60 Jahre Telefonseelsorge

von Dr. Christof M. Beckmann

Freitag, 22.07.2016

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Sie sind verschwiegene Ansprechpartner für Fragen, die Millionen von Menschen betreffen. Jetzt wird richtig groß gefeiert. Direkt im Anschluss an den größten Weltkongress bislang, der bis heute im Eurogress in Aachen tagt. Die Telefonseelsorge wird 60...

INFO: Die Telefonseelsorge in Deutschland wird in diesem Jahr 60 Jahre alt. Der Berliner Arzt, Pfarrer und Psychotherapeut Klaus Thomas veröffentlichte am 5. Oktober 1956 eine private Telefonnummer für die „Ärztliche Lebensmüdenbetreuung". Ein Jahr später entstanden die Stellen in Kassel und Frankfurt.a.M., 1959 folgten Hamburg und Köln, 1960 Kiel und Stuttgart. In den folgenden Jahren zog sich ein Netz von Neugründungen über die ganze Bundesrepublik. Inzwischen arbeiten in Deutschland 105 Telefonseelsorge-Stellen rund um die Uhr. Träger der Telefonseelsorge sind die beiden christlichen Kirchen in Deutschland, die Evangelische Kirche (www.ekd.de; www.diakonie.de) und die Katholische Kirche (www.dbk.de). Der Name „TelefonSeelsorge" ist seit 1999 markenrechtlich geschützt. Inhaber der Marke sind die „Evangelische Konferenz für TelefonSeelsorge und Offene Tür e.V.“ und die „Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für Beratung e.V.“.

Die Telefon-Seelsorge ist 24 Stunden, Tag und Nacht, auch an Wochenenden und Feiertagen, bundesweit erreichbar: Für die bundesweite Organisation arbeiten rund 8.000 umfassend ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit vielseitigen Lebens- und Berufskompetenzen, die durch regelmäßige Supervision begleitet werden. Sie absolvieren eine Ausbildung von zwölf bis 24 Monaten, bevor die Ehrenamtlichen ihren Telefon-Dienst antreten. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge unterliegen der Schweigepflicht, alle Telefonate sind anonym - für beide Seiten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge können die Nummer Anrufer in den Displays der Endgeräte nicht sehen, auch kann niemand der Telefonrechnung entnehmen, dass ein Anruf bei der Telefonseelsorge erfolgte. Die Verbindungsdaten werden von den Telekommunikationsunternehmen nur entsprechend den gesetzlichen Vorschriften gespeichert.

Bereits seit Gründung der ersten Telefonseelsorge-Stellen in Deutschland gab es gute Kontakte zur Deutschen Bundespost, 1976 stellte das Postministerium den einzelnen Telefonseelsorge-Stellen erstmals bundeseinheitliche Rufnummern zur Verfügung. Die Unterstützung durch die Deutsche Telekom besteht seit 1997. Sie trägt seit 1997 sämtliche Gebühren für die aus jedem Ortsnetz in Deutschland unter den beiden Sondernummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222 geführten Telefongespräche, leitet das Gespräch unbemerkt für den Anrufer an einen Mitarbeiter in der nächstgelegenen Beratungsstelle weiter, unterstützt die Anrufenden durch die Übernahme sämtlicher Verbindungskosten (mobil und Festnetz) und stellt der Telefonseelsorge ihr technisches Know-how bei der Umsetzung des Routings und der Anonymisierung der Anrufe zur Verfügung.

Mehr: http://www.telefonseelsorge.de. Bei Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit mehr unter dem Menüpunkt „vor Ort“. Dort finden Sie Ihre nächstgelegene Telefonseelsorge-Stelle.

 

20. IFOTES-Weltkongress in Aachen

Die TelefonSeelsorge ist Mitglied im Internationalen Verband für TelefonSeelsorge IFOTES (International Federation of Telephone Emergency Services) mit Mitgliedern aus 28 Ländern und Sitz in Genf (www.ifotes.org). Der diesjährige, bislang größte und 20. Weltkongress der Telefonseelsorge, mit dem IFOTES das 50-jährige Bestehen feiert, findet vom 19.-22. Juli in Aachen statt.

1.500 Ehrenamtliche aus 28 Ländern beschäftigen sich seit Dienstag unter dem Motto des Kongresses „for life to go on“ in Vorträgen und Workshops (Eurogress Aachen und Workshop-Centrum im Pius-Gymnasium Aachen) mit den Möglichkeiten zur Hilfe und Unterstützung von Menschen in suizidalen Krisen. Schwerpunkt der Beratungen ist der Suizid als gesellschaftlich verdrängtes Problem. Zu Gast sind Expertinnen und Experten aus allen Teilen der Welt, Wissenschaftler/innen und Praktiker/innen aus den Bereichen der Psychologie, Soziologie, Philosophie, der Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikationsforschung, die Vorträge und Workshops halten. Für die Plenarvorträge wird Simultanübersetzung in alle fünf Kongresssprachen (Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch) angeboten. Zum attraktives Rahmen- und Kulturprogramm für die Teilnehmer/innen auszuarbeiten. Neben einem stimmungsvollen Willkommensabend wird es zum Abschluss eine Geburtstagsparty geben, dazu Konzerte im historischen Dom von Aachen. Programm und mehr: http://www.ifotescongress2016.org. Das 60. Jubiläum der TelefonSeelsorge in Deutschland wird im Anschluss an den Weltkongress am 23. Juli 2016 mit einem ökumenischen Gottesdienst im Aachener Dom und einem Festakt im Krönungssaal des Rathauses gefeiert.

Unsere Gesprächspartner: Pfarrer Frank Ertel, Manager des Weltkongresses (Leiter der TelefonSeelsorge Aachen), Barbara Keßler, Leiterin der TelefonSeelsorge im Rhein-Kreis Neuss, Meike Schmidt aus Dormagen, zweifache Mutter von zwei Söhnen. Seit 1970 gibt es die ökumenische Telefon-Seelsorge im Rhein-Kreis Neuss. Dort gibt es vier Hauptamtliche, mit einer Vollzeit- und drei halben Stellen, sowie rund 58 Ehrenamtliche im Alter von Ende 30 bis Anfang 80.

Freitag, 22.07.2016