Der Wasserdoktor: Sebastian Kneipp

von Christof Beckmann

Mittwoch, 06.07.2022

Kneipp-Briefmarke, Collage: KiP-NRW
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Kneipp-Briefmarke, Collage: KiP-NRW

Fit müssen sie sein, bei der Frauen-Fußball-EM in England, die heute beginnt. Gilt aber nicht nur für Hochleistungssportler. Gerade jetzt zieht es viele zum Wasser und das hatte es auch ihm angetan: die Ideen von Wasserdoktor Sebastian Kneipp ...

INFO: Am 1. April 2021 erschien eine Sonderbriefmarke zum 200. Geburtstag von Sebastian Kneipp. Das nach einem Entwurf des Künstlers Veit Grünert aus Berlin gefertigte Postzeichen ist mit den „fünf Kneipp'schen Elementen“ illustriert: Mit Wasser, Pflanzen, Bewegung, Ernährung und Balance verband der als „Wasserdoktor“ berühmt gewordene katholische Pfarrer, der um die Jahrhundertwende als einer der bekanntesten Europäer galt, zu einem ganzheitlichen Ansatz für gesundes Leben.

Sebastian Kneipp, am 17. Mai 1821 im oberschwäbischen Stephansried bei Ottobeuren geboren, stammte aus einer armen Heimweberfamilie. Er wollte katholischer Pfarrer werden, arbeitete als Viehhirte und Knecht, bekam Lateinunterreicht beim katholischen Ortskaplan, studierte nach dem Abitur in Dillingen und München Theologie, kurierte er sein Tuberkulose-Leiden mit Wassergüssen und wurde 1852 in Augsburg zum Priester geweiht. Nach drei Stellen als Kaplan kam er 1855 als Beichtvater ins Kloster der Dominikanerinnen in Wörishofen. Dort sorgte er nicht nur für die Verbesserung der Verhältnisse, sondern setze auch seine seit Jugendzeiten verfolgten Studien zur Heilkunde und zur Wirkung von älteren Kurbeschreibungen weiter fort. Seine Wasserkuren galten als umstritten, er wurde sogar als Kurpfuscher vor Gericht belangt, doch zog er immer mehr Hilfesuchende an.

Zur Heilkraft des Wassers empfahl er Heilpflanzenanwendungen, gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung sowie Ordnung, in der er eine aus dem Glauben stammende spirituelle Ausgeglichenheit der Seele sah. Seit 1881 war er Ortspfarrer, für Tausende Patienten entstanden Badehäuser und ein organisierter Kurbetrieb und Kneipp selbst ging ab 1892 auf 31 Vortragsreisen im In- und Ausland. Ende 1893 wurde Kneipp von Papst Leo XIII. zum Päpstlichen Geheimkämmerer ernannt, 1894 in Audienz empfangen und starb am 17. Juni 1897. Das mit seinen Büchern, Vortragsreisen und Gewinnanteilen an Produkten eingenommene Geld setzte er in Stiftungen wie dem Kurhaus „Sebastianeum“, dem Krankenhaus „Kneippianum“ und einem Kinderasyl ein. Seine Bücher erzielten Millionenauflagen, seine Konzepte verbreiteten sich weltweit und werden nicht nur in zahlreichen anerkannten Kneippkurorte angewandt. Seit 2015 ist die Kneipp-Lehre Immaterielles Kulturerbe der UNESCO.

Dem 1897 gegründeten Kneipp-Bund, der als größte private Gesundheitsorganisation in Deutschland gilt, gehören etwa 500 Vereine mit 150.000 Mitgliedern an. Hinzu kommen ungefähr 700 zertifizierte Einrichtungen wie Hotels, Kindergärten und Gästehäuser. Mehr im Internet: https://www.kneippbund.de, https://www.kneipp2021.de/ und www.bad-woerishofen.de.

Neu erschienene Bücher: Harald Klofat: Faszination Kneipp. Verlag Hans Högel, 17,90 Euro; Die kleine Apotheke für Leib & Seele: Lebensweisheiten von Sebastian Kneipp in Spruchform. St. Benno Verlag, 9,95 Euro; Christian Feldmann: Sebastian Kneipp - Der fünfzehnte Nothelfer, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2021, 144 Seiten, 14,95 Euro.

Unsere Gesprächspartnerin: Madeleine Aimée Broichhausen, seit 2019 Vorstandsvorsitzende des Kneippbund Landesverband NRW e.V., Vize-Präsidentin des Kneipp-Bund e.V., Jahrgang 1981, ist seit 2007 selbständig mit ihrer Praxis „mind and body“ für Coaching, Psychotherapie und Supervision in Herzogenrath. Aachener Str. 90, 52134 Herzogenrath, Tel. 02406 / 9919920, Mobil 0179 / 7450562, E-Mail: m.broichhausen@kneippbund-nrw.de.

Mittwoch, 06.07.2022