Neue Heimat für junge syrische Christen

von Christof Beckmann

Samstag, 18.02.2017

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Gast aus Damaskus: Don Simon Zakerian SDB, Beauftragter für die Jugendpastoral der Salesianischen Ordensprovinz „Medio Oriente", Foto: KIP

Von überall aus Deutschland trafen sich jetzt mehr als 100 junge syrische Christen zur großen Wiedersehensfeier mit Don Simon Zakerian SDB aus Damaskus bei den Salesianern Don Boscos in Essen. Ab jetzt werden sie alle drei Monate gerne Gastgeber sein.

INFO: Von überall aus Deutschland und sogar aus den Niederlanden trafen sich bei den Salesianern Don Boscos in Essen mehr als 100 junge syrische Christen zu einer großen Wiedersehensfeier mit Messe, Gespräch und gemeinsamem Essen. Mit rasender Geschwindigkeit hatte sich herumgesprochen, dass Don Simon Zakerian SDB aus Damaskus kurzfristig zu Gast sein würde. Viele kannten den Beauftragten für die Jugendpastoral der Salesianischen Ordensprovinz „Medio Oriente" noch aus ihrer Schulzeit in Aleppo und in der syrischen Hauptstadt – und sie alle wollte er wiedersehen. Über die Sozialen Netzwerke ging die Nachricht von der Einladung durch ganz Europa – zur Freude von Gastgeber Pater Otto Nosbisch, Direktor des St. Johannesstifts.

„Lernt, wie die Menschen hier leben“, appellierte Pater Zakerian, „bringt euch ganz ein in die Gesellschaft, erkennt eure neue Heimat an, auch wenn es manchmal schwer fällt. Leistet euren Beitrag zu einem guten und versöhnten Miteinander, wie es uns der christliche Glaube lehrt. Und tretet für ihn ein, denn ihr habt eine große Mission in diesem Land. Christus begleitet uns und das macht es leichter.“ Er hoffe, dass die jungen Menschen hier ein wirkliches Zuhause finden, doch er bete auch für die Menschen hier: „Sie haben so viel Gutes getan und durch die Aufnahme und Gastfreundschaft ein so großes Zeichen der Mitmenschlichkeit und Humanität gesetzt. Dafür sind wir sehr dankbar. Und wollen viel zurückgeben.“ Die jungen Syrer selbst wollen in Kontakt bleiben und sich besser vernetzen. Dazu ist eine weitere Kooperation fest geplant und ein fester Turnus bereits verabredet: Ab jetzt, so Direktor Pater Otto Nosbisch, werden die Salesianer im St.Johannesstift in Essen alle drei Monate gerne Gastgeber sein.

Der Turiner Priester, Ordensgründer, Erzieher und „Sozialarbeiter” Don Giovanni Bosco (*16. August 1815 in Becchi bei Turin, † 31. Januar 1888 in Turin) gehört neben Adolph Kolping, Paul Josef Nardini und vielen anderen zu den großen Sozialaposteln des 19. Jahrhunderts. In dem Spruch „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen” – spiegelt sich die Grundhaltung seines Lebens und seiner erzieherischen und pastoralen Tätigkeit. Er sammelte in Turin hilfsbedürftige Mädchen und Jungen und bemühte sich um ihre schulische, berufliche und religiöse Bildung. Trotz großer Schwierigkeiten mit kirchlicher und staatlicher Obrigkeit gewann Don Bosco dazu viele Mitarbeiter und gründete 1859 die Salesianer Don Boscos (lat. Societas Sancti Francisci Salesii, Abk. SDB, „Gesellschaft des heiligen Franz von Sales“) und gab seinen Priestern und Brüdern eine 1874 von Papst Pius IX. anerkannte Lebensregel. Seine neu gegründete Ordensgemeinschaft nannte er „Salesianer“, denn zeitlebens war Don Bosco von Franz von Sales fasziniert, dessen Menschlichkeit und Liebenswürdigkeit für ihn zu wichtigen Bestandteilen seines pädagogischen Engagements wurden. Schon 1875 gab es eine erste Missionsexpedition nach Argentinien, 1876 eine zweite, bei der dritten Expedition 1877 gingen auch Don-Bosco-Schwestern in das Land. Ab 1876 bestanden Stützpunkte in Uruguay, 1883 in Brasilien und 1887 in Chile. Bis heute sind die Salesianer Don Boscos besonders in Südamerika breit vertreten.

Schwerpunkt der Tätigkeit der Ordensgemeinschaft ist bis heute Jugendarbeit und Jugendhilfe. 1934 wurde Don Bosco von Papst Pius XI. (1922–1939) heilig gesprochen. Sein Gedenkfest ist am 31. Januar. Als zweitgrößter Männerorden und drittgrößte Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche engagiert sich die Gemeinschaft heute mit über 16.000 Mitgliedern, über 1.700 Niederlassungen in ca. 85 Provinzen, in weltweit etwa 130 Ländern für rund 16 Millionen benachteiligte Kinder und Jugendliche.

Die Salesianer in Deutschland: Nach Deutschland kamen die ersten Salesianer 1916 und gründeten in Würzburg ihre erste Niederlassung. Derzeit sind rund 400 Ordensangehörige in der Deutschen Provinz mit Sitz in München zusammengeschlossen. Der Orden unterhält bundesweit 35 Einrichtungen der Erziehungshilfe und Berufsbildung, Schulen, Jugendwohnheime und Einrichtungen der offenen Jugendarbeit in Brennpunktgebieten. Im oberbayerischen Benediktbeuern befindet sich ein Aktionszentrum, eine Jugendherberge sowie das Zentrum für Umwelt und Kultur, in Bonn arbeitet die Missionsprokur. Die Salesianer beschäftigen in Deutschland rund 1.600 Mitarbeiter.

In Essen begannen die ersten vier Salesianer 1921 mit einer Offenen Tür („Oratorium“) und einer Wohnstätte für junge, mittellose Bergleute. Doch auch Bildung stand auf dem Plan der „Padders“ wie sie hier genannt werden – für junge Männer, die ihre Zukunft im Orden sahen. Daraus entstand 1966 das Don-Bosco-Gymnasium, zunächst als reine Jungenschule. Die staatlich anerkannte Schule in Trägerschaft der Salesianer war bis 1999 als letzte höhere Schule in Nordrhein-Westfalen nicht für Mädchen zugänglich. Mittlerweile besuchen etwa 40 Prozent Mädchen die Anfangsklassen und immer noch übersteigt die Nachfrage nach Plätzen das Angebot des Gymnasiums, das 2016 mit rund 1000 Schülern in sein Jubiläumsjahr ging. Die vor 25 Jahren aus einer Initiative des Schülerrates entstandene Aktion „Werkzeug für Haiti“, gilt als Beispiel für das Prinzip des Ordens, nach dem durch den Einsatz für junge Menschen auch diese später für soziales Engagement gewonnen werden sollen. Das Engagement der Salesianer in Essen geht auch über die Schule hinaus: 1977 entstand auf dem Gelände an der Theodor-Hatz-Straße zum Beispiel Jugendtreff „Don-Bosco-Club“ später die Jugendberufshilfe-Einrichtung „Die Boje“. Die örtliche Don-Bosco-Familie hat 75 Mitglieder plus etwa 50 ehrenamtliche Mitarbeiter im „Don Bosco Club“ und 30 Ehrenamtliche am Gymnasium.

Mehr zu Don Bosco und den Salesianern (SDB): www.salesianer.de, www.donbosco.de.

Unser Gesprächspartner: Pater Otto Nosbisch, Jahrgang 1959, stammt aus der Eifel und machte nach der Hauptschule zuerst eine Lehre bei der Post, bevor er 1977 zu den Kölner Salesianern im Stadtteil Mülheim ging. Nach der Priesterweihe 1991 wurde er Leiter der dortigen Offenen Tür, wechselte dann an das St. Johannes-Stift in Essen-Borbeck. Seit 2008 leitete er das Haus Don Bosco in Calhorn und kehrte 2015 als Direktor nach Essen zurück. Der Berufungsbeauftragte für die Deutsche Provinz des Ordens gehört auch der Deutschen Ordensleitung an. Kontakt: Don Bosco-Gymnasium Essen-Borbeck, Privates Gymnasium für Jungen und Mädchen in der Trägerschaft der
 Salesianer Don Boscos,
Theodor-Hartz-Str. 15, 45355 Essen, Tel. 0201 / 68 503-43, Fax 0201 / 68 503-66, E-Mail: schulverwaltung@dbgessen.de, Homepage des Gymnasiums im Internet: www.dbgessen.de. St. Johannesstift, Theodor-Hartz-Straße 15, 45355 Essen. Adressen: Gymnasium, Tel. 0201 / 68503–43, Fax 0201 / 68503–66; Pfarrei St. Johannes Bosco: Theodor-Hartz-Str. 8-10, 45355 Essen, Tel. 0201 / 610607, Fax 0201 / 6144324. 

Die DON BOSCO MISSION, 1968 gegründet als Missionsprokur, finanziert Hilfsprojekte durch Spenden, Fundraising und Beiträgen verschiedener christlicher Hilfswerke und Diözesen, z. B. Misereor, päpstliches Kinderhilfswerk. 148.000 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter (z.B. Lehrer, Sozialarbeiter) betreuen rund 16 Millionen Mädchen und Jungen in 1.800 Niederlassungen weltweit. Weltweit betreiben die Salesianer 741 Grundschulen, 1085 Sekundarschulen, 138 technische Gymnasien, 778 Berufsausbildungszentren. Kontakt: DON BOSCO MISSION, Sträßchensweg 3, 53113 Bonn, Tel. 0228 / 539 65-0, Fax 0228 / 539 65-65, Spendenkonto: 22 37 80 15, BLZ 370 601 93, Pax Bank Mehr zu Don Bosco und den Salesianern (SDB): http://www.donboscomission.de, www.donbosco.de, www.salesianer.de, www.donbosco.de, www.come-to-bosco.eu.

Samstag, 18.02.2017