Kevelaer: Ein Ort für alle

von Christof Beckmann

Samstag, 17.05.2014

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Domkapitular Rolf Lohmann, Kevelaer

Am letzten Samstag war er noch in Luxemburg und das Jubiläumsjahr läuft auf vollen Touren: Rolf Lohmann ist der Wallfahrtsrektor in Kevelaer, das in diesem Jahr mit einem Riesenprogramm das 150-jährige Bestehen der Jahre Basilika feiert. ...

INFO: Seit dem 1. Mai strömen im größten Wallfahrtsort Nordwesteuropas wieder die Pilger. Kevelaer begeht in diesem Jahr den 150. Jahrestag der Weihe der Marienbasilika am 4. Juli 1864. Aus Anlass des Jubiläumstages am 4. Juli wird es zahlreiche Aktionen und Feiern geben. Am 25. Mai hat sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zum Besuch am Niederrhein angesagt, geplant sind ein Gemeindefest vom 4.- 6. Juli sowie eine Jubiläumsfestwoche vom 19.- 26. Oktober.

Zum Bau der überregional bekannten und vollständig ausgemalten Wallfahrtsbasilika wurden rund 6 Millionen Backsteine gebrannt. Nach den Plänen des Kölner Dombaumeisters Vincenz Statz waren 1864 Langhaus, südliches und nördliches Querhaus vollendet, der mehr als 90 Meter hohe Turm folgte 20 Jahre später. 1923 erhob Papst Pius XI. (1922-1939) die Kirche in den Rang einer Basilika. Seit 1956 ist die Basilika auch Pfarrkirche der selbstständigen Pfarrgemeinde St. Marien. Der Ort ist nach dem bayerischen Altötting die größte katholische Wallfahrtsstätte in Deutschland. Im Jahr 1987 wurde Kevelaer anlässlich des Marianischen Weltkongresses von Papst Johannes Paul II., der Seligen Mutter Teresa und Joseph Kardinal Ratzinger besucht.

Die Wallfahrt geht auf Marienerscheinungen während des Dreißigjährigen Krieges 1641/1642 zurück. 1654 entstand um den schlichten Bildstock mit einem kleinen Kupferstich der Luxemburger Madonna nach dem Vorbild von Scherpenheuvel in Brabant die vier Meter hohe sechseckige Gnadenkapelle. Gezeigt wird ein kleines Papierbild „Unserer Lieben Frau von Luxemburg” (Consolatrix afflictorum / Trösterin der Betrübten). 1663 wurde an der Rückseite ein Altar gebaut und 1874 neu errichtet. Der Pilgerzulauf ebbte durch alle Generationen und Jahrhunderte bis heute nicht ab: Kevelaer zählt jährlich mehr als 800.000 Pilger aus dem In- und Ausland.

Die Kevelaerer Wallfahrtszeit 2014

Mit drei symbolischen Hammerschlägen und den in drei Sprachen Deutsch, Lateinisch und Niederländisch gesprochenen Worten „Öffnet die Tore eures Herzens Christus, dem Erlöser” öffnete der Erzbischof von Berlin, Rainer Maria Kardinal Woelki, am Donnerstag, 1. Mai, unmittelbar vor dem um 10 Uhr beginnenden Pontifikalamt das Pilgerportal der Kevelaerer Marienbasilika.

Die Wallfahrtszeit in der Marienstadt steht in diesem Jahr unter dem Leitgedanken „Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land”. Täglich gibt es vier feste, von der Wallfahrtsleitung gestaltete Gottesdienste für alle Pilgergruppen: das feierliche Pilgeramt mit Predigt um 10 Uhr in der Basilika, die Pilgermesse um 11.30 Uhr in der Kerzenkapelle, die Pilgerandacht mit Predigt um 15 Uhr in der Basilika sowie das Marienlob um 18 Uhr in der Kerzenkapelle. Pilgergruppen, die mit einem Priester zur Wallfahrt kommen, können nach Absprache mit der Wallfahrtsleitung auch künftig außerhalb dieser festen Zeiten eigene Gottesdienste in einer der Kevelaerer Kirchen feiern.

Nähere Informationen: Wallfahrtsleitung im Priesterhaus, Kapellenplatz 35, 47623 Kevelaer, Tel. 02832 / 93380, Fax 02832 / 9338111, E-Mail: info@wallfahrt-kevelaer.de. Aktuelle Informationen rund um die Wallfahrt und das vollständige Programm des Jubiläums finden sich in den Sprachen Deutsch, Niederländisch und Englisch unter www.wallfahrt-kevelaer.de, Flyer-150 Jahre Basilika-Druckversion

Pilgern und Wallfahren

Wallfahrt ist nicht nur eine spezifische Ausdrucksform katholischer Frömmigkeit, wie der Blick auf die anderen Weltreligionen zeigt. „Gnadenorte” des Christentums sind etwa das Heilige Land, wo Jesus gelebt und gelehrt hat, gekreuzigt wurde und auferstand; die Gräber der Apostel und großer Heiliger wie in Rom, Assisi oder Santiago de Compostela und Marien-Wallfahrtsorte wie Lourdes, Loreto und Fatima, Altötting, Kevelaer und Werl. Allein das Bistum Münster kennt 28 große und kleine Wallfahrtsorte, zu denen rund 1,5 Millionen Christen jährlich aufbrechen: Zu den meist besuchten zählten nach Kevelaer die Marienwallfahrtsorte Telgte, Bethen bei Cloppenburg und Eggerode bei Schöppingen, Haltern mit dem Annaberg, der Kreuzwallfahrtsort Stromberg bei Oelde, Warendorf, Herzfeld bei Lippetal, Xanten-Marienbaum und Kranenburg. In Kevelaer zählen die Wallfahrt der Motorradfahrer sowie im August die Wallfahrt der Tamilen und die Bocholter Fußwallfahrt zu den größten Ereignissen im Pilgerjahr.

Der Mai gilt neben dem Oktober als „Marienmonat”, wird mit speziellen Andachten begangen und ist der Mutter Jesu gewidmet. Maria, Tochter von Joachim und Anna und Mutter Jesu (* um 20 v. Chr., † 15. August 48 in Jerusalem oder in Ephesus, ging nach Jesu Tod und Auferstehung der Überlieferung nach mit Johannes, dem „Lieblingsjünger” Jesu, nach Ephesus. Ihr dortiges Grab wird erstmals 431 beim Konzil von Ephesus benannt. Maria wird verehrt als wahre Gottesmutter, die Jesus durch den Heiligen Geist empfangen hat, ohne Sünde blieb und mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. In vielen Teilen der Welt existieren Marienwallfahrtsstätten. Im 19. Jahrhundert kam es vielen Visionen, die zur Entstehung neuer Wallfahrtszentren führten, so in Paris seit 1830, in Lourdes seit 1858, im irischen Knock seit 1879, in Fatima in Portugal seit 1917. Mit dem Kind dargestellt, gilt sie als Patronin der Kirche und der ganzen Christenheit. (vgl. www.heiligenlexikon.de)

Unser Gesprächspartner: Rolf Lohmann, Pfarrer und Rektor der Wallfahrt in der Pfarre St. Marien Kevelaer, begeht am 25. Mai sein 25-jähriges Priesterjubiläum. Geboren am 21. Februar 1963 in Hamm, Studium der Theologie und Philosophie in Münster und München, 1989 Priesterweihe im St.-Paulus-Dom in Münster, 1989 Kaplan in St. Laurentius Coesfeld, 1993 Vikar in St. Johannes Billerbeck, 1997 Pfarrer und Rektor der Wallfahrt in St. Ida Lippetal-Herzfeld, die mit jährlich etwa 40.000 Pilger zu den ältesten Wallfahrten im Bistum Münster zählt. 2003 zusätzlich Pfarrer in Ss. Cornelius und Cyprianus Lippetal-Lippborg, seit 2007 nicht-residierender Domkapitular in Münster, 2011 Pfarrer und Rektor der Wallfahrt in St. Marien Kevelaer.

Kontakt: Kapellenplatz 35, 47623 Kevelaer, Tel. 02832 / 933 80, Fax 02832 / 933 8111, E-Mail: info@wallfahrt-kevelaer.de, Internet: www.wallfahrt-kevelaer.de

Samstag, 17.05.2014