Gründonnerstag: Nicht vom Brot allein

von Christof Beckmann

Donnerstag, 29.03.2018

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Im Gespräch mit Prof. Markus Tiwald (Universität Duisburg-Essen)

Das „Letzte Abendmahl“ am „Gründonnerstag“. Wie hat man sich das letzte Zusammensein von Jesus und seinen Jüngern im „Obergemach“ vorzustellen? Und was hat sich daraus entwickelt? Fragen an Markus Tiwald, Professor an der Universität Duisburg-Essen. ...

INFO: Am Gründonnerstag (von Althochdeutsch „greinen” = weinen) gedenkt die Kirche des letzten Abendmahles, das Jesus mit seinen Jüngern hielt, und damit der Einsetzung der Eucharistie. Nach dem Gloria-Gesang im Gottesdienst verstummten Orgel und Glocken. Das mit der Fußwaschung gesetzte Zeichen Jesu wird in vielen Gemeinden mit jungen und älteren Gemeindemitgliedern nachempfund en. Nach der letzten Messfeier vor Ostern werden Blumenschmuck und Kerzen abgeräumt. In besonders gestalteten Betstunden oder im stillen Gebet gedenken die Gläubigen des Ölberggeschehens mit der Gefangennahme Jesu und dem beginnenden Leiden.

Papst Franziskus feiert der Papst zunächst am Vormittag die Chrisammesse im Petersdom. Dabei wird das gleichnamige Öl gesegnet, das unter anderem bei Priesterweihen verwendet wird. Am Nachmittag besucht er zunächst die Krankenstation des römischen Stadtgefängnisses „Regina Coeli“ und wird in der Gründonnerstagsliturgie am Abend zwölf Häftlingen die Füße waschen. Nach der Messfeier ist eine Begegnung mit Insassen der VIII. Abteilung geplant; dort sind unter anderem Sexualstraftäter inhaftiert. Die Vorgänger des amtierenden Papstes pflegten die Gründonnerstagsmesse in der römischen Lateranbasilika zu zelebrieren. Dabei wurden zwölf Priestern die Füße gewaschen.

Der Karfreitag ist der Gedächtnistag der Kreuzigung. Er wird als Fasttag und als Zeichen der Trauer in Stille begangen. Am Nachmittag – meist zur „6.Stunde“ um 15 Uhr - versammeln sich die Christen zum Wortgottesdienst mit Verlesung der Passionsgeschichte und zur Kreuzverehrung: Das mit einem violetten Fastentuch bedeckte Kreuz wird nach und nach enthüllt und durch Kniebeugen verehrt. Anschließend folgt eine Kommunionfeier. In vielen Gemeinden finden am Morgen des Karfreitags Kreuzwegandachten und Karfreitagsprozessionen statt.

Der Kreuzweg bezeichnet ursprünglich die Nachahmung der Via Dolorosa (lat. Für „schmerzensreiche Straße”) in Jerusalem als Stationsweg vor Wallfahrtskirchen. Aus dem Heiligen Land zurückgekehrte Pilger legten Nachbildungen der heiligen Orte in ihrer Heimat an. Oftmals übertrugen sie exakt die Länge der Via Dolorosa auf ihren heimischen Kreuzweg. Aus ursprünglich sieben Stationen bildeten sich bis um 1600 wurden Kreuzwege mit 14 Stationen. Sie zeigten den Weg Jesu von der Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zur Kreuzigung und Grablegung. Als Teil der Ausstattung von Kirchenräumen entstand der vierzehnteilige Kreuzwegzyklus gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Die meist an Freitagen stattfindende Kreuzwegandacht ist in der Fastenzeit ein vielfach praktiziertes meditatives Gebet vor den Stationen. Betend denken die Christen dabei auch an die Leidenden unserer Tage, die ungerecht verurteilt, gefoltert und getötet, ihres Lebensunterhalts beraubt oder verspottet werden.
Die üblichen Stationen sind: 1. Jesus wird zum Tode verurteilt. 2. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern. 3. Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz. 4. Jesus begegnet seiner Mutter. 5. Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen. 6. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch. 7. Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz. 8. Jesus begegnet den weinenden Frauen. 9. Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz. 10. Jesus wird seiner Kleider beraubt. 11. Jesus wird ans Kreuz geschlagen. 12. Jesus stirbt am Kreuz. 13. Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt. 14. Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt.

Kreuztrachten: Traditionsreiche Kreuztrachten ziehen an vielen Orten Westfalens durch die Straßen: Im Bistum Münster ziehen sie in Coesfeld (Kreis Coesfeld) und Hörstel-Bevergern (Kreis Steinfurt), haben aber seit der Barockzeit auch im Erzbistum Paderborn eine lange Geschichte. An sechs Orten finden sie am Karfreitag statt:

Menden: Die Kreuztrachten in Menden beginnen am Gründonnerstag um 21.00 Uhr mit dem Jugendkreuzweg. Danach findet zu jeder vollen Stunde eine Kreuztracht statt außer während der Großen Kreuztracht und während der Karfreitagsliturgie um 15.00 Uhr. Am Karfreitagmorgen ist um 8.00 Uhr keine Prozession. Die Große Kreuztracht beginnt am Karfreitag um 9.00 Uhr. Um 15.00 Uhr wird in der Pfarrkirche St. Vincenz die Karfreitagsliturgie gefeiert. Die letzte Prozession geht am Karsamstag von 6.00 bis 7.00 Uhr. Informationen: Pfarramt St. Vincenz, Tel. 02373 / 918726, Internet: www.pv-menden.de

Delbrück: Die Gemeinde St. Johannes Baptist im Ortsteil Delbrück-Mitte ist die Mutterpfarrei des Delbrücker Landes und zählt rund 7.200 Katholiken. Die Kreuzverehrung zeigt sich vor allem in den wöchentlichen Messen zu Ehren des hl. Kreuzes, in den Pilgermessen an den Freitagen der Fastenzeit und in der Kreuztracht am Karfreitag, die über Delbrück hinaus bekannt ist und jedes Jahr mehrere tausend Pilger anzieht: Schweren Schrittes und gebeugt unter der Last seines fast 30 Kilo schweren Holzkreuzes geht hier der verhüllte Christus alljährlich am Karfreitag durch die Straßen, begleitet von zahlreichen Geistlichen, Messdienern und Chorsängern, gefolgt von betenden Passanten und Wallfahrern. Die „Kreuztracht“ meint den der Passion nachempfundenen Gang Jesu auf den Kreuzigungsberg Golgotha. Sie geht zurück auf Ritter Philipp von Hoerde zu Boke (1455- 1510), Dompropst in Münster und Landdrost des Herzogtums Westfalen. Er brachte von einer Wallfahrt ins Heilige Land einen Splitter vom Heiligen Kreuz mit und schenkte diese Reliquie der Kirche in Delbrück. Daraus entstanden die Kreuzverehrung im Delbrücker Land und die Kreuztracht. Sie zieht an diesem Karfreitag um 10.00 Uhr von der Kirche St. Johanrles Baptist zur Kreuzkapelle, anschließend Predigt. Um 15.00 Uhr: Feier vom Leiden und Sterben Christi, anschließend Beichtgelegenheit, 19.00 Uhr: Kreuzfeier mit Predigt, 21.00 Uhr: Komplet in der Kreuzkapelle. Informationen: Pfarramt St. Johannes Baptist, Tel. 05250 / 5 3212, Internet: www.pv-delbrueck.de

Brakel-Cehrden: Die Kreuztracht am Karfreitag in Brakel-Gehrden beginnt um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Peter und Paul. Die Prozession zieht dann zum Rosenberg. Ab 8.30 Uhr besteht die Möglichkeit zur Beichte. Informationen: Pfarramt, Tel. 05648 / 380, Internet: www.pr-brakel.de

Wiedenbrück: Am Freitag um 13.00 Uhr beginnt in der Wiedenbrücker Franziskanerkirche St. Ursula die Karfreitagsliturgie, darin ist die Kreuztracht eingebunden. Diese beginnt um 13.30 Uhr und zieht rund eine Stunde durch die Innenstadt. Nach der Rückkehr in die Kirche wird dann die Karfreitagsliturgie fortgesetzt. Informationen: Franziskanerkloster Wiedenbrück, Tel. 05242 / 92890, Internet: www.franziskanerwiedenbrueck.de

Pömbsen: In Pömbsen bei Bad Driburg fängt die Kreuztracht um 14.00 Uhr in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt an. Die Karfreitagsliturgie wird dann im Anschluss an die Kreuztracht in der Kirche gefeiert. Informationen: Pfarramt, Tel. 05253 / 97990, Internet: www.pv-bad-driburg.de

Sundern-Stockum: In Sundern-Stockum findet die Kreuztracht im Anschluss an die Karfreitagsliturgie statt. Diese beginnt um 15.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Pankratius. Nach der Predigt auf dem Kirchplatz zieht die Kreuztracht dann zur Kapelle auf den Rehberg. Informationen: Pfarramt St. Pankratius, Tel. 02933 / 2274 (mittwochs vormittags erreichbar), Internet: www.stockum-sauerland.de

Karfreitagsprozession der katholischen italienischen Gemeinde in Wuppertal: Seit fast 40 Jahren wird am Karfreitag von der katholischen italienischen Gemeinde in Wuppertal mit der „Passione Vivente“ der Leidensweg Christi in Szene gesetzt. Jedes Jahr kommen Tausende Gläubige und Besucher, um an sieben Stationen bis zur abschließenden Kreuzigungsszene in der Hardtanlage die Passion nachzuempfinden. Für die rund 70 Darsteller ist es aber nicht nur ein Schauspiel, sondern auch ein Zeugnis ihres Glaubens. Beginn der Karfreitagsprozession ist um 16 Uhr am Deweerthscher Garten in Wuppertal. Kontakt: Don Angelo Ragosta, Bernhard-Letterhaus-Str. 11, Wuppertal 42275, Tel. 0202 / 666092, Fax 0202 / 2998659, E-Mail: info@mci-wuppertal.de, Internet: http://mci-wuppertal.de/

Karfreitags-Kreuzweg auf der Bergehalde Haniel: Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck betet am Karfreitag, 30. März, mit Christen aus dem ganzen Ruhrgebiet den 24. Kreuzweg auf der Halde Haniel. Er zieht alljährlich viele Tausend Menschen an und soll auch nach der Schließung des Bergwerks Prosper Haniel erhalten bleiben. Die Prozession startet um 9.30 Uhr am Sportplatz östlich der Kreuzwegbrücke an der Stadtgrenze zwischen Bottrop und Oberhausen (Fernewaldstraße) und wird von Vertretern des Bottroper Bergwerks Prosper-Haniel begleitet. Mit der Kollekte für das „Sternenzelt“ wird die Arbeit des Ambulanten Hospizes Oberhausen unterstützt. Es bietet Trauerhilfe und Begleitung für Kinder, Jugendliche und Familien an, die einen nahestehenden Menschen verloren haben.
Parkmöglichkeiten auf dem Betriebsgelände von Prosper-Haniel, zu erreichen von der B 223. Der Fußweg von den nächstgelegenen Bus-Haltestellen „Abzweig Haniel“ (Linien 251 und 261) oder „Spechtstraße“ (Linien 953, 961 und 979) bis zum Treffpunkt dauert zwischen fünf und 15 Minuten. Einmal stündlich fährt zudem der Taxibus 217 auf Vorbestellung bei der Vestische Straßenbahnen GmbH direkt bis zur Haltestelle „Zeche Franz Haniel“. Zwischen dem Bergwerk und dem Halden-Plateau wird für ältere und gehbehinderte Menschen ein Bus-Pendelverkehr eingerichtet.

Karfreitag in Rom: Der Tag beginnt um 17 Uhr mit einer Papstliturgie im Petersdom. Ab 21.15 Uhr meditiert Papst Franziskus am antiken Kolosseum mit mehreren zehntausenden Gläubigen den letzten Leidensweg Jesu. Die Kreuzwegandacht, bei der Gläubige im Schein von Kerzen an den Weg des Leidens und Sterbens Jesu über 14 Stationen erinnern, zählt zu den eindrücklichsten Feiern der Kar- und Ostertage in Rom. Vorbereitet wurde der Kreuzweg in diesem Jahr von römischen Schülern der Oberschule „Pilo Albertelli", die der Papst mit der Abfassung der Texte betraut hat und soll im Zeichen der Arbeitslosigkeit und der Drogenprobleme stehen. Autor der Meditationstexte ist der populäre italienische Erzbischof Giancarlo Maria Bregantini von Campobasso-Bojano, bekannt geworden vor allem als ehemaliger Bischof des süditalienischen Locri (1994-2007) und als entschiedener Gegner des organisierten Verbrechens und der dortigen Mafia, der kalabresischen 'Ndrangheta. Der gesamte Kreuzweg unter dem Motto „Gesicht Christi, Gesicht des Menschen” ist an das päpstliche Lehrschreiben 'Evangelii Gaudium' angelehnt und soll an jeder Station den Blick auf die Krise in der heutigen Zeit richten.

Am Karsamstag, dem Gedächtnistag der Grabesruhe des Herrn, finden keine Gottesdienst statt; die Altäre in den Kirchen sind ohne Kerzen und Blumen. Da der nächste Tag nach der Überlieferung immer schon am Vorabend beginnt, beginnt die feierliche Liturgie der „Feier der hochheiligen Osternacht“ am Abend nach Sonnenuntergang (Vigil / Nachtwache) oder vor der Morgendämmerung am frühen Ostermorgen zwischen 4 und 6 Uhr. Sie gliedert sich in die Lichtfeier (Segnung des Osterfeuers, Verzieren und Entzündung der Osterkerze (geschmückt mit Keuz, fünf Weihrauchkörner als Zeichen der Wundmale und Jahreszahl), Einzug in die dunkle Kirche unter dem dreimaligen Ruf „Lumen Christi“ oder „Christus, das Licht“, Exsultet/Osterlob), in den anschließenden Wortgottesdienst mit den Lesungen (drei bis sieben Texte aus dem Alten Testament), Antwortgesängen und Gloria, bei dem alle Glocken läuten und die Orgel wieder erklingt, zwei Lesungen aus dem Neuen Testament, Osterevangelium und Predigt, Allerheiligenlitanei, Taufe und Taufgedächtnis und die Feier der Eucharistie mit Kommunion in beiden Gestalten von Brot und Wein. Die Messe vollzieht so den Durchgang durch den Tod zum Leben sakramental nach. Vielfach schließt sich nach dem Segen eine Agape als gemeinsames Ostermahl an.

Die Feier der Osternacht in der Vatikan-Basilika beginnt unter der Leitung des Papstes um 20.30 Uhr. Zu Beginn wird das Osterfeuer gesegnet. Die große brennende Holzkohlenschüssel steht im Atrium des Petersdoms.

Den Ostersonntag feiert Papst Franziskus im Petersdom ab 10.15 Uhr mit der Ostermesse und erteilt anschließend um 12 Uhr auf der Loggia den traditionellen Segen „Urbi et orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“). Am Ostermontag erinnern die liturgischen Texte an das Zusammentreffen der Emmaus-Jünger mit dem auferstandenen Christus.

Unser Gesprächspartner: Univ.-Prof. Dr. Markus Tiwald, geboren 1966 in Güssing, Burgenland / Österreich, studierte 1986-1993 Katholische Theologie in Wien und Lyon/Frankreich. Nach dem Diplom wurde er 1994 zum Priester geweiht und war Kaplan in Maria Enzersdorf bei Wien. 1995-1998 ging er für ein Lizentiatsstudium am „Studium Biblicum Franciscanum“ nach Jerusalem und wirkte ab 1997 als Universitätsassistent am Institut für Neutestamentliche Bibelwissenschaft der Universität Wien. Seiner Promotion zum Dr. theol. schloss er eine Ausbildung zum Psychotherapeuten an, übernahm eine Gastprofessur an der päpstlichen Universität Antonianum in Rom, war Kolumnist bei der Tageszeitung „Kurier“ und Autor für zahlreiche Rundfunksendungen, zugleich Privatdozent in Wien und Pfarrer in Wien-Floridsdorf. 2007 habilitierte sich Tiwald für das Fach „Neutestamentliche Bibelwissenschaft“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät Wien, übernahm 2008 eine Vertretungsprofessur für das Fach „Biblische Theologie und ihre Didaktik / Schwerpunkt Neues Testament“ an der Universität Duisburg-Essen und wurde zum Universitätsprofessor ernannt. Neben Mitgliedschaften in zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen ist er seit 2012 Vorstandsmitglied des Salomon Ludwig Steinheim-Instituts für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen. Dort ist er auch tätig in der seelsorgliche Begleitung der Studierenden durch Gottesdienste an der Katholischen Hochschulgemeinde.
Kontakt: Univ.-Prof. Dr. Markus Tiwald, Lehrstuhl Neues Testament, Katholische Theologie, Universität Duisburg-Essen, Universitätsstraße 12, R12 T04 E13, 45141 Essen, Tel. 0201 / 183-3491.

Letzte Veröffentlichungen:
Wanderradikalismus: Jesu erste Jünger – ein Anfang und was davon bleibt. (ÖBS 20). Frankfurt am Main: Peter Lang, 2002 (331 Seiten).

Das Frühjudentum und die Anfänge des Christentums: Ein Studienbuch. (BWANT 208). Stuttgart: Kohlhammer, 2016 (367 Seiten).

Die Logienquelle: Text, Kontext, Theologie. Stuttgart: Kohlhammer, 2016 (208 Seiten).

Donnerstag, 29.03.2018