Vor dem Katholischen Flüchtlingsgipfel in Essen

von Stefan Klinkhammer

Donnerstag, 27.06.2019

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Der 4. Katholische Flüchtlingsgipfel ist für den 4. Juli in Essen geplant. Im Anschluss verleiht die Bischofskonferenz den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Und wieder geht ein Hauptpreis nach NRW - nach Remscheid-Lennep....

INFO: Der vierte Katholische Flüchtlingsgipfel findet am Donnerstag, 4. Juli, auf Zeche Carl in Essen statt. Erwartet werden rund 100 Praktiker, Experten und Ehrenamtliche aus ganz Deutschland. Thematisch widmet sich der diesjährige Flüchtlingsgipfel „Herausforderungen kirchlicher Flüchtlingsarbeit im Umgang mit Fremdenfeindlichkeit“. Der Flüchtlingsgipfel wird vom Arbeitsstab des Sonderbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen, Erzbischof Dr. Stefan Heße (Hamburg), vorbereitet. 

Auf der Tagesordnung der Tagung steht ein Vortrag von Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl (Katholische Hochschule für Sozialwesen in Berlin) zum Thema „Fremdenfeindlichkeit – (k)ein Thema für die Kirche?“ halten. Die Arbeitsgruppen befassen sich mit folgenden Themen: Arbeitshilfe „Dem Populismus widerstehen“, Umgang mit Fremdenfeindlichkeit in der Seelsorge, Gesprächsräume öffnen – Rechtspopulismus richtig thematisieren, Umgang mit fremdenfeindlichen Parolen – „Kneipentour“ Konzept, Umgang mit Vielfalt in kirchlichen Verbänden, Institutionen und Gemeinden, Individuelle Differenz- und Diskriminierungssensibilität.

Darüber hinaus gibt Ali Can (Leiter des „VielRespektZentrums“ in Essen, Gründer des Hashtags #MeTwo, Begründer der „Hotline für besorgte Bürger“ und Autor des gleichnamigen Buches) unter dem Leitwort „MeTwo. Ich bin deutsch und anders“ einen Impuls. Zum Abschluss des Gipfels diskutieren Erzbischof Dr. Stefan Heße, Ali Can, Dr. Ina Schildbach (Projektleitung der „Kompetenzzentren für Demokratie und Menschenwürde der katholischen Kirche Bayern“) und ein Vertreter der nordrhein-westfälischen Landespolitik zum Thema „Fremdenfeindlichkeit – Welche Aufgaben stehen in Kirche und Gesellschaft an?“.

Katholischer Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus: Im Anschluss an den Flüchtlingsgipfel verleiht die Deutsche Bischofskonferenz im Rahmen eines Festakts zum dritten Mal den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Der Katholische Preis soll dazu beitragen, das kirchliche Zeugnis gegen jede Form der Menschenverachtung zu stärken. Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, wird den Festvortrag halten. Musikalisch wird die Veranstaltung von der Essener Band „Culture Pool“ begleitet. Als Moderatorin wird Natalie Amiri (ARD) durch den Abend führen. 

Die Preisträger 2019: Der mit 4.000 Euro dotierte erste Preis geht an das Projekt „Global Village: Weltort Lennep“ der Katholischen Pfarrgemeinde St. Bonaventura und Hl. Kreuz in Remscheid-Lennep. Die beiden zweiten Preise (jeweils 3.000 Euro) erhalten die Katholische Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) und der Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland (BDAJ) für ihre gemeinsame Initiative „Tacheles! Klare Kante gegen Extremismus“ sowie die Caritas Schweinfurt für das Projekt „Lesekoffer Flucht und Vertreibung“ und weitere Aktivitäten in der Flüchtlingshilfe. Mit einem „Sonderpreis für eine innovative Projektidee“ (1.500 Euro) wird das Projekt „Café Hoffnung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen ausgezeichnet. 

Mehr Infos zur Preisverleihung auf der Internetseite des Preises, mehr zum Flüchtlingsgipfel und der Flüchtlingshilfe der katholischen Kirche auf der Internetseite www.fluechtlingshilfe-katholische-kirche.de.

Fachgespräch der Migrationskommission: Just gestern, am 26. Juni, lud die Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz zu einem hochrangigen Fachgespräch zum Globalen Migrationspakt und zum Globalen Flüchtlingspakt in Berlin.  Rund 50 Verantwortliche und Experten aus Kirche, Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und internationalen Organisationen diskutierten die konkrete Umsetzung der im März 2018 erarbeiteten kirchliche und zivilgesellschaftliche Empfehlungen für die abschließenden Verhandlungen der Globalen Pakte. Bei der Umsetzung des Globalen Flüchtlingspakts sei es wichtig, dass die Bundesregierung auf internationaler Ebene „ambitionierte Selbstverpflichtungen“ formuliere – dafür plädierte der Vorsitzenden der Migrationskommission und Sonderbeauftragten für Flüchtlingsfragen, Erzbischof Dr. Stefan Heße (Hamburg). Sowohl für den Globalen Migrationspakt als auch für den Globalen Flüchtlingspakt gelte: „Staat, Kirche und Zivilgesellschaft sind gemeinsam gefragt, die Pakte mit Leben zu füllen.“ Die anwesenden Vertreter der zuständigen Bundesministerien ermutigte er ausdrücklich, die kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Netzwerke mit einzubinden. Die Katholischen Kirche sei gerne bereit, aktiv an der Implementierung des Migrationspakts in Deutschland mitzuwirken. Vorträge und Texte sind als pdf-Dateien verfügbar:

Weitere Informationen zu den Globalen Pakten unter migrants-refugees.va und unter refugeesmigrants.un.org

Arbeitshilfe  „Dem Rechtspopulismus widerstehen": Besorgt hat sich die katholische Deutsche Bischofskonferenz über rechtspopulistische Tendenzen bis weit in bürgerliche und kirchliche Milieus hinein geäußert. Am Dienstag dieser Woche stellte sie in Berlin ein Arbeitspapier vor, das Kirchengemeinden zum kritischen Dialog ermutigen soll. Vor allem seit der verstärkten Aufnahme von Flüchtlingen 2015 sehen die Bischöfe die Instrumentalisierung „diffuser Ängste und Unsicherheiten“ durch Populisten, ohne bestimmte Gruppen oder Parteien zu erwähnen. Besonders bedenklich sei es, „wenn solche Bewegungen sich als Verteidiger des christlichen Abendlands inszenieren und wesentliche Aspekte des christlichen Menschenbildes dabei ausblenden“, warnte Erzbischof Dr. Stefan Heße, Kommissionsvorsitzenden der Migrationskommission, der das Dokument mit den beiden anderen zuständigen Bischöfen Dr. Franz-Josef Bode und Bischof Dr. Stephan Ackermann vorstellte. Es wurde mit der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz sowie der Deutschen Kommission Justitia et Pax als Expertentext entwickelt. Die Ausarbeitung der Arbeitshilfe leistete eine Expertengruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl (Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin).
„Bisweilen behaupten rechtspopulistische Akteure dann im Widerspruch zu den Kirchen ihre 'Christlichkeit' und scheuen sich nicht, die kirchlichen Amtsträger oder sogar die Kirchen als Ganze des Verrats am Christentum zu bezichtigen“, heißt es etwa im Papier: „Doch jedem Versuch, das Christentum «als Mittel der Ausgrenzung von Menschen anderer Herkunft zu missbrauchen oder es gar völkisch umzudeuten, muss sich die Kirche weiterhin widersetzen“. Nach den Worten des Osnabrücker Bischofs und Vorsitzenden der Pastoralkommission, Franz-Josef Bode, geht es um eine Haltung, die einen „Umgang mit populistischen Tendenzen und eine Grenzziehung gegenüber gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ermöglicht“. Dem dienten auch die vielen im Text aufgeführten Praxisbeispiele.
Die 74-seitige „Arbeitshilfe zum kirchlichen Umgang mit rechtspopulistischen Tendenzen“ steht unter dem Titel „Dem Populismus widerstehen“. Das Dokument erläutert zum Beispiel die Charakteristiken des Populismus und sein Verhältnis zur Demokratie sowie typische Inhalte und Vorgehensweisen von Rechtspopulisten. Bei Kernthemen wie Flucht- und Vertreibung, dem Eintreten gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit oder dem Verständnis von Ehe, Familie und Geschlechterverhältnis verdeutlicht das Papier die Position der Kirche und deren Kritik an populistischen Auffassungen. In der Frage von Heimat und Identität wenden sich die Bischöfe gegen ein exklusives Verständnis, das dem universellen Geist der Kirche und der gleichen Würde aller Menschen vor Gott widerspreche.
Zum Download im Internet: https://www.dbk-shop.de/media/files_public/vexwpows/DBK_5305.pdf

Erzbischof Stefan Heße war in seiner Funktion als Flüchtlingsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz eine Woche in Äthiopien unterwegs. Im Video äußert er sich zur Flüchtlingssituation in Äthiopien und spricht über Herausforderungen und Lernerfahrungen, die er während seiner Reise gesammelt hat.

Donnerstag, 27.06.2019