Kirche zum G20-Gipfel

von Stefan Klinkhammer

Mittwoch, 05.07.2017

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Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen tagt ab übermorgen der G20-Gipfel in Hamburg. Und zu dem, was die Politiker verhandeln, hat auch Kirche eine klare Meinung: Sie fordert mehr Einsatz gegen Armut und fordert zu mehr Klimaschutz und Menschenrechte auf ..

INFO: Das G20-Gipfeltreffen 2017 findet auf Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel am 7. und 8. Juli 2017 in Hamburg statt. Das Treffen ist die zwölfte Zusammenkunft der G20 und Hamburg ist die erste Stadt in Deutschland, die einen solchen G-20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs ausrichtet.

Im Jahr 2017 hat die Bundesrepublik Deutschland turnusgemäß den Vorsitz der Gruppe der Zwanzig (G20) größten Industrienationen und Schwellenländer inne. Sie vertreten zwei Drittel der Weltbevölkerung, 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Welt und 80 Prozent des Welthandels. Teilnehmer sind neben den G7-Ländern (USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, Japan und Kanada) auch Russland, die Schwellenländer China, Brasilien, Indien, Indonesien, Argentinien, Mexiko und Südafrika sowie Australien, Südkorea, Saudi-Arabien, die Türkei, die Europäische Union sowie Spanien mit einen ständigen Gaststatus. Zudem sind viele internationale Organisationen vertreten – so die UNO, Weltbank, der Weltwährungsfonds, WTO, OECD und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO). Eingeladen sind die Vorsitzenden regionaler Organisationen wie etwa der Afrikanischen Union (AU), des Verbandes Südostasiatischer Nationen (ASEAN) und der New Partnership for Africa’s Development (NEPAD), durch die auch insbesondere die Anliegen der Entwicklungsländer berücksichtigt werden sollen.

Für die diplomatische Großveranstaltung mit mehr als 6000 hochrangigen Delegierten, Staats- und Regierungschefs und über 3000 nationalen und internationalen Medienvertretern gilt die Sicherheitsstufe 1. Mehrere tausend Sicherheitsbeamte werden im Einsatz sein, für die Hamburger wird es zahlreiche Einschränkungen und Behinderungen geben.
Mehr: Die Bundesregierung: Offizielle Website, Gipfel in Hamburg: http://www.hamburg.de/g20-gipfel/hintergrund/.

Aufruf der Kirchen: Die katholischen Bischöfe und das weltgrößte katholische Entwicklungshilfswerk Misereor rufen die Teilnehmer des G20-Gipfels in Hamburg zu einem entschiedeneren Einsatz gegen Armut und für Klimaschutz und Menschenrechte auf. Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel erklärte im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Aachen: „Wir erwarten - und das habe ich auch der Kanzlerin gesagt - dass Deutschland als Gastgeber sehr deutlich auf die Durchsetzung der Menschenwürde und Menschenrechte in allen Mitgliedsstaaten drängt“. Dass Trump das Klimaabkommen gekündigt habe, sei „ein Schlag ins Gesicht“ für diejenigen, die bereits heute unter dem Klimawandel litten und „vor deren Leid er die Augen verschließt“. Auch die angekündigte Kürzung der Entwicklungshilfegelder ist aus seiner Sicht «das falsche Signal - erst recht, wenn zugleich noch mehr in Rüstung investiert werden soll.“ Misereor gehört zu den Vertretern der Zivilgesellschaft, die in die Beratungen beim G20-Gipfel am 7. und 8. Juli in Hamburg miteinbezogen werden sollen.

Sozialbischof Franz-Josef Overbeck von Essen forderte die Gipfelteilnehmer auf, nicht nur ihre nationalen Interessen zu verfolgen, sondern auch das „Weltgemeinwohl“ im Blick zu behalten. Die aktuelle Weltlage sei allerdings „wenig ermutigend“ und gerade nach dem Regierungswechsel in den USA sei eine gemeinsame Linie des Westens nicht mehr zu erkennen: „Hinzu kommt das Aufblühen autoritärer Staatsmodelle in Ländern wie Russland und der Türkei.“ Doch seien gemeinsame Anstrengungen gegen die großen Probleme in der Welt wie Armut, Terror und Klimawandel dringender denn je.

Bischof Overbeck, in der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zuständig und Leiter der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen, mahnte insbesondere Präsident Donald Trump und die USA, „nicht nur und zuerst an sich selbst zu denken, sondern immer auch solidarisch die anderen im Blick zu halten“. Für ihn sei der Gipfel ein Erfolg, wenn von ihm „das Signal ausginge, dass sich die großen politischen und wirtschaftlichen Mächte ernsthaft auf den Weg machen wollen, die zentralen Probleme der heutigen Welt mit vereinten Anstrengungen zu lösen.“

Gerade durch die von der Bundeskanzlerin aufgestellten Fragen zu der in der Agenda 2030 formulierten globalen Nachhaltigkeitszielen und dem Pariser Klimaabkommen dürften die Gespräche spannungsreich werden. Ein spezieller Fokus des Treffens soll auf Afrika liegen - ein Schwerpunkt, den Papst Franziskus bei seinem Treffen mit Angela Merkel Mitte Juni sehr begrüßte. Hier soll es u.a. um die Potenziale des Kontinents gehen, um die junge Bevölkerung oder zukunftsweisende Projekte im Energiesektor.

Unser Gesprächspartner: Erzbischof Dr. Stefan Heße (Hamburg), studierte in Bonn und Regensburg Theologie, wurde von Erzbischof Meisner 1993 zum Priester geweiht und wechselte nach Kaplansjahren in Bergheim 1997 an das Bonner Theologenkonvikt. Seit 2003 arbeitete der promovierte Geistliche in der Personalabteilung, die er ab 2006 leitete. 2011 wurde er ins Domkapitel berufen, im März 2012 zum Generalvikar ernannt und nach dessen Rücktritt im Februar 2014 vom Domkapitel zum Übergangsverwalter gewählt. Seit 2015 ist Heße dritter Erzbischof des 1995 neugegründeten Erzbistums Hamburg. In der Deutschen Bischofskonferenz ist er Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen.

Mehr im Internet unter www.erzbistum-hamburg.de. Weitere Informationen zur Flüchtlingshilfe der katholischen Kirche, zu Projekten sowie zum Sonderbeauftragten für Flüchtlingsfragen der Deutschen Bischofskonferenz unter www.fluechtlingshilfe-katholische-kirche.de.

Mittwoch, 05.07.2017