Suche Frieden. Und halte ihn fest.

von Christof Beckmann

Dienstag, 08.05.2018

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Der 8. Mai ist ein Tag, der für viele Länder der Welt eine besondere Bedeutung hat. Paraden und Gedenkstunden erinnern an den Tag des Kriegsendes 1945. Für Millionen von Menschen – nicht nur in Europa - ist dieses Datum immer noch kein beliebiger Tag ...

INFO: Für die meisten Nachbarn in Europa hat der Tag eine größere Bedeutung als bei uns: Er ist Gedenktag für das Ende des Zweiten Weltkriegs, denn am 8. Mai 1945 schwiegen die Waffen. Nur fünf Jahre später machte der französische Politiker Robert Schuman einen unerhörten Vorschlag, der als Gründungsdatum der Europäischen Union gilt. „Der Friede der Welt kann nicht gewahrt werden ohne schöpferische Anstrengungen, die der Größe der Bedrohung entsprechen“, heißt es in der von Robert Schuman am 9. Mai 1950 in Paris vorgestellten „Historischen Erklärung“. Mit nüchternem Blick sah er eine Entwicklung zu einem föderalen Europa als Prozess in kleinen Schritten: „Europa lässt sich nicht mit einem Schlage herstellen und auch nicht durch eine einfache Zusammenfassung. Es wird durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen.“

Europatag: Suche Frieden – Finde Europa: Dem Thema ist am Samstag, 12. Mai, beim 101. Deutschen Katholikentag in Münster ein „Europatag" gewidmet, bei dem Interessierte mit politisch Verantwortlichen diskutieren und in vielen interaktiven Aktionen Europa hautnah entdecken können. Der Kontinent stehe derzeit eher für Zerrissenheit und Streit und Missgunst statt für ein friedliches Miteinander, so de Organisatoren. „Europa hautnah erleben und mitdiskutieren, darum geht es beim Europatag. Wir laden ein, Europapolitik zu entdecken und auf Augenhöhe mit politisch Verantwortlichen zu debattieren", sagt Christian Moos, Generalsekretär der Europa-Union Deutschland. Der Bürgerverein, bei dem 17.000 Mitglieder aktiv sind, hat die Veranstaltung maßgeblich mit vorbereitet. Zur Diskussion über die Themen Demokratie und Bürgerrechte, Migration und Freizügigkeit, Frieden und Verteidigung sowie Landwirtschaft, Klima, Umwelt haben sich viele interessante Gesprächspartnerinnen und -partner angesagt - unter anderem die Vizepräsidentin des Europa-Parlaments Evelyne Gebhardt, die Europaabgeordneten Elmar Brok, Sven Giegold, Rebecca Harms und David McAllister und auch Stimmen aus der deutschen Politik und der EU-Kommission. Der Tag beginnt mit einem biblischen Impuls von Kardinal Reinhard Marx, dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zum Thema Europa. Daneben werden im und um das Kongresszentrum MCC Halle Münsterland eine Vielzahl von Aktionen und Spielen angeboten. Alle Veranstaltungen im Rahmen des Europatags sind Sie in der Programmübersicht zu finden: www.katholikentag.de/europatag

Der 8. Mai und Robert Schuman: Robert Schuman, am 29. Juni 1886 in Luxemburg geboren, wuchs in Lothringen auf, das damals zu Deutschland gehörte, besuchte 1896-1903 das Athenäum in Luxemburg, machte Abitur am kaiserlichen Gymnasium in Metz und begann 1904 ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Bonn, das er in München, Berlin und Straßburg fortsetzte. In diesen Universitätsstädten schloss er sich dem katholischen Studentenverband Unitas an, dem er bis zu seinem Tod verbunden blieb.

In Metz absolvierte er sein Referendariat, wurde 1910 in Berlin „summa cum laude” zum Doktor jur. promoviert, wurde Rechtsanwalt in Metz und übernahm dort 1913 den Vorsitz der Organisation des Deutschen Katholikentages. Im wieder französischen Elsass-Lothringen nahm Schuman 1919 die französische Staatsangehörigkeit an, ging als Abgeordneter Lothringens in der französischen Nationalversammlung und war zeitweilig Vizepräsident des Abgeordnetenhauses. Verhaftet durch die Gestapo 1941 und inhaftiert in Neustadt an der Weinstraße, konnte er fliehen und hielt sich in einem Kloster versteckt. Nach dem Krieg wurde Robert Schuman erneut Abgeordneter der französischen Nationalversammlung, Präsident des Finanzausschusses, 1946 Finanzminister und 1947 Ministerpräsident von Frankreich.

Als Außenminister Frankreichs (1948-1952) legte Schuman am 9. Mai 1950 die historische Erklärung für die Neukonstruktion Europas vor. Sie sollte nach einer Idee von Jean Monnet zunächst eine Produktionsgemeinschaft für Kohle und Stahl schaffen, um rüstungsrelevante Güter gemeinsam zu kontrollieren und einer gemeinsamen europäischen Behörde zu unterstellen. Sein Vorschlag sollte über die Montanunion zur politischen Föderation Europas führen. 26 europäischen Staaten unterzeichneten 1953 die von Schuman maßgeblich mitgestaltete Straßburger Konvention für Menschenrechte und bürgerliche Grundfreiheiten. Zwischen 1953 und 1958 warb er bei zahllosen Vortragsreisen für die Idee eines geeinten Europas. 1955 wurde er zum Justizminister berufen und ein Jahr nach der Annahme der Römischen Verträge 1957 zum ersten Präsidenten des Europäischen Parlaments ernannt. Im selben Jahr wurde er mit dem Karlspreis der Stadt Aachen ausgezeichnet, 1959 zusammen mit Karl Jaspers mit dem Erasmus-Kulturpreis. Am 4. September 1963 starb Robert Schuman in Scy-Chazelles bei Metz. Sein diözesaner Seligsprechungsprozess im Bistum Metz ist abgeschlossen, die Prüfung und Entscheidung liegt nun in Rom.

Zur Erinnerung an die „Historische Erklärung” vom 9. Mai 1950 beschloss das Mailänder Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs 1985, am 9. Mai jedes Jahres den Europatag der Europäischen Union zu begehen. Als Europatag werden zwei Tage des Jahres bezeichnet: Am 9. Mai jedes Jahres gedenkt man der Schuman-Erklärung, der 5. Mai jedes Jahres erinnert seit 1964 an die Gründung des Europarates.

LINKS: http://www.hdg.de/lemo/html/biografien/SchumanRobert/, http://www.robert-schuman.com/#, http://europa.eu/european-union/about-eu/history/founding-fathers_de. Zur Schuman-Erklärung im Wortlaut: http://europa.eu/about-eu/basic-information/symbols/europe-day/schuman-declaration/index_de.htm.

 

101. Deutscher Katholikentag in Münster: Vom 9.-13. Mai werden mehrere zehntausend Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet zum 101. Deutschen Katholikentag in Münster erwartet. Veranstalter des Großtreffens, das diesmal unter dem Leitwort „Suche Frieden“ steht, ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), die Laienorganisation der Katholiken. Das Bistum Münster ist Gastgeber. Es findet in der Regel alle zwei Jahre an wechselnden Orten statt: Der 100. Deutsche Katholikentag fand 2016 in Leipzig statt, 2014 trafen sich die katholischen Laien in Regensburg, 2012 in Mannheim.

Programm: Zu den Höhepunkten zählen drei Dutzend „Große Podien“ zu politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Themen rund um das Katholikentagsmotto. Hinzu kommen etwa 300 Kulturveranstaltungen und 160 Foren. Auch zahlreiche Prominente werden erwartet, unter ihnen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kanzlerin Angela Merkel, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), sein Amtskollege aus Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne), und die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz Malu Dreyer (SPD). Aus dem Bereich Entertainment haben sich der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen sowie Moderator und Musiker Götz Alsmann angesagt. Nahezu alle 27 Diözesanbischöfe werden dabei sein, darunter der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

Familienfreundlich: Erstmals gibt es zum Katholikentag in den Tagen vom 10.-13. Mai erstmals eine umfassende Kinderbetreuung für Kinder im Alter von zwei bis neun Jahren. Beteiligt an dem Projekt sind Lehrkräfte und Studierende aus acht Berufskollegs in katholischer Trägerschaft (Bocholt, Coesfeld, Geldern, Münster, Recklinghausen, Rheine, Vechta und Xanten). Von jedem Berufskolleg sind 15 bis 20 angehende Erzieherinnen und Erzieher im Einsatz, insgesamt 120-160 Aufsichts- und Betreuungsfachkräfte. Sie beziehen an acht Orten im Stadtgebiet Station: im Annette-Gymnasium, in der Gesamtschule Münster-Mitte, in der Halle Münsterland, im Haus der Familie, in der Hildegardisschule, im Hörsaalgebäude der WWU, in der Marienschule und im Maxiturm.

Katholikentag fahrradfreundlich: Mit rund 300.000 Einwohnern hat Münster kurze Wege und ist die Fahrradstadt. Statistisch kommen hier auf jeden Einwohner zwei Fahrräder, Radler machen rund 40 Prozent des gesamten Verkehrs aus. Auch beim Katholikentag können sich Besucher durchaus mit dem Rad durch die Stadt bewegen. Leihräder gibt’s genug, für etwa 9 Euro am Tag. Auch bei der Katholikentagslogistik kommen Räder zum Einsatz: Das Fahrradkurierteam des Deutschen Evangelischen Kirchentags ist mit Lastenrädern unterwegs, Fahrradparkmöglichkeiten gibt es reichlich.

Katholikentag klimaneutral: Obwohl Zehntausende in die Stadt kommen, werden Nachhaltigkeit und Umweltschutz großgeschrieben. Wie seit vielen Jahren soll dafür ein besonderes Umweltprogramm mit vielen Maßnahmen. Die CO2-Emissionen, die beim Katholikentag anfallen, werden zudem durch ein Klimaprojekt in Indien ausgeglichen. Die Eintrittskarte gilt als Fahrschein für Bus und Bahn. Außerdem gibt’s in Münsteraner Restaurants einen sogenannten „Katholikentagsteller“ mit regionalem, saisonalem Essen für kleines Geld.

Katholikentag barrierefrei: Die größte Laienveranstaltung der katholischen Kirche in Deutschland ist offen für alle - egal ob mit oder ohne Beeinträchtigung. Fast alle Veranstaltungsstätten sind damit barrierefrei zugänglich. Wie in den vergangenen Jahren wird für Rampen gesorgt, Videowände, Induktionsschleifen, Dolmetscher und spezielle Informationsmaterialien, Fahr- und Begleitdienste, Rollstuhlverleih und –reparaturservice. Bei vielen Veranstaltungen gibt es Gebärden- oder Leichte Sprache. Am Freitag des Katholikentags, 11. Mai, wird am Vormittag ein großer inklusiver Gottesdienst im MCC Halle Münsterland gefeiert, zu dem Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen herzlich eingeladen sind. Alle Informationen unter katholikentag.de/barrierefrei.

Insgesamt sind mehr als 1.000 Veranstaltungen geplant, zu denen das Programm online abrufbar ist. Unter katholikentag.de/programm finden sich alle Angaben, eine Suchfunktion ist ebenso eingerichtet wie die individuelle Zusammenstellung eines persönlichen Programms. Seit dem 9. April steht eine Katholikentag-App zur Verfügung. Das gedruckte Programmheft ist in bundesweit etwa 30 Vorverkaufsstellen kostenlos erhältlich. Alle Infos: www.zdk.de, www.katholikentag.de.

Dienstag, 08.05.2018