Franz Stock: Für ein Europa des Friedens

von Christof Beckmann

Mittwoch, 23.05.2018

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Heute vor 400 Jahren begann das große Morden des Dreißigjährigen Krieges. Ihm sollten noch viele Katastrophen folgen. Ein Priester aus Arnsberg versuchte das Gesetz der Gewalt zu brechen: Franz Stock wurde zum Patron der Deutsch-Französischen Aussöhnung.

INFO: Das 1964 gegründete Franz-Stock-Komitee im sauerländischen Arnsberg setzt sich dafür ein, das friedens- und versöhnungsstiftende Wirken des Abbé Franz Stock bekannt zu machen. Am 21. September 1904 in Neheim als erstes von neun Kindern einer Arbeiterfamilie geboren, schloss sich Franz Stock in seiner Schulzeit dem Bund Neudeutschland und später der Quickbornbewegung an. 1926 nahm er das Studium der Theologie in Paderborn auf. Ostern 1928 ging er für drei Semester nach Paris und studierte am Institut Catholique – als erster deutscher Theologiestudent in Frankreich seit dem Mittelalter. Am 12. März 1932 wurde Franz Stock durch den Paderborner Erzbischof Dr. Caspar Klein zum Priester geweiht. 1934 trat Franz Stock in Paris seine Stelle als Rektor der deutschen Gemeinde an - bald kam die Hilfe für politische Flüchtlinge aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei hinzu. Kurz vor Ausbruch des Krieges musste er Paris verlassen, übernahm Vertreterstellen in Dortmund-Bodelschwingh und dann in der Nähe von Magdeburg. 1940 erneut zum Seelsorger der Deutschen in Paris ernannt, begann er mit seiner Tätigkeit in den Pariser Wehrmachtsgefängnissen Fresnes, La Santé und Cherche Midi, wo er die Häftlinge in den Gefängnissen betreute und über 2.000 Erschießungen beiwohnen musste. Die Franzosen gaben Franz Stock die Bezeichnung „L'Aumônier de l'enfer“ („Der Seelsorger der Hölle“) und „L'Archange en enfer“ („Der Erzengel in der Hölle“).

1945 nahm Stock eine neue Aufgabe an: die Gründung eines Priesterseminars im Gefangenenlager Dépôt 501 bei Chartres, das er bis 1947 als Regens leitete. Es ging unter der Bezeichnung „Stacheldrahtseminar“ in die Geschichte ein. Insgesamt 949 Dozenten, Priester, Brüder und Seminaristen aus Deutschland und Österreich waren im Verlauf der zwei Jahre dort. Am 24. Februar 1948 starb Abbé Franz Stock plötzlich, noch keine 44 Jahre alt, in Paris. Nuntius Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII., nahm die Einsegnung des Toten vor und sagte dabei: „Abbé Franz Stock - das ist kein Name - das ist ein Programm!“ Das im November 2009 von Erzbischof Hans-Josef Becker eröffnete Seligsprechungsverfahren ist auf Bistumsebene abgeschlossen. Im Februar 2014 nahm die Vatikanische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse das Verfahren in Rom auf. 

Seit dem 17. Mai erinnert eine Statue an der Südfassade des Paderborner Doms an Abbé Franz Stock. Sie ist ein Geschenk der Innenstadtgemeinden der Stadt an die Kathedrale. Anlass ist das 950-jährige Weihejubiläum des sogenannten Imad-Doms, der Vorbild für das Erscheinungsbild der heutigen Bischofskirche ist. Die jubiläumfeiern finden am 22. Juli statt. Die Statue stammt vom Paderborner Bildhauer Michale Diwo. Sie ist rund ein Meter hoch, 150 Kilogramm schwer und aus Thüster Kalkstein gefertigt. In den Händen hält die Figur ein Notizbuch als Symbol für die Aufzeichnungen, die Abbe Franz Stock zu Hunderten von Hinrichtungen machte. Die Statue wurde am Sonntag, 13. Mai, im Beisein von Vertretern der Innenstadtgemeinden geweiht.

Video-Portrait über Franz Stock: Ein im Auftrag des Franz-Stock-Komitees 2012 von Hans Peylo (MONDO-TV Production, Münster) produziertes Video-Portrait über Franz Stock gibt einen Überblick über die Lebensgeschichte Franz Stocks und sein friedensstiftendes Handeln. Das für das Internet konzipierte Video kann auch im Rahmen von Vorträgen, Unterricht und Ausstellungen eingesetzt werden. Das Video enthält auch Musiksequenzen aus dem Oratorium „VIDEO PACEM", welches von Hartwig Diehl zum 50. Todestag von Franz Stock komponiert wurde. (1. Fassung Nov. 2012 / 2. leicht überarbeitete Fassung Juni 2013).

Unser Gesprächspartner: Thomas Bertram, Flammberg 3 b, 59759 Arnsberg, Tel. 02932 / 54254, Fax 02932 / 54253, E-Mail: thomas.bertram@gmx.net. Kontakt: Franz-Stock-Komitee für Deutschland e.V. Rathausplatz 1, 59759 Arnsberg, Tel. 02932 / 9318804 oder Hauptstr. 11, 59755 Arnsberg, Tel. 02932 / 22050, E-Mail: info@franz-stock.de, Internet: www.franz-stock.org, Facebook: www.facebook.com/franzstock.org und Twitter: www.twitter.com/franzstockorg. Weitere Franz-Stock-Vereinigungen haben ihren Sitz in Paris und Chartres.

Mittwoch, 23.05.2018