80. Todestag: Kaplan Bernhard Poether

von Christof Beckmann

Freitag, 05.08.2022

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Collage: KIP

Früher schrieb man noch sauber auf, was man alles gesehen hat. Wie er, der vor gut 100 Jahren mit dem Fahrrad viel rumkam, durch Deutschland, Belgien und England. Sogar Zeitungen schrieben damals drüber. Heute wird in Münster an ihn erinnert …

INFO: Am 5. August jährt sich der Todestag von Priester Bernhard Poether (* 1. Januar 1906 in Datteln; † 5. August 1942 in Dachau), der wegen seinem Einsatz für die polnische Minderheit im Ruhrgebiet und wegen seiner Kritik an den Nazis von der Gestapo verhaftet wurde und vor 80 Jahren im KZ Dachau starb.

Bernhard Poether, am 1. Januar 1906 als drittes Kind der Familie Poether in Datteln geboren, schloss sich der Jugendbewegung „Quickborn" an und erforschte seine Heimat durch Fahrradreisen an die Ostsee, in den Süden bis zu den Alpen, nach Belgien und England. 1926 legte er mit 20 Jahren das Abitur am Gymnasium Paulinum in Münster ab und ging zum Studium der Theologie nach Münster und Freiburg. Am 17. Dezember 1932 wurde er mit 26 Jahren in Münster mit 38 weiteren Diakonen zum Priester geweiht, am 2. Dezember 1932 feierte er die Primiz in seiner Heimatgemeinde St. Clemens in Hiltrup. Bis März 1934 war er Kaplan an Sankt Pankratius in Südkirchen und an Liebfrauen Gelsenkirchen-Buer, ab 1935 Vikar an Sankt Katharina in Ciecina bei Krakau in Polen, um seine russischen und polnischen Sprachkenntnisse zu vertiefen. Ab August 1936 war er Kaplan in der Gemeinde Herz Jesu in Gladbeck-Zweckel, ab April 1939 in der Gemeinde St. Josef in Bottrop.

Sein Einsatz für die Minderheit der ruhrpolnischen Bevölkerung brachte ihn in Konflikt mit dem NS-Regime. Persönlich setzte sich Kaplan Poether u.a. für eine Familie ein, deren Sohn im ersten Krieg 1914-1918 gefallen war, während der Vater wegen der Zugehörigkeit zur polnischen Minderheit im Gefängnis saß. Er hätte aus der Haft freikommen können, wenn er sich bereit erklärt hätte, auf die Polenseelsorge zu verzichten. Er wurde am 22. September 1939 im Pfarrhaus von St. Joseph von der Gestapo verhaftet und sah bis zu seinem Tod die Freiheit nicht mehr: Vom Gefängnis in Bottrop kam er 1940 in das KZ Sachsenhausen, wo er über ein Jahr lang in Einzelhaft verbrachte und wurde im April 1941 in das KZ in Dachau verschleppt. Dort wurde er nach Berichten von Mithäftlingen wiederholt gefoltert und in Einzelhaft isoliert. 1941 wurde er ins KZ Dachau in den „Priesterblock" verlegt und starb im jungen Alter von 36 Jahren am 5. August 1942, völlig entkräftet, an den Folgen von Unterernährung und Folter. Er wog noch 44 kg bei einer Körpergröße von 178 cm. Seine Leiche wurde im Krematorium zu Dachau verbrannt und die Urne mit seinen sterblichen Überresten der Familie in Hiltrup überstellt. 1984 ist sie vom Familiengrab auf dem Alten Friedhof Hiltrup in den Seitenaltar der St.-Clemens-Pfarrkirche in Hiltrup (Hohe Geest 1a, 48165 Münster) in der St.-Clemens-Kirche umgebettet worden.

An ihn erinnern heute mehrere Gedenktafeln, seit 1979 trägt das Gemeindezentrum der St. Josephs-Pfarrkirche in Bottrop-Batenbrock seinen Namen, auch mehrere Straßen und weitere kirchliche Einrichtungen in Bottrop, Gladbeck und Münster-Hiltrup sind nach ihm benannt. In Bottrop liegt seit 2007 ein „Stolperstein“ vor der St. Josef-Kirche, Förenkamp 27, weitere in Gladbeck (Kardinal-Hengsbach-Platz) und in Hiltrup (Am Klosterwald 3). Am 25. April 2017 haben Vertreter des „Arbeitskreises Bernhard Poether" aus Münster-Hiltrup Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, 1.500 Unterschriften übergeben, die seine Seligsprechung unterstützen. Pater Alfred Bell SSCC bearbeitet seitdem als Postulator im Ordinariat alle Dokumente und erforderlichen Unterlagen für den Seligsprechungsprozess in Rom.

Kontaktadresse: Arbeitskreis Bernhard Poether, Kortumweg 58, 48165 Münster, Tel. 02501 / 986 976, Pfr. Ewald Spieker 02501 / 986976, E-Mail: spieker-e@bistum-muenster.de. Mehr Infos: Flyer: http://www.st-clemens-hiltrup.de/images/stories/Thementag/poetherflyer.pdf, Internet: http://www.st-clemens-hiltrup.de/index.php?option=com_content&task=view&id=155&Itemid=163

Arbeitskreis Kaplan Bernhard Poether: Der Arbeitskreis (AK) Bernhard Poether in der Pfarrgemeinde Sankt Clemens in Hiltrup wurde am 2. Dezember 2008 mit Unterstützung des ehemaligen Diözesanbischofs Dr. Reinhard Lettmann von Pfarrer (em.) Ewald Spieker gegründet. Die Mitglieder des Arbeitskreises erinnern an den Hiltruper Bürger, Glaubenszeugen, Missionar, Seelsorger und KZ-Häftling, um Bernhard Poether auch heute Stimme und Gesicht zu geben. Seit 2008 werden monatliche Gebetsabende, Gedenkfeiern, Vortragsabende und Fahrten organisiert. Das Ziel: Bernhard Poether in seiner Heimatgemeinde und an seinen Wirkungsorten in der Diözese Münster und Essen bekannter zu machen.

Kontakt und Gesprächspartner: Katholische Kirchengemeinde Sankt Clemens Hiltrup Amelsbüren, Pfarrbüro St. Clemens, Pfarrer Mike Netzler, Arbeitskreis Bernhard Poether, Patronatsstraße 2, 48165 Münster, Tel. 02501 / 91030-10, Fax 02501 / 91030-17, E-Mail: stclemens-hiltrup@bistum-muenster.de, Internet: www.bernhard-poether.de; Ewald Spieker, Kortumweg 58, 48165 Münster, Tel. 02501 / 986 976, E-Mail: spieker-e@bistum-muenster.de, weitere Infos und Bestellung ...

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