27. Kölner Krippenweg

von Elvis Katticaren

Dienstag, 03.01.2023

Der Kölner Dom und Stadtdechant Robert Kleine, Krippenweg-Motiv 2023: Kulturbüro Rheinstil, Collage: KIP
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Der Kölner Dom und Stadtdechant Robert Kleine, Krippenweg-Motiv 2023: Kulturbüro Rheinstil, Collage: KIP

Vor fast genau 800 Jahren, 1223, soll der Hl. Franziskus die erste Krippe inszeniert haben – Grund genug für die Kölner Krippenfreunde, auch in diesem Jahr wieder ihren Krippenweg durch die Stadt zu ziehen. Diesmal zum Thema Frieden ...

INFO: Zum 27. Mal findet seit dem 27. November 2022 der Kölner Krippenweg unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Henriette Reker statt. Er lädt bis 6. Januar 2023 dazu ein, sich auf den Weg durch die Stadt zu machen. Der Kölner Krippenweg geht auf das Jahr 1996 und den 15. Internationalen Krippenkongress für Freunde, Forscher, Sammler und Experten der Krippenkultur zurück. Träger des Projekts war die 1925 gegründete Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen e.V. und der Kölner Krippenweg blieb bis heute ein nichtkommerzielles Projekt: Er wird mit hohem Anteil an ehrenamtlicher Mitarbeit durch Vereinsmitglieder realisiert.

Krippenfreunde auf der ganzen Welt werden im kommenden Jahr eines besonderen Jubiläums gedenken, denn 1223 feierte der Heilige Franziskus in Greccio an Heiligabend eine feierliche Messe mit Futterkrippe, Ochs und Esel. Das vergegenwärtigt auch eine von der Künstlerin Rosemarie Peter geschaffene neue Figur des Heiligen Franziskus in der Kölner Stadtkrippe vor dem Südportal des Kölner Domes (Roncalliplatz, 50667 Köln). Sie erinnert somit auch an die Gründung der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde Rheinland und Westfalen e.V. vor nahezu 100 Jahren, an der auch Franziskaner maßgeblich beteiligt waren. Die seit 25 Jahren aufgestellte Kölner Stadtkrippe wurde am 1. Advent 2022 feierlich von Stadtdechant Monsignore Robert Kleine gesegnet.

Krippen aus unterschiedlichsten Kulturräumen, Materialien und Epochen werden seitdem vom Kölner Kulturbüro Rheinstil in Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein Krippenfreunde Region Köln e.V.  in städtischen und kirchlichen Institutionen, in Kirchen und vielen teilnehmenden Geschäften gezeigt. Über den Weg von 120 Stationen informiert das Begleitheft des Kölner Krippenweges, aktualisierte Angebote finden sich unter https://koelner-krippenweg.de. Startpunkt der Öffentlichen Führungen ist die Friedenskrippe im Kölner Hauptbahnhof, die die Geburt Christi in das kriegszerstörte Köln versetzt. Viele weitere Krippen sind ebenfalls vom Thema Frieden bewegt und weisen Bezüge zu den Partnerstädten wie Barcelona, Istanbul oder dem luxemburgischen Esch-sur-Alzette auf: In der beliebten Hänneschenkrippe auf dem Markt der Engel (Neumarkt) stehen zwei Figuren in diesem Jahr für den Frieden. John Lennon aus Kölns Partnerstadt Liverpool ist Autor einer der wichtigsten Friedenshymnen unserer Zeit, auch eine großformatige Krippe in St. Gertrud im Agnesviertel wurde in Kölns Partnerstadt Kattowitz anlässlich des 25. Jubiläums der Städtepartnerschaft mit der polnischen Metropole von Schülern der Kattowitzer Kunstschule geschaffen. Seit 2012 beleuchtet das Kulturprojekt Weihnachten der Städtepartner der Krippenfreunde Region Köln e. V. die enge Verbindung zwischen Köln und seinen 22 internationalen Partnerstädten, die sich in ihren unterschiedlichen und doch gemeinsamen Weihnachtstraditionen ausdrückt. Zu Beginn des Krippenwegs erscheint ein umfangreiches Begleitheft mit vielen Informationen zu Rahmenprogramm und Historie des Krippenweges. Seit dem 24.11.22 ist es für 3 Euro u. a. im Domforum bei KölnTourismus erhältlich, bei der Bahnhofsbuchhandlung Ludwig und bei der Info-Stelle in der Antonitercitykirche.
Kontakt: Kulturbüro Rheinstil, Schanzenstraße 31, 51063 Köln, Tel. 0221/677 87 27-0, Fax 0221/677 87 27-5, E-Mail: info@rheinstil.de. Die Homepage zum Krippenweg mit Informationen zum Rahmenprogramm ist online unter: www.koelner-krippenweg.de, www.facebook.com/Krippenweg, www.facebook.com/Staedtepartner 

Krippe: Die Krippe als Darstellung der Geburt Christi gehört zu den vertrauten Symbolen in der Weihnachtszeit. Im frühen Christentum wird als Geburtsort Jesu Christi eine Höhle in Bethlehem verehrt, die mit der um 335 von der hl. Helena errichteten heutigen Geburtskirche überbaut wurde. Zunächst findet sich auf Malereien nur das Jesuskind mit den zwei Tieren Ochs und Esel dargestellt, erst um 500 wird die Szene auch mit dem Besuch der drei Magier aus dem Morgenland verbunden. Die Motive folgen den Berichten aus dem Matthäus- und besonders aus dem Lukas-Evangelium (jeweils Kapitel 1 und 2), in denen die Geburt Jesu erwähnt wird, der in einem Stall in einen Futtertrog (Krippe) gelegt wird. In den Evangelien werden der Ochse und der Esel zwar nicht genannt, jedoch gehören sie früh in den Zusammenhang mit anderen biblischen Texten wie Jesaja 1,3.
Ob tatsächlich der hl. Franz von Assisi der Begründer der Krippendarstellung von heute ist, ist nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Er stellte das Weihnachtsgeschehen 1223 in Greccio mit lebenden Tieren und Menschen nach. In Klöstern und Burgen nimmt im Mittelalter die Darstellung der Krippenszene zu, vor allem in der Gegenreformation wird sie von Ordensgemeinschaften popularisiert. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verbreiten sich Krippen in adeligen und bürgerlichen Kreisen und stehen im Mittelpunkt katholischer Weihnachtsfeiern. Krippen aus Italien, vor allem Neapel, werden auch zunächst im Süden Deutschlands stilbildend. Die ausufernden Szenen werden um 1780 in Österreich mehrfach verboten, doch wird die Krippe nun zunehmend auch im privaten Raum aufgenommen. Massenanfertigungen aus preiswertem Material wie Gips machen sie für breite Schichten erschwinglich. Aufgestellt wird sie eigentlich erst an Heiligabend und bleibt bis zum Fest der Taufe Jesu am 6. Januar stehen, manchmal auch bis zum Ende des Weihnachtsfestkreises an Maria Lichtmess am 2. Februar.

Dreikönigsschrein: Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom ist ein als Goldschmiedearbeit hergestelltes Reliquiar aus der Zeit Ende des 12. Jahrhunderts. Er ist 500 Kilo schwer und mit 220 cm Länge, 110 cm Breite und 153 cm Höhe der größte erhaltene mittelalterliche Schrein und gehört zu den wichtigsten Goldschmiedearbeiten des Mittelalters. Er dient der Aufbewahrung von Gebeinen, die von Konstantinopel nach Mailand gelangten und die Erzbischof Rainald von Dassel, der für Italien zuständige Reichskanzler von Kaiser Barbarossa, aus der Kirche Sant´Eustorgio als Kriegsbeute in den karolingischen Hildebold-Dom nach Köln brachte. Sein Nachfolger Erzbischof Philipp von Heinsberg beauftragte Nikolaus von Verdun mit der Herstellung des zweigeschossigen Schreins aus Gold, vergoldetem Silber, Kupfer und Emaille, die 1225 abgeschlossen war. Mit zahlreichen goldenen Figuren, Edelsteinen und antiken Schmucksteinen, die auf einem Eichenholzkern aufgebaut sind, illustriert er die christliche Heilsgeschichte von den Anfängen des Alten Testaments bis zum Jüngsten Gericht. Er wurde im 1248 begonnenen gotischen Dom zum Ziel großer Pilgerströme, für die in Aachen gekrönten deutschen Könige war er ein Pflichttermin. Seit 1948 steht der Schrein hinter dem Hochaltar. Er enthält die Schädel und Knochen von drei Männern unterschiedlichen Alters, zudem die Gebeine von Gregor von Spoleto sowie weitere unbeschriftete Skelettteile, die lange den Heiligen Felix und Nabor zugeschrieben wurden. Nach der in den 1980er Jahren vorgenommenen Untersuchung der Stoffe, die die Knochen umhüllten, wurden sie im Nahen Osten hergestellt und stammen aus dem 2. und 4. Jahrhundert.

Dreikönigsfest am 6. Januar: Im Mittelpunkt des am 6. Januar gefeierten „Festes der Erscheinung (griech.: Epiphanie) des Herrn“ steht die Nachricht vom ersten öffentlichen Auftreten Jesu Christi bei der Taufe durch Johannes den Täufer im Jordan (Mt 3,13-17). Die Taufe und die Offenbarung des dreieinigen Gottes stehen im Mittelpunkt des Festes bei den orthodoxen Christen. Nach ihrem Verständnis wurde durch das Eintauchen Christi das Wasser und die ganze Schöpfung geheiligt. Darum wird an diesem Tag die Wasserweihe (Segnung der Flüsse, Seen, des Meeres und des Wassers allgemein) vollzogen.
In Deutschland gedenkt man zugleich besonders der „Heiligen Drei Könige“, die durch ihre Geschenke und ihre Anbetung im Jesuskind den Gottessohn bekennen. Das Matthäus-Evangelium berichtet je nach Übersetzung von Weisen, Magiern oder Astrologen aus dem Osten, die einem Stern folgend über Jerusalem nach Bethlehem kamen, um den neugeborenen König der Juden zu suchen: „Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.“ Der Volksglauben machte aus den Magiern Könige verschiedener Erdteile und legte ihre Zahl in Anbindung an die Zahl der Geschenke auf drei fest. Seit dem 6. Jahrhundert werden ihre Namen mit Caspar, Melchior und Balthasar angegeben. In der Kunst wird zumeist Caspar als Myrre schenkender Afrikaner, Melchior als Goldschätze überreichender Europäer und Balthasar als asiatischer König gezeigt, der Weihrauch zur Krippe bringt. Das Fest ist in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt Feiertag.

Unser Gesprächspartner: Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadtund Domdechant, 1967 in Neuss geboren, seit 1993 Priester, Kaplanzeit in Bad Honnef, 1997-2004 Domvikar und Schulseelsorger an der Domsingschule. 2004 zum Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat ernannt, Diözesanfrauen- und Diözesanmännerseelsorger sowie Präses des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, 2012 Vorsitzender des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und Domdechant, seit dem 1. September 2012 Kölner Stadtdechant und Vorsitzender des Caritasrates.

Kontakt: Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 92 58 47-70, Fax 0221 / 92 58 47-71, E-Mail: presse@katholisches.koeln, MoFr 9.30 13.30 Uhr.

Dienstag, 03.01.2023