Leckeres Neujahr

von Johanna Risse

Samstag, 28.12.2019

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Neujährchen - frisch aus dem fröhlichen Backofen von Andrea Mohr, unserer „Küchenlöwin“ aus Bonn. Foto: thekitchenlioness.de

Was wünscht man sich für das neue Jahr? Bald ist es soweit und alles Mögliche muss zum Fest noch auf den Tisch. Wie wäre es mit etwas Selbstgebackenem? Andrea Mohr, unsere Küchenlöwin, weiß einiges über den Jahreswechsel und hat ein Rezept parat ....

NFO: Er war von 314-335 Papst: Silvester I., in dessen Regierungszeit sich die entscheidende Wende von einer christenfeindlichen zu einer völlig anderen Staatspolitik vollzog. Dass er einmal rund um die Welt gefeiert werden würde, hätte er sicher nie gedacht. Schon gar nicht im Zusammenhang mit dem Jahreswechsel: Die frühen Christen feierten zunächst entweder den Dreikönigstag (6. Januar) oder das Fest der Geburt Christi (25. Dezember) als Jahresbeginn. Im Mittelalter wechselte die römische Kirche mehrmals ihren Neujahrstermin. Erst 1691 setzte Papst Innozenz XII. auch den „christlichen“ Jahreswechsel endgültig auf den 1. Januar fest – den Todestag von Papst Silvester.

Geboren um die Mitte des 3. Jahrhunderts in Rom und um 284 zum Priester geweiht, hatte er noch die massive Christenverfolgung 303 bis 305 durch Kaiser Diokletian (284-305) erlebt, soll für einige Zeit im Exil bei Rom gelebt haben. Als Papst Miltiades stirbt, wird Silvester am 31. Januar 314 zu dessen Nachfolger gewählt. Und trifft auf eine völlig veränderte Situation: Denn die Kaiser Konstantin (306-337) und Licinius (308-324) hatten ein Jahr zuvor in der Mailänder Vereinbarung allen Bürgern des Römischen Reichs Religionsfreiheit garantiert, im Westteil des Reiches förderte Konstantin sogar den neuen christlichen Kult. Damit vollzog sich zu Silvesters Regierungszeit eine entscheidende Wende von einer christenfeindlichen zu einer christenfreundlichen Staatspolitik und für die Kirche begann eine lange Zeit des Friedens. Silvesters Pontifikat wurde mit 21 Jahren das bislang achtlängste. Er bestätigte die Beschlüsse des Konzils von Nizäa, das sich 325 klar gegen die Ablehnung der Gottheit Jesu durch Arius wandte und das erste Glaubensbekenntnis festschrieb.

In seiner Amtszeit wurde der von Kaiser Konstantin geförderte Bau von Sankt Peter über dem Petrusgrab in Rom in Angriff genommen, ebenso der des Laterans, und Silvester wurde zum Autor der römischen Liturgie. Er starb am 31. Dezember 335, wurde in der Priscilla-Katakombe an der Via Salaria in Rom beigesetzt und während der Langobarden-Einfälle im 8. Jahrhundert in die Kirche San Silvestro in Capite an der Piazza San Silvestro überführt. Als erster Papst, der nicht das Martyrium erlitt, wurde er 813 in den Heiligenkalender aufgenommen. Da sein Festtag auf den letzten Tag des Jahres fällt, wird sein Name mit den Feierlichkeiten zum Jahreswechsel verbunden.

In seine Amtszeit fällt vor allem ein besonderes Ereignis, das hohe geschichtliche Bedeutung erlangte: Die sogenannte „Konstantinische Schenkung“ (Constitutum Constantini) – angeblich in den Jahren 315/317 ausgestellt, jedoch eine Fälschung des 8. Jahrhunderts. Nach Legenden soll Silvester Kaiser Konstantin selbst getauft und ihn von Aussatz geheilt haben. Zum Dank habe ihm der Kaiser dafür die Stadt Rom und das ganze Abendland geschenkt und ihm erlaubt, die kaiserlichen Insignien zu tragen – so die Geschichte, die um 754 nach der Salbung der Karolinger zu fränkischen Königen oder spätestens zu Beginn des 9. Jahrhundert in Umlauf gebracht wurde. Sie machte Silvester zum Begründer der weltlichen Macht der Päpste. Die in der mittelalterlichen Legenda Aurea des Jacobus de Voragine verbreitete Legende beanspruchte damit nicht nur das sogenannte „Patrimonium Petri“ als Grundlage des späteren Kirchenstaates, sondern setzte den Vorrang Roms vor allen anderen Bischofssitzen, die Herrschaft und Gericht über Italien und den Westen des Reiches – zuletzt eine klare Position jeder weltlichen Macht gegenüber. Damit war ein jahrhundertelanger Streit mit Kaisern und Königen vorgezeichnet, der nicht nur die Geschichte von ganz Europa prägte. Auch für das große Schisma, die Trennung von West- und Ostkirche 1054 spielte die „Konstantinische Schenkung eine wichtige Rolle. Trotz vieler Legenden und klarer Geschichtsfälschung, die früh und ständig angezweifelt wurde – die Amtszeit Silvesters selbst hatte weitreichende Folgen für die Entwicklung und Ausbreitung des Christentums.

Jetzt aber auch das Leckere zum Tag:

Unsere „Küchenlöwin“ Andrea Mohr aus Bonn kennt viele fromme Rezepte und weil alles, was sie in Küche und Ofen zaubert, so lecker ist, veröffentlichen wir immer wieder gerne Rezepte von ihr, die gut ins Kirchenjahr passen. Kontakt: N. Andrea Mohr, Seehausstr. 33, 53117 Bonn, E-Mail: nclndrmhr@gmail.com, Internet: http://kitchenlioness.blogspot.de.

Zum heutigen Rezept hat sie uns gleich die Erklärung und alles Wichtige mitgeschickt:

„Der Name ‚Neujährchen‘ wird ja für viele Gebäckarten, die zu Silvester bzw. Neujahr gebacken werden, verwendet. Es scheint, dass sich zum Neujahresanfang regionale Backtraditionen besonders gut erhalten haben. Eine besondere Nacht wie die Silvesternacht verlangt nach einem besonderen Morgen, nach Zusammensein, Gemütlichkeit und ein bisschen kulinarischer Tradition. Ich backe wieder ‚Neujährchen‘, die traditionell am Neujahrstag zum gemeinsamen Nachmittagskaffee gegessen werden, ein schöner Brauch, der Glück im kommenden Jahr verspricht. Die Waffelröllchen eignen sich aber auch ganz vorzüglich als Mitbringsel zur Silvesterparty oder für die Familie am Neujahrsmorgen - gebacken im alten Jahr und genossen im neuen Jahr. Knusprig und zart und das Aroma köstlich, ein guter Start in ein neues Jahr.

‚Neujährchen‘ - auch Eiserkuchen genannt - sind für mich an Neujahr ein Muss. Der dünne Teig, der wunderbare Duft von Anis, Zimt und Kardamom und manchmal auch eine süße Vanillesahnefüllung sind seit meiner Kindheit Tradition am ersten Tag des Jahres. Das dazu benötigte Waffeleisen ist ein Erbstück, dass ich schon seit langer Zeit benutze. Bei uns Zuhause werden die sonst auch als ‚Eiserkuchen‘ oder Waffelröllchen bekannten Waffeln, als ‚Neujährchen‘ bezeichnet und ich mag das Wort ‚Neujährchen‘ sehr, denn es passt ganz wunderbar zum Neuen Jahr, dass mit seinem ersten Tag noch so verheißungsvoll vor uns liegt. Wichtig ist noch die Aufbewahrung der Neujährchen. Man legt sie am besten in eine gutschließende Blechdose, so bleiben die Waffeln am längsten frisch und knusprig.

Neujährchen


Zutaten
350ml Wasser
250g Kandiszucker (entweder weißer oder brauner)
200g Butter
2 Eier (L), Freiland oder Bio
250g Mehl Type 405
1 Prise feines Salz
1 Prise Zimt
1 Prise Anis
1 Prise Kardamom
1 Paket Bourbon Vanillezucker

Desweiteren
Spezialhörncheneisen zum Backen

Zubereitung
Wasser aufkochen lassen. Herd abstellen. Topf auf der warmen Herdplatte stehen lassen.
Kandiszucker und Butter dazu geben, Deckel auf den Topf geben und alles zusammenschmelzen lassen. Mit dem Schneebesen verrühren und dann komplett abkühlen lassen.
Wenn die Masse abgekühlt ist, Eier, Mehl, Salz, Gewürze und Vanillezucker hinzugeben und zu einem flüssigen Teig verarbeiten.
Einige Stunden an einem kühlen Ort ruhen lassen. Eventuell noch etwas Wasser dazugeben, sodass der Teig gut vom Löffel fließt.
Das Hörncheneisen vorheizen und dünne Eiserkuchen abbacken. Dabei zirka 1 EL Teig mittig in das heiße, leicht gefettete Hörncheneisen geben, fest zudrücken und bis zum gewünschten Bräunungsgrad backen.
Die Waffeln sollten dünn gebacken werden, damit sie schön knusprig werden.
Sofort zu Röllchen oder spitzen Tüten formen und erkalten lassen. In einer gut schließenden Blechdose aufbewahren.

Samstag, 28.12.2019