Peter & Paul

von Christof Beckmann

Samstag, 29.06.2019

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Petrus & Paulus (v.l.): "Best Buddies" am Petersplatz in Rom, Fotos & Montage: KiP

Feuer und Wasser sind ja schon Gegensätze. Aber Petrus und Paulus – die erst recht. Und doch gehören sie zusammen wie Wind und Wolken: Gefeiert werden sie seit der frühen Kirche, die ohne sie kaum zu denken ist, sagt Pastoralreferent Mathias Albracht  ...

INFO: Die „Apostelfürsten“ Petrus und Paulus spielen für die Geschichte des Christentums schon immer eine wichtige Doppelrolle. Deshalb gedenkt die katholische Kirche ihrer jedes Jahr am 29. Juni mit dem Hochfest Peter und Paul. Beide sind spannungsreiche Charaktere, die für die Ausbreitung des Glaubens stehen – ohne sie ist das Christentum kaum denkbar. In den Westen kam das bekannteste der Apostelfeste über Jerusalem und Konstantinopel. Petrus und Paulus sind die Stadtpatrone Roms und liegen auch dort begraben.

Petrus – der „Fels“: Simon Petrus, geboren um Christi Geburt in Betsaida (Galiläa), gestorben 64 oder 76 in Rom, ist als Sprecher und Anführer der Apostel die herausragende Figur unter den von Jesus berufenen Jüngern. Ihn lernte er durch seinen Bruder Andreas kennen. Seine Stellung, aus der auch das Papst-Amt ableitet wird, bezieht sich besonders auf die Zusage Jesu: „Du bist Petrus, der Fels, und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen." Der ursprüngliche Fischer aus Kafarnaum am See Genesareth war verheiratet, ein praktisch veranlagter Mensch, nicht frei von Jähzorn und verleugnete sogar Jesus drei Mal. Wie vor allem die Apostelgeschichte berichtet, sorgte er nach dem Tod und der Auferstehung Jesu sowie den Pfingstereignissen dafür, dass sich die Jünger Jesu wieder in Jerusalem versammelten und wurde der Kopf der jungen Christengemeinde. Anschließend missionierte er in Antiochia und Kleinasien vor allem unter Nichtjuden und wurde in dieser Zeit in Jerusalem von Jakobus vertreten. Schließlich reiste er nach Rom, wo er während der Christenverfolgung zwischen 64 und 67 nach Christus unter Kaiser Nero getötet wurde. Er wurde, vermutlich in dessen Gärten unweit des heutigen Vatikans, gekreuzigt - der Überlieferung nach auf eigenen Wunsch mit dem Kopf nach unten hängend. Über seinem Grab tief unterhalb der heutigen Peterskirche unter der „Confessio" mit dem Papstaltar baute man im Mittelalter den ersten Petersdom, der im 16. Jahrhundert in der uns heute bekannten Form neu gebaut wurde. Dargestellt findet sich Petrus meist mit Buch und Schlüsseln, die auf seine „Binde- und Lösegewalt“ anspielen.

„Vom Saulus zum Paulus“: Paulus, geboren um 5 nach Christi Geburt in Tarsos (Türkei), ein frommer Jude mit Namen Saul, der von seinen Eltern das römische Bürgerrecht geerbt hatte, lernte Jesus nicht mehr kennen, sondern war vielmehr ein hartnäckiger und in ganz Judäa gefürchteten Christenverfolger. So war Saulus auch an der Steinigung des ersten christlichen Märtyrers Stephanus beteiligt. Sein „Damaskus-Erlebnis“ machte ihn zu einem glühenden Verkündiger des Evangeliums. Beim ersten Konzil in Jerusalem setzte er sich dafür ein, dass auch Menschen getauft werden durften, die zuvor keine Juden waren. Er selbst ging als erster zu den nichtjüdischen Völkern, reiste fortan als Missionar durch den ganzen Mittelmeerraum, gründete viele heidenchristliche Gemeinden in Kleinasien und Griechenland, besuchte sie und hielt intensiven Kontakt durch Briefe, die als Teile des Neuen Testaments überliefert sind. Um das Jahr 61 kam Paulus nach Rom, wo er in Gefangenschaft geriet und seinen Glauben rechtfertigen musste. Als römischer Bürger wurde er nicht ans Kreuz geschlagen, sondern soll enthauptet worden sein. Die Reliquien des Apostels Paulus befinden sich in der Kirche San Paolo fuori le mura in Rom. Dargestellt wird der „Völkerapostel“ mit Buch und einem Schwert, das auf sein Martyrium hinweist.

Das Hochfest in Rom: Am Gedenktag der „Apostelfürsten Petrus und Paulus“ segnet der Papst traditionell die aus der Wolle zweier Lämmer gewebten „Pallien“ für im vergangenen Jahr ernannte Erzbischöfe. Die Stola als Zeichen der Amtswürde wird meist auch am 29. Juni feierlich überreicht. Die berühmte Bronzefigur des Petrus in der Vatikan-Basilika wird mit einem kostbaren rot-goldenen Gewand an diesem Tag besonders geehrt.

Paulus im Bistum Münster: Ein sehr seltenes Patronat hat der durch den Hl. Ludgerus ab 805 gegründete St.Paulus-Dom in Münster. St. Paulus ist Schutzpatron von Bistum, Kathedrale und Domkapitel – somit ist auch sein Patrozinium in der Diözese weit verbreitet: Bildnisse des münsterischen Bistumspatrons finden sich als Skulpturen (z. B. über dem Eingang des Domes) und Reliquiare („Pauluskopf" in der Domkammer), in Kirchenfenstern und Schnitzarbeiten, in Siegeln und auf Münzen und Landkarten. Als Zeichen des Dankes für besondere Verdienste um das Bistum verleiht der Bischof von Münster die Paulus-Plakette.
Die Kathedrale des Bischofs und Wahrzeichen der Stadt begeht ihr Patronatsfest am Samstag, 29. Juni, um 18.30 Uhr mit einem Pontifikalamt zum Hochfest der Hl. Petrus und Paulus und zum Patronatsfest der Domkirche und des Bistums. Die äußere Feier des Festes am Sonntag, 30. Juni, wird um 10.00 Uhr mit dem Kapitelsamt gefeiert, das von der Hildegardisschola musikalisch gestaltet wird. Prediger der Messe um 11.45 Uhr ist Domkapitular Leenders. Weitere Gottesdienste: 15.00 Uhr - Vesper - es singen die Clemensschwestern, 18.30 Uhr Hl. Messe. Am Sonntag findet auch die alljährliche Fahrzeugsegnung auf dem Domplatz statt, und zwar jeweils im Anschluss an die hl. Messe um 8.15 Uhr und um 10.00 Uhr, also gegen 9.15 Uhr und 11.00 Uhr. Alle Autofahrer und Motorradfahrer mit ihren Fahrzeugen, Radfahrer und Kinder mit ihren Rädern sind dazu herzlich eingeladen. Mehr: www.bistum-muenster.de, www.paulusdom.de, www.kirche-und-leben.de.

Unser Gesprächspartner: Pastoralreferent Mathias Albracht, Jg. 1989 und aufgewachsen in Marsberg im Sauerland, ist im Bistum Münster für Verkündigung in Rundfunk, TV und sozialen Medien zuständig. Er studierte 2008-2014 Theologie, Philosophie und Kulturwissenschaften in Paderborn und verbrachte ein Auslandssemester im schwedischen Uppsala. Nach einem Praktikum im Bistum Hildesheim – u.a. für das ökumenische Projekt „Kirche²“ - begann er im Bistum Münster die Ausbildung als Pastoralassistent in St. Josef in Oldenburg im niedersächsischen Bistumsteil. Kontakt: Tel. 0251 / 495-1199, E-Mail: albracht@bistum-muenster.de.

Samstag, 29.06.2019