Jerusalemer Institutes der Görres-Gesellschaft” (JIGG). Im September 2013 empfing er die Priesterweihe durch den Lateinischen Patriarchalvikar für Jerusalem, Bischof William Schomali. Promotion in Wien, aktuell Pressesprecher der Abtei und Auslandsseelsorger für den Gemeindeteil Tel Aviv. Hautnah spürt er als Mönch auf dem neutralen schmalen Streifen zwischen Israel und Palästina auch die seit Monaten wieder von vielen Seiten verstärkt ausgehende religiös motivierte Gewalt in Israel. Das Dormitio-Kloster auf „neutralem Gebiet“ dient als Begegnungsstätte der verschiedenen Religionen und ist Treffpunkt für Politiker, Diplomaten und Korrespondenten aus aller Welt – ideal für einen neuen Blick auf den Nahostkonflikt. Darauf spielt auch der Titel seines Buchs „Zuhause im Niemandsland“ an.

Das Buch: Pater Nikodemus Schnabel, Zuhause im Niemandsland. Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina, 176 Seiten, Verlag: Herbig; Auflage: 1 (14. September 2015), ISBN-10: 3776627441, ISBN-13: 978-3776627442. Kontakt: Dormition Abbey, Mount Zion, P.O.B. 22 / 91000 Jerusalem, ISRAEL, Tel. Abtei: +972-2-5655-330, Fax Abtei: +972-2-5655-332, E-Mail: nikodemus.schnabel@gmail.com, Internet: www.dormitio.net, www.jigg.eu.

Donnerstag, 13.04.2017