Namenstag von Helena

von Johanna Risse

Freitag, 17.08.2018

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Eine Kapelle, die nur aus der Fenster der naheliegenden Abteilung für Damenoberbekleidung zu sehen ist? Gibt’s – in Bonn. Gewidmet ist sie einer Frau, die selbst eine große Dame war. Morgen steht die Kaiserin Helena auf dem Kalender ...

INFO: Die römische Kaiserin Helena (um 248-330), morgen auf dem katholischen Heiligenkalender, gilt als legendäre Stifterin der ersten Kirche über den Gräbern der heutigen Stadtpatrone Cassius und Florentius in Bonn, über denen das heutige des Bonner Münster steht. Sie wird in der katholischen und der orthodoxen Kirche als Heilige verehrt und gilt auch als Gründerin des Viktordoms in Xanten und der Gereonskirche in Köln.

Geboren wurde Flavia Iulia Helena wohl in Drepanum, dem heutigen Karamürsel in der Türkei, soll Tochter eines Gastwirts gewesen sein und im heutigen Niš in Serbien selbst eine Taverne betrieben haben. Sie wurde in nicht legitimer Ehe Gattin des späteren römischen Kaisers Constantius I., Mitkaiser des Christenverfolgers Diokletian, und Mutter von Konstantin dem Großen. Constantius Chlorus verstieß sie 289 wegen ihres niederen Standes, machte Augusta Treverorum (Trier) zu seiner Residenz, doch Helena behielt weiterhin Einfluss und sicherte ihrem Sohn den Thron. Konstantin wurde 306 von den Legionen im englischen York zum Augustus (Oberkaiser) ausgerufen, holte nach seinem Regierungsantritt seine Mutter nach Trier, schlug 312 unter dem Zeichen des Kreuzes seinen Gegner Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke in Rom, stellte mit dem Edikt von Mailand 313 das sich ausbreitende Christentum den anderen Religionen gleich und errang 324 die Alleinherrschaft.

Die bereits 312 getaufte Mutter förderte die Kirche: Helena werden zahlreiche Kirchbauten zugeschrieben, so auch die Kreuzeskirche in Jerusalem und die Geburtskirche in Bethlehem. Um 326 unternahm sie eine Wallfahrt nach Jerusalem, suchte nach dem Grab Jesu und fand nach der Überlieferung das wahre Kreuz Christi, das für Jerusalem, Rom und Konstantinopel in drei Teile geteilt wurde. Über dem Grab und der Kreuzauffindungsstelle ließen Helena und Konstantin eine Basilika errichten, die heutige Grabeskirche. Auch die Geburtskirche in Betlehem soll auf Helena zurückgehen.

Sie starb am 18. August 329 in Nikomedien, dem heutigen Izmit in der Türkei. Ihr Leichnam wurde von ihrem Sohn der Überlieferung nach zuerst nach Konstantinopel gebracht. Von dort soll er im 9. Jahrhundert in die Benediktinerabtei in Hautvillers überführt worden sein, wo ihr Haupt, wie auch in Trier, verehrt wird. Im 12. Jahrhundert kamen Reliquien in die Kirche Santa Maria in Aracoeli in Rom, weitere gibt es in Paris. Eine der bekanntesten Darstellungen der Heiligen befindet sich an einem der vier Hauptpfeiler der Kuppel des Petersdoms. Eine 1639 geschaffene monumentale Statue von Andrea Bolgi zeigt Helena mit dem Kreuz Christi. Darüber befindet sich eine Kapelle mit Balkon, in die 1629 unter Papst Urban VIII. das größte in Rom noch erhaltene Stück des Kreuzes aus der Kirche Santa Croce in Gerusalemme übertragen wurde. In der von Konstantin erbauten Kirche S. Croce in Rom werden bis heute für echt gehaltene Gegenstände verehrt: drei Bruchstücke des Kreuzes Christi, zwei Dornen der Dornenkrone, ein Kreuznagel, ein Stück der Inschrift „INRI“ und der Finger des Apostels Thomas, den dieser nach der Auferstehung Christi in dessen Wunde legte (Johannesevangelium 20, 24-29).

Der Legende nach war Helena auch an der Überführung des „Heiligen Rocks“ von Jesus und der Gebeine des Apostels Matthias nach Trier beteiligt. Die Ostkrypta des Doms wurde 1196 der heiligen Helena geweiht. Doch kam es zu einer großen Helena-Verehrung vor allem im 12. Jahrhundert auch in Bonn. Davon zeugen zahlreiche Darstellungen im Bonner Münster und vielen anderen Kirchen und Kapellen in Bonn, auch in der barocken Kreuzbergkirche. 1135 erhielt der Propst des Cassius-Stiftes, Gerhard von Are, Reliquien der hl. Helena, die allerdings im 16. Jahrhundert bei einer Plünderung verlorengingen. 2012 schenkte das Trierer Domkapitel dem Bonner Münster eine Reliquie aus dem Reliquienschatz des Trierer Doms. Derzeit stehen in der ehemaligen Bonner Stiftskirche St. Cassius und Florentius umfangreiche Sanierungsarbeiten an, für die das Bonner Münster seit Sommer 2017 für etwa zweieinhalb Jahre komplett geschlossen ist.

Kontakt: Münster-Pfarramt, Gerhard-von-Are-Straße 5, 53111 Bonn, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9-12 Uhr, Donnerstag auch 16-18 Uhr (nicht im August), Tel. 0228 / 98588-0, Fax 0228 / 98588-15, E-Mail: pfarrbuero@bonner-muenster.de, Internet: www.bonner-muenster.de

Freitag, 17.08.2018