Monat der Weltmission: Schwester Mary John

von Christof Beckmann

Donnerstag, 13.10.2016

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Bild: Überall auf den Philippinen sind sie im Einsatz: die Jeepneys, Sammeltaxen, ein Relikt aus der amerikanischen Kolonialzeit. Foto: missio/Hartmut Schwarzbach

Zehn Millionen Filipinos arbeiten im Ausland, in der Mehrheit Frauen. Schwester Mary John kennt die Schattenseiten dieser Arbeitsmigration für die Familien. Besonders empört sie sich über die Lage philippinischer Hausmädchen in arabischen Ländern...

INFO: Der „Monat der Weltmission“, die weltweit größte katholische Solidaritätsaktion, wird jährlich zeitgleich in rund 100 Ländern begangen und steht 2016 unter dem Leitwort „... denn sie werden Erbarmen finden“ aus dem Matthäusevangelium. Federführend für Deutschland ist das Internationale Katholische Missionswerk missio. Die diesjährige Aktion wurde am 2. Oktober im Hildesheimer Dom bundesweit eröffnet. Den Gottesdienst feierten der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle, der Erzbischof von Manila, Kardinal Luis Tagle, der Erzbischof von Cotabato auf den Philippinen, Kardinal Orlando Beltran Quevedo und der Präsident von missio in Aachen, Prälat Klaus Krämer. In ganz Deutschland finden mehrere hundert Veranstaltungen statt. Die Aktion läuft bis 23. Oktober, dem „Sonntag der Weltmission“, an dem in allen katholischen Kirchen für die Aktion gesammelt wird. Der Erlös kommt der Arbeit der etwa 1.100 ärmsten Bistümer in Afrika, Asien und Ozeanien zugute.

Partnerland 2016 sind die Philippinen. Von den 7107 Inseln des Archipels sind nur 880 bewohnt. Immer wieder müssen sich die Bewohner vor Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Wirbelstürmen in Sicherheit bringen. Der Taifun Haiyan zerstörte 2013 weite Teile der Inseln Leyte und Samar. Über 6000 Menschen starben, Hunderttausende verloren ihr Zuhause. Rund 82 Prozent der etwa 100 Millionen Einwohner sind Katholiken, die die Hälfte der Katholiken Asiens stellen.

Bis heute sind die Philippinen ein Land extremer Gegensätze: Trotz reicher natürlicher Ressourcen leben viele Menschen in großer Armut. Bis heute leidet das Land unter zahlreichen menschengemachten sozialen und politischen Ungerechtigkeiten sowie unter den Folgen von Erdbeben und regelmäßigen schweren Wirbelstürmen (Taifune), denen besonders die arme Bevölkerungsmehrheit schutzlos ausgeliefert ist. Korruption und mangelnde Einkommensmöglichkeiten gehören zu den großen Herausforderungen des Inselstaates, armen Familien bleibt oft nur die Landflucht in die Großstädte, andere suchten Arbeit im Ausland: Über 10 Millionen Philippiner und vor allem Philippinerinnen arbeiten im Ausland, etwa als Seeleute und Hausangestellte, und sichern ihren Familien mit den Geldüberweisungen ein besseres Überleben.

Mindanao ist Schauplatz eines der ältesten Konflikte Südostasiens. Lange bildeten die Muslime dort die Mehrheit. Doch in den 1950ern förderte der Staat die Zuwanderung von Christen aus übervölkerten nördlichen Landesteilen. Dadurch verloren viele Muslime und Angehörige indigener Volksgruppen ihr Land. Ein jahrzehntelanger Kampf zwischen philippinischer Regierung und bewaffneten Rebellengruppen um die Unabhängigkeit war die Folge. Mindestens 120.000 Menschen kostete der Bürgerkrieg das Leben, Hunderttausende flohen vor der Gewalt. 2014 einigte sich die Regierung mit der stärksten Rebellengruppe auf ein Friedensabkommen und die Gründung der muslimischen Autonomieregion Bangsamoro, doch hat sich ie Hoffnung auf dauerhaften Frieden in Mindanao bislang nicht erfüllt. Die an Bodenschätzen reiche Insel ist heute das Armenhaus der Philippinen.

Inzwischen sorgte der neue philippinische Staatspräsident Rodrigo Duterte mit markigen Sprüchen für Schlagzeilen. Seinem Schießbefehl gegen Drogenabhängige und Dealer fielen in zwei Monaten rund 3.000 Drogendealer und -konsumenten zum Opfer. Die Kirche, der wichtigste Schulträger des Landes, hat den Kurs des Präsidenten in einem Hirtenbrief verurteilt: Statt sie zu erschießen, müsse Abhängigen geholfen werden. Duterte hatte die Kirche vor der Wahl als „scheinheiligste Institution des Landes“ und die Bischöfe als „Hurensöhne“ bezeichnet – eine Wortwahl, die er auf auf Papst Franziskus anwandte. Ob für den Dialog und ein friedliches Miteinander auf Mindanao oder Hilfe zur Selbsthilfe für Familien in Not in den Slums Manilas - kirchliche Projekte setzen auf langfristige Hilfe. missio hat diesen kirchlichen Einsatz auf den Philippinen 2015 mit rund zwei Millionen Euro unterstützt.

Linktipps: Monat der Weltmission 2016, www.missio-hilft.de/philippinenfilm

KONTAKT: missio - Internationales Katholisches Missionswerk e.V., glauben.leben.geben. Pontifical Mission Society / Oeuvre Pontificale Missionaire, Goethestraße 43, 52064 Aachen, Tel. 0800 / 38 38 393, Fax 0241 / 75 07 335, E-Mail: post@missio.de, Internet: www.missio-hilft.de, www.bedraengte-christen.de

Unsere Gesprächspartnerin: Schwester Mary John Mananzan OSB setzt sich für Frauenrechte und Geschlechtergerechtigkeit ein und gründete das Institut für Frauenstudien in Manila. Die Missionsbenediktinerin kennt die Schattenseiten dieser Arbeitsmigration für die philippinischen Familien und den Alltag für die Arbeitsmigrantinnen. Sie stellen die Mehrheit der zehn Millionen Filipinos, die im Ausland arbeiten, unterstützen mit ihrem Lohn als Krankenschwester, Hausangestellte, Kindermädchen oder im Service ihre Familien in der Heimat. Schwester Mary John empört sich besonders über die Lage zehntausender Dienstmädchen in den arabischen Ländern am Golf, die unter miserablen Bedingungen bis zu 16 Stunden täglich arbeiten, ausgenutzt und misshandelt werden. Alleine in Katar sollen nach Schätzungen 40.000 von ihnen leben. Die Ordensfrau klagt die philippinische Regierung an, nichts gegen diese Verletzungen der Menschenrechte und den Menschenhandel zu unternehmen.

missio-Projektpartner versuchen, mit den Frauen Kontakt aufzunehmen und sie aus ihrer Notlage zu befreien. So setzt sich die philippinische Organisation Migrante von ihrer Zentrale in Manila aus für die Dienstmädchen ein, denn Büros direkt in den Golfstaaten zu unterhalten ist nicht möglich. Mit Hilfe von Telefon-Hotlines in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar und auf den Philippinen tritt Migrante mit den Dienstmädchen und ihren Angehörigen in Kontakt, schult ehrenamtliche Helfer, die vor Ort Unterstützung anbieten und leistet Rechtsbeistand. Projektbeschreibung unter https://www.missio-hilft.de/media/welt/asien/philippinen/m-300-343-16-001.pdf

Donnerstag, 13.10.2016