Bluetooth: Blauzahn verbindet

von Christof Beckmann

Donnerstag, 29.10.2020

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Bluetooth-Zeichen - Gruß aus dem Mittelalter, Montage: KiP

Online. Nichts – fast nichts - geht mehr ohne. Kaum zu glauben, wie schnell das ging. Was hat bloß ein dänischer Wikingerkönig damit zu tun? Er machte Schluss mit dem früher üblichen Kabelsalat ...

INFO: Vor einer Woche war der 25. Jahrestag, an dem man erstmals den Begriff „Internet“ überhaupt definiert hat und gestern feierte Bill Gates seinen 65. Geburtstag. Aber noch ein anderer spielt eine große Rolle für die ganze Technik. Und dafür müssen wir tief ins Mittelalter: Der dänische Wikingerfürst Harald Blauzahn (910-985) wurde für die Ingenieure von Intel und Ericsson zum Namensgeber für ihre Funktechnik-Technologie Bluetooth („Blauzahn“) - sie verbindet unter dem Runen-Logo der vereinigten Initialen HB Computer, Handys und zahlreiche Peripheriegeräte. Vorbild für die Namensgebung war der legendäre Dänenkönig: Er nahm das Christentum an, weil er die Religion als verbindendes Glied für sein Königreich verstand.

Gründungsurkunden Dänemarks: Im Sommer 2010 haben Archäologen der Universität Århus im dänischen Jütland Spuren freigelegt, die vermutlich zum Königshof des Wikingerkönigs gehören. Die eigentliche Halle wird unterhalb der heutigen Jelling-Kirche vermutet, in die Harald seinen ursprünglich in einem der Grabhügel bestatteten Vater „Gorm der Alte“ überführte. Der Begründer der Jellingdynastie steht am Anfang der dänischen Königsliste. Der Monument-Komplex bei Jelling mit zwei großen Grabhügeln und Kirche gehört bereits seit 1994 zum UNESCO Weltkulturerbe – vor allem durch seine weltweit einzigartigen große Runensteine, die mit Schrift und ursprünglich in leuchtenden Farben bemalten Bildern geschmückt sind. Der durch Harald zwischen 960 und 985 errichtete Stein trägt auf der eine Christusdarstellung und die Runeninschrift: „König Harald gebot, dass dieses Denkmal seinem Vater Gorm und seiner Mutter Tyra gemacht wurde; der Harald, der sich ganz Dänemark und Norwegen unterwarf und die Dänen zu Christen machte.“ Das im Jahr 2000 gebaute Museum „Kongernes Jelling“ wurde 2015 als Geschichts- und Erlebniszentrum erweitert. Der Eintritt ist frei.

Harald I. „Blauzahn“ Gormsson: Harald Blauzahn (dänisch Harald Blåtand), geboren um 910 in Dänemark, gestorben am 1. November 987 in Jomsburg (Wollin/Polen), war Sohn des Wikingerfürsten Gorm und dessen Frau Thyra Danebod. Nach dem Tod des Vaters 935 folgte ihm Harald als König von Dänemark und setzte zunächst die kriegerischen Expeditionen seiner Vorfahren fort, fiel u.a. mehrfach in der Normandie ein. 948 musste er die Oberhoheit des deutschen Kaisers Ottos I. anerkennen. Harald vereinte Dänemark erstmals unter einer Krone, gründete die Bistümer Aarhus, Ripen und Schleswig – der Beginn der Christianisierung Skandinaviens, griff aber auch auf den weiteren Ostseeraum aus: 950 gründete er Jomsburg (Wollin) im späteren Pommern und sein Herrschaftsgebiet reichte zeitweise bis nach Schweden. Widukind von Corvey berichtet über die Taufe Haralds 960 am Poppostein in Schleswig. Nun förderte er die Ausbreitung des Christentums, stiftete die der Dreifaltigkeit geweihte Kirche in seiner Residenz Roskilde, besetzte Süd-Norwegen, wurde 970 König von Norwegen, fiel 974 nach dem Tod Ottos I. in Holstein und Schleswig ein, konnte es aber nicht halten und eroberte es erst 983 wieder zurück. Ein langer Bürgerkrieg und mehreren Rebellionen seines Sohnes und Nachfolgers Sven Gabelbart endeten um 986 mit der Seeschlacht von Helgenes, bei der Harald schwer verwundet wurde. Er konnte an den südlichen Teil der Ostseeküste fliehen und starb an Allerheiligen 985 oder 986 in Jomsburg. Sein Leichnam wurde nach dem Adam von Bremens nach Roskilde in die von ihm erbaute Kirche überführt. Da er entweder an seinen Kriegsverletzungen starb, wird Harald in Dänemark als Seliger verehrt. Er steht am 1. November auf dem Kalender. Sein Beiname „Blauzahn“ wird aus dem dänischen „Blåtand“ wohl richtig mit „großer Häuptling“ übersetzt.

Video: Jelling Mounds, Runic Stones and Church (UNESCO/NHK), © NHK Nippon Hoso Kyokai

Ein Video von Tom Scott zeigt die Verbindung der Jelling Stones mit der Bluetooth-Technik:

Donnerstag, 29.10.2020