Markus Evangelist

von Christof Beckmann

Mittwoch, 25.04.2018

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Bild: Univ.-Prof. Dr. Markus Tiwald, Universität Duisburg-Essen, Foto + Montage: KIP-NRW

Schneewittchen und Smudo ist erlaubt worden, Störenfried oder Whisky aber haben Standesämter abgelehnt. Wenn es um Vornamen geht, ist das so eine Sache. Heute steht einer auf dem Kalender, der nie ohne einen Löwen auftritt. Und Tarzan ist es nicht ...

INFO: Markus – der mit dem Löwen. Alle, die diesen Namen tragen, können heute ein bisschen feiern. Denn der Evangelist steht heute auf dem Kalender. Nach der kirchlichen Tradition schrieb Markus spätestens nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70 nach Christi Geburt das nach ihm benannte erste Evangelium nieder. Aus den zeitlich folgenden Evangelien des Matthäus und des Lukas, die in den 80-er Jahren bei ihm abgeschrieben haben, kann nach der Forschung eine wohl bereits in den 60-er Jahren entstandene frühere „Logienquelle“ rekonstruiert werden, die  heute nicht mehr vorhandenen ist. Sie versammelt sehr altes Spruchgut, das man über Jesus überliefert hat, Aussprüche Jesu, Gleichnisse, die Bergpredigt und das Vaterunser-Gebet.

Über sein Leben ist manches Legendenhaftes berichtet. Danach soll Markus am 25. April des Jahres 68 in Alexandria getötet worden sein, wo er als erster Bischof der Stadt galt. Die koptische Kirche in Ägypten verehrt Markus als ihren Gründer. 828 wurden seine sterblichen Überreste von Kaufleuten aus Venedig in die Lagunenstadt entführt, wo ihm die Venezianer den ersten Markusdom bauten, der 976 komplett niederbrannte. Erst der Beendigung des Nachfolgebaus 1094 wurden die Reliquien „wiedergefunden“ und ruhen heute in einem Steinsarkophag unter dem Hauptaltar von San Marco. Unter seinem Evangelistensymbol, dem seit dem 4. Jahrhundert nachgewiesenen geflügelten Löwen, demonstrierte die stolze Republik Venedig jahrhundertelang ihre Gleichrangigkeit mit Rom oder Byzanz. Auch die Insel Reichenau im Bodensee ist mit ihren Markus-Reliquien ein wichtiger Verehrungsort, weitere sterbliche Überreste befinden sich in Rom, Paris, Cambrai, Tournai und Köln. 1968 ging ein Teil an den Patriarchen von Alexandria zurück - als Geste anlässlich der 1900-Jahr-Feier der Gründung der Koptischen Kirche. Sie werden seitdem in der Markus-Kathedrale in Kairo aufbewahrt. Dargestellt wird Markus meist mit einer Schreibfeder vor einem Buch sitzend, sein Symbol ist der Löwe, der sich wie die anderen Evangelistensymbole aus Offb 4,7 EU ableitet.

Unser Gesprächspartner: Univ.-Prof. Dr. Markus Tiwald, geboren 1966 in Güssing, Burgenland / Österreich, studierte 1986-1993 Katholische Theologie in Wien und Lyon/Frankreich. Nach dem Diplom wurde er 1994 zum Priester geweiht und war Kaplan in Maria Enzersdorf bei Wien. 1995-1998 ging er für ein Lizentiatsstudium am „Studium Biblicum Franciscanum“ nach Jerusalem und wirkte ab 1997 als Universitätsassistent am Institut für Neutestamentliche Bibelwissenschaft der Universität Wien. Seiner Promotion zum Dr. theol. schloss er eine Ausbildung zum Psychotherapeuten an, übernahm eine Gastprofessur an der päpstlichen Universität Antonianum in Rom, war Kolumnist bei der Tageszeitung „Kurier“ und Autor für zahlreiche Rundfunksendungen, zugleich Privatdozent in Wien und Pfarrer in Wien-Floridsdorf. 2007 habilitierte sich Tiwald für das Fach „Neutestamentliche Bibelwissenschaft“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät Wien, übernahm 2008 eine Vertretungsprofessur für das Fach „Biblische Theologie und ihre Didaktik / Schwerpunkt Neues Testament“ an der Universität Duisburg-Essen und wurde zum Universitätsprofessor ernannt. Neben Mitgliedschaften in zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen ist er seit 2012 Vorstandsmitglied des Salomon Ludwig Steinheim-Instituts für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen. Dort ist er auch tätig in der seelsorgliche Begleitung der Studierenden.

Kontakt: Univ.-Prof. Dr. Markus Tiwald, Lehrstuhl Neues Testament, Katholische Theologie, Universität Duisburg-Essen, Universitätsstraße 12, R12 T04 E13, 45141 Essen, Tel. 0201 / 183-3491.

Letzte Veröffentlichungen: Wanderradikalismus. Jesu erste Jünger – ein Anfang und was davon bleibt. (ÖBS 20). Frankfurt am Main: Peter Lang, 2002 (331 Seiten); Das Frühjudentum und die Anfänge des Christentums: Ein Studienbuch. (BWANT 208). Stuttgart: Kohlhammer, 2016 (367 Seiten).; Die Logienquelle: Text, Kontext, Theologie. Stuttgart: Kohlhammer, 2016 (208 Seiten).

Mittwoch, 25.04.2018