Ludgerusfest 2016 in Werden

von Christof Beckmann

Dienstag, 30.08.2016

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Schrein des Hl. Ludgerus

Wie seit fast 900 Jahren wird in Essen-Werden an eine der großen Persönlichkeiten in der Geschichte unseres Landes erinnert: Bei der Ludgerus-Wallfahrt am 4. September tragen sie den Schrein mit den Gebeinen des Heiligen Liudger durch die Stadt ...

INFO: Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck hat zur Teilnahme an der Ludgerus-Wallfahrt in Essen-Werden am 4. September aufgerufen. Die letzte von drei Diözesanwallfahrten im Ruhrbistum soll ganz im Zeichen des von Papst Franziskus ausgerufenen Jahrs der Barmherzigkeit stehen. Der Bischof wird um 10.00 Uhr in der Ludgerus-Basilika einen Gottesdienst feiern. Im Anschluss findet die traditionelle Prozession statt, bei der der Schrein mit den Gebeinen des Heiligen Liudger (742 bis 809) durch die Stadt getragen wird. Das „Fest der Umtragung der Gebeine des heiligen Liudger“ wird seit 1128 aus Dankbarkeit für die Abwehr einer Hungersnot gefeiert.

Liudger (lateinisch: Ludgerus), um 742 in der Gegend von Utrecht geboren, stammte aus einem weit verzweigten friesischen Adelsgeschlecht, wurde an der dortigen Domschule und in York ausgebildet und studierte in Italien die Mönchstraditionen des Benediktinerordens. Der Zeitgenosse des aufständischen Sachsenherzogs Widukind und Karls des Großen gründete nach ausgedehnten Missionsreisen in Friesland und Sachsen um 800 sein Werdener Eigenkloster. Am 30. März 805 vom Kölner Erzbischof Hildebold (787–818) zum ersten Bischof von Münster geweiht, starb er am 26. März 809 in Billerbeck, wo er einen Tag zuvor, am Passionssonntag 809, seine letzte heilige Messe feierte. Nach seinem Tod in Billerbeck wurde sein Leichnam in seine Bischofsstadt Münster überführt und seinem Wunsch folgend in der Krypta des Klosters Werden am 26. April 809 bestattet. Seit 1128 werden die Gebeine Liudgers einmal im Jahr jeweils am 1. Wochenende im September in feierlicher Prozession durch Werden getragen. Seit dem Mittelalter ist das dortige Grab des Heiligen Ziel von Wallfahrten. Die Benediktinerabtei wurde 1803 aufgehoben.

Ludgerus ist Mitpatron des Bistums Essen. Zahlreiche Kirchen sind nach ihm benannt, auch Schulen und kirchliche Einrichtungen. Liudger gilt als „internationaler Heiliger“, weil seine Wirkungsgebiete heute in Deutschland, den Niederlande und im flämischen Belgien liegen und weil er sein Leben ganz in der Tradition des heiligen Paulus, der Gewinnung der Völker für den christlichen Glauben gewidmet hat.

 

Programm des Ludgerusfestes 2016 rund um die Basilika St. Ludgerus

Freitag, 2. September: 20:00 Ökumenischer Gottesdienst zur Schreinerhebung, anschl. Agape im Benediktsaal und stilles Gebet in der Basilika bis 22:00 Uhr

Samstag, 3. September: 9:00 Heilige Messe der Gemeinschaft des heiligen Liudger und der Ludgerus-Bruderschaft, 11:15 Kinder singen und beten am Ludgerusschrein, 15:00 Heilige Messe mit Spendung der Krankensalbung für Ältere, Kranke und Menschen mit Behinderung, anschl. Kaffeetrinken in der Stiftung St. Ludgeri, 10:00 bis 17:00 Öffnung der Schatzkammer mit kostenlosen Führungen durch die Schatzkammer jeweils um 10:00, 12:00, 14:00 und 16:00 Uhr

Sonntag, 4. September: Diözesanwallfahrt des Bistums Essen im Jahr der Barmherzigkeit, 10:00 Pontifikalamt in der Basilika mit Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, anschl. Schreinprozession mit Statio vor der ev. Kirche, ca. 13:00 Begegnung mit Imbiss im Foyer des Mariengymnasiums, 10:00 bis 17:00 Öffnung der Schatzkammer mit kostenlosen Führungen durch die Schatzkammer jeweils um 12:00, 14:00 und 16:00 Uhr, 18 Uhr Vesper und Schreinrückführung

Ludgerusbruderschaft: Die 1710 Ludgerus-Bruderschaft dient der Förderung der Verehrung des heiligen Ludgerus, übernimmt den Wachdienst in der Basilika und arbeitet aktiv im Pfarrleben mit. Zur Zeit besteht die Bruderschaft aus 80 Damen und Herren, die bei ihrem Dienst das Bruderschaftskreuz tragen. Kontakt: Inge Siebert, Tel. 0201 /49 41 85, E-Mail: bruderschaft@st.ludgerus-werden.de

Communitas Sancti Ludgeri: Zu den Aufgaben der Communitas Sancti Ludgeri zählt die Förderung und Pflege der Verehrung des heiligen Liudger, , Erhaltung der pastoralen und kulturgeschichtlichen Bedeutung des Apostels der Friesen und Sachsen, Pflege und Erhaltung der Grabstätte des heiligen Liudger, Vorbereitung und Durchführung des jährlichen Ludgerusfestes, Kontaktpflege mit den Ludgerusgemeinden im In- und Ausland, Herausgabe von Literatur. Mehr: http://www.st.ludgerus-werden.de/. Kontakt: Dr. Gregor Meder, Vorsitzender (Tel. 0201 8405894), E-Mail: vorstand@csl-werden.de, Internet: www.csl-werden.de

Buchhinweis: Anlässlich des 1200. Todestages veröffentlichte die „Communitas Sancti Ludgeri” („Gemeinschaft des Heiligen Ludgerus) ein Gedenkbuch mit dem Titel „Heiliger Liudger. Zeuge des Glaubens 742-809” (hg. von Rudolf Ludger Schütz, Kamp-Verlag Bochum, 304 Seiten, 142 Bilder, Preis: 19,80 Euro). Verschiedene Aufsätze versammeln zahlreiche Aspekte zum Leben und zur Zeit Liudgers und seiner Bedeutung bis heute

Ausflugstipp: Die 1979 eröffnete Schatzkammer der Basilika St. Ludgerus, Essen-Werden, zeigt sakrale Gegenstände aus dem Leben des hl. Ludgerus und der von ihm gegründeten ehemaligen Benediktiner Abtei Werden. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10–12 Uhr und 15–17 Uhr. Kontakt: Schatzkammer St. Ludgerus, Brückstr. 54, 45239 Essen, Tel. 0201 / 491801, E-Mail: schatzkammer@st.ludgerus-werden.de.

Unser Gesprächspartner: Pastor Dr. Marius Linnenborn, 1968 in Essen geboren, studierte Theologie und Kunstgeschichte in Bochum und Würzburg sowie 1992-1994 Liturgiewissenschaft an der Benediktinerhochschule Sant’Anselmo in Rom. Nach der Priesterweihe 1996 war er als Kaplan in Oberhausen und in Essen tätig. Neben der Aufgabe in der Gemeindepastoral absolvierte er 2005-2008 das Promotionsstudium in Rom und übernahm 2009 die Aufgabe als Wallfahrtsleiter des Ludgerus-Jahres zum 1200. Todestag des Heiligen in Essen-Werden. Seit 2010 ist er Pastor in Essen-Heisingen in der Gemeinde St. Georg, die zur Pfarrei St. Josef-Ruhrhalbinsel gehört. An der Philosophisch-Theologischen Hochschule Münster und an der Musikhochschule Köln hatte er in den vergangenen Jahren Lehraufträge für Liturgiewissenschaft. Außerdem ist er Geistlicher Beirat des Deutschen Chorverbandes Pueri Cantores. Zum 1. November 2016 übernimmt er die Leitung des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier.
Kontakt:
Gemeinde St. Georg, Heisinger Str. 480, 45259 Essen, Tel. 0201 / 48 68 64 19.

 

„Heiliges Jahr der Barmherzigkeit“: Papst Franziskus hat am Samstag, 11. April, mit der feierlichen Lesung von Teilen aus einer eigenen Bulle (Urkunde) ein außerordentliches „Heiliges Jahr” ausgerufen. Es begann am 8. Dezember 2015 und endet am 20. November 2016.

Das Heilige Jahr ist dem Thema Barmherzigkeit gewidmet. Sie gilt als Leitbegriff des Christentums, der das zentrale Wesen Gottes beschreibt. Zahlreiche Gleichnisse verdeutlichen dies – so die Geschichte des barmherzigen Samariters (Lk 10,25-37), aber auch die Bergpredigt („Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen”, Mt 5,7). Konkret gelebt wird Barmherzigkeit nach christlicher Tradition in den sogenannten „Sieben Werken der leiblichen Barmherzigkeit”, die sich an alle Menschen ungeachtet ihrer Religion und Herkunft richten: Dazu gehört Hungrige zu speisen, Dürstenden zu trinken zu geben, Nackte zu bekleiden, Fremde aufzunehmen, Kranke und Gefangene zu besuchen sowie Tote zu begraben.

Biblisches Vorbild ist das Jubeljahr (Levitikus 25), ein alle 50 Jahre begangenes Erlassjahr. Das erste Heilige Jahr wurde 1300 von Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) ausgerufen, der angesichts verbreiteter Endzeitstimmung erstmals einen besonderen vollständigen Ablass für Rom-Pilger gewährte. Dieser sollte zunächst alle 100 Jahre wiederholt werden, doch seit 1450 ist ein 25-jähriger Turnus üblich. Danach wäre das nächste Heilige Jahr eigentlich erst 2025 gewesen – das letzte ordentliche Heilige Jahr fand im Jahr 2000 statt, als die Rekordzahl von rund 25 Millionen Pilgern und Touristen nach Rom kamen. Damit ist das bevorstehende Heilige Jahr ist das dritte außerordentliche seit Einführung. Bis heute wurde insgesamt 26 Mal ein ordentliches Heiliges Jahr gefeiert. Das letzte war das große Jubiläum im Jahr 2000. Ein außerordentliches Heiliges Jahr gab es zum Beispiel 1983 anlässlich 1900 Jahren Gedenkens an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi.

Während eines Heiligen Jahres sind Katholiken aufgerufen, nach Rom zu den Gräbern der Apostel zu pilgern und die römischen Hauptkirchen zu besuchen (San Giovanni in Laterano, San Pietro in Vaticano (Petersdom), Santa Maria Maggiore, San Paolo fuori le Mura, San Sebastiano fuori le mura, Santa Croce in Gerusalemme, San Lorenzo fuori le mura) und für einen vollkommenen Sündenablass zu beten. Das Heilige Jahr beginnt traditionell mit der Öffnung der nur zu diesem Zweck dienenden Heiligen Pforte des Petersdoms durch den Papst. Organisator des bevorstehenden Heiligen Jahrs ist der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung mit seinem Präsidenten Erzbischof Rino Fisichella. Anlass für das Heilige Jahr ist das Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) vor genau 50 Jahre am 8. Dezember 1965, das grundlegende Reformen in der katholischen Kirche angestoßen hatte. 

Zum Heiligen Jahr 2015/2016 informiert eine Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz unter http://www.dbk.de/heiliges-jahr/home/.

Dienstag, 30.08.2016