Auserwählt

"Margret, du bist auserwählt" – diese Betreffzeile einer Email hat unsere Autorin zum Nachdenken angeregt:

"Auserwählt", den Begriff kenne ich nur aus der Bibel. Da wählt Gott zum Beispiel Propheten aus, Menschen, die damit gar nicht gerechnet haben. Dass diese Email nun aber göttlichen Ursprungs ist – kaum anzunehmen. Was also steckt dahinter? Wohl ein Marketing-Gag: "auserwählt" statt "ausgewählt". Klingt ja auch nicht schlecht. Bedeutet doch: aus der Masse herausgehoben, ganz bewusst bevorzugt, sozusagen zu Höherem bestimmt.

- Das Wort des Herrn erging an Jona: Mach dich auf den Weg und geh nach Ninive. Jona machte sich auf den Weg. Doch er wollte nach Tarschisch fliehen, weit weg vom Herrn. (aus dem Jona-Buch der Bibel) -

Begeisterung sieht anders aus. Die Geschichte ist bekannt, die mit Jona und dem Walfisch, in dem er sich versteckt. Auch in der Bibel bedeutet auserwählt zu sein offensichtlich nicht unbedingt Freudenausbrüche beim Auserwählten. Das Ganze ist ja immer mit einem Auftrag verbunden. Für Jona heißt das:

- Mach dich auf den Weg und geh nach Ninive, der großen Stadt, und rufe über sie aus, dass ihre Schlechtigkeit zu mir heraufgedrungen ist. (aus dem Jona-Buch der Bibel) -

Das klingt nach Schwierigkeiten. Wer lässt sich schon gerne sagen, dass er schlecht ist. Jonas Flucht vor Gott ist aus seiner Sicht nicht ganz unbegründet. Und trotzdem wird am Ende der Geschichte klar: Jona war der richtige Mann für den Job. Auch wenn er sich absolut nicht bereit gefühlt hat.

Übrigens, bei der Email stellte sich heraus, dass ich als Auserwählte 4 Rabattgutscheine bekommen sollte. Ich habe die Flucht ergriffen, indem ich sie gelöscht habe.