Rosenmontag beim Regimentspfarrer

von Johanna Risse

Montag, 12.02.2018

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Bild: Motive aus der Feldpost des Bonner Stadtsoldaten-Corps von 1872 e.V. für die Session 2017/18

Seit der Gala-Prunksitzung 2013 ist der Bonner Stadtdechant, Monsignore Wilfried Schumacher, Regimentspfarrer des Bonner Stadtsoldaten-Corps von 1872 e.V.. Und auch heute am Rosenmontag ist er natürlich voll im Einsatz: "Ja, wenn dat Trömmelche geht" ...

INFO: Als erste schriftliche Erwähnung des Bonner Karnevals gilt eine Polizeiverordnung von 1585, in der Ernst von Bayern als Kölner Kurfürst und Erzbischof die Abschaffung der sogenannten Bonner Fastnachtgesellschaft verfügte. Mit wenig nachhaltigem Erfolg: Denn 1622 erließ auch Kurfürst Ferdinand von Bayern eine ähnliche Verfügung und drohte drei Goldgulden als Strafe an. Dass aber selbst der kurfürstliche Hof ein Ort der Feier war, bezeugt eine Nachricht aus dem Jahr 1731, als zur Fastnacht zahlreiche Adlige als Bauernhochzeit verkleidet mit zwölf offenen Wagen eine Bauernhochzeit darstellten. Es finden sich genehmigte Umzüge der Zunftgesellen, die mit Musik und Tanzgruppen in der Fastnachtzeit durch die Stadt zogen, aber 1798 auch wieder kürfürstliche Strafandrohungen, die auf dem Ende des Karnevals zur Mitternacht am Fastnachtdienstag bestanden.
Noch 1824 wurde ein Gesuch um die Gestattung eines Karnevalsumzugs vom preußischen König abgelehnt, doch 1826 wurde die Bönnsche Karnevalsgesellschaft gegründet, das 1828 mit Hanswurst und Göttin Laetitia den ersten eigentlichen Rosenmontagszug mit abendlichem Maskenball und Aufführung einer Fastnachtsoperette durchführte. Eine anschließende königliche Kabinettsorder wurde erst 1842 wieder aufgehoben, ab 1843 trat zum ersten Mal „Bonna“ als Verkörperung der Stadt auf und 1873 wurde der Hanswurst zum Prinz.

Bonner Stadtsoldaten-Corps: Das Corps wurde im Jahre 1872 zur Pflege fastnachtlicher Bräuche gegründet, zur Geselligkeit unter den Mitgliedern und Unterstützung der Bonner Armen durch Geldsammlungen. Seine Uniform ist der des ehemaligen Bonner Kurfürstlichen-Leib-Infanterie-Bataillons nachgebildet. Geschäftsstelle: Bonner Stadtsoldaten-Corps von 1872 e.V., Endenicher Str. 10b, 53115 Bonn,  Tel. 0228 / 5 55 80 12, E-Mail:  info@bstc.de, Internet: www.bstc.de.

Unser Gesprächspartner: Seit der Gala-Prunksitzung 2013 ist der Bonner Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher Regimentspfarrer und Seelsorger des Bonner Stadtsoldaten-Corps. Auch an Rosenmontag ist der Regimentspfarrer und Kenner des „Bönnschen Fastelovends“ im Einsatz. Pfr. Wilfried Schumacher, geboren 1949 in Bonn, studierte in Bonn, München und Köln. Nach der Priesterweihe 1974 war er Kaplan in Euskirchen, Diözesanreferent für Öffentlichkeitsarbeit in den Pfarrgemeinden, Pfarrer in Aegidienberg, 1989-1998 Hochschulpfarrer in Düsseldorf und ist seit 1998 in Bonn Seelsorger für die Menschen in der Pfarrei St. Martin rund um die Bonner Münster-Basilika. Seit 2008 „Kaplan Seiner Heiligkeit“ (Monsignore), ist Schumacher verantwortlich für die City-Pastoral in der Bonner Innenstadt und seit 1998 als Stadtdechant Repräsentant der katholischen Kirche in der Stadt Bonn. 2016 trat er seine vierte Amtsperiode an.
Kontakt: Msgr. Wilfried Schumacher, Gerhard-von-Are-Str. 5, Postfach 7190, 53071 Bonn, Tel. Sekretariat 0228 / 98588-11, Fax 0228 / 98588-15, Internet: http://www.wilfried-schumacher.de/index.html

Karneval: Die zumeist in ursprünglich in katholisch geprägten Regionen veranstalteten „närrischen Tage“ vor der am Aschermittwoch beginnenden Fastenzeit heißen im Rheinland Karneval, in Mainz und Umgebung Fastnacht, im schwäbisch-alemannischen Gebiet Fasnet und im bayrisch-österreichischen Raum Fasching. „Domenica ante carnes tollendas“ nannte die Kirche den „Sonntag vor der Fleischenthaltung“ früher, das Wort „Fastnacht“ ist seit dem 12. Jahrhundert im Mittelhochdeutschen bekannt. Seit dem 13. und 14. Jahrhundert gehören Gastmähler, Trinkgelage, Reiter- und Tanzspiele zu dieser Zeit, in der die bestehende Ordnung außer Kraft gesetzt und im Narrengewand verspottet wird. Die Geistlichkeit billigte den Wunsch der Laien nach „leiblichen Genüssen“ vor der harten Fastenzeit und unterstützte die Entfaltung des Festes. Papst Sixtus IV. (1471-1484) ließ sogar die Gehälter der Universitäts-Lektoren mit drei Prozent besteuern, um Karnevalsfeiern zu finanzieren. Anders die Reformatoren: Sie hatten das vorösterliche Fasten abgeschafft und wollten das vorangehende „äußerst unfromme Spektakel“ (Martin Luther) nicht dulden.
Höhepunkte der närrischen Zeit („Session“), die offiziell am 11. November begonnen hat und bis Aschermittwoch dauert, sind Weiberfastnacht am Donnerstag vor Aschermittwoch, der Karnevalssamstag und -sonntag, sowie der Rosenmontag mit seinen farbenprächtigen Umzügen und der Veilchendienstag. Der Aschermittwoch ist ein variabler Termin, der sich von Ostern her errechnet. Ihm geht im christlichen Festkalender die österliche Fastenzeit (Quadragesima) voraus, deren Länge von 40 Tagen auf das Fasten Jesu in der Wüste (Mt 4, 2) und weitere Termine aus dem Alten Testament zurückgeht.
Seit Ende des 11. Jahrhunderts werden die Katholiken in den Gottesdiensten am Aschermittwoch mit einem Aschenkreuz bezeichnet, als äußeres Zeichen für Trauer und Buße.

Montag, 12.02.2018