Der Nikolaus ist da ...

von Johanna Risse

Montag, 06.12.2021

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Kommt er oder kommt er nicht? Natürlich hat er viel zu tun in diesen Tagen, der alte Rauschebart. Dass er auf dem Kalender steht, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Er gehört zu dieser Zeit einfach dazu, sagt ein Nikolaus-Trainer aus vollem Herzen.

INFO: Wie verkörpert man – zumal in diesen Zeiten - den Nikolaus auf würdige und angemessene Weise? Dazu hat Julian Heese, Referent im Bonifatiuswerk für missionarische und diakonische Pastoral sowie christliches Brauchtum, unlängst einen Nikolauskurs angeboten. Zu der Online-Konferenz mit Unterstützung des Diözesan-Bonifatiuswerks im Erzbistum Paderborn hatten sich rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz zugeschaltet. Mit WDR-Moderatorin Yvonne Willicks und dem Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken hat Julian Heese jetzt das Buch „Gemeinsam das Kirchenjahr erleben" herausgegeben. Auf 144 Seiten erklären sie die kleinen und großen christlichen Feste und das damit verbundene Brauchtum. Dazu liefern sie vielfältige Anregungen, Geschichten, Legenden, Gebete, Lieder und kreative Ideen für die ganze Familie. Praktische Elemente besonders für Kinder finden sich in Form von Basteltipps, Rezepten und Vorschlägen für ansprechende Feiern – auch zum heiligen Nikolaus: „Gemeinsam das Kirchenjahr erleben“, 144 Seiten, 14,95 Euro. Bis Januar 2022 exklusiv bestellbar beim Bonifatiuswerk.
Unser Gesprächspartner: Julian Heese ist Referent im Bereich Missionarische sowie Diakonische Pastoral im Bonifatius-Werk, Tel. 05251 29 96-27, E-Mail: julian.heese@bonifatiuswerk.de  

„Tat.Ort.Nikolaus“: Bereits seit 2002 erinnert das Bonifatiuswerk mit der Aktion „Weihnachtsmannfreie Zone“ an den heiligen Nikolaus und seine Botschaft der Nächstenliebe. Unter dem Slogan „Sankt Nikolaus: Echt gut.“ wurde die diesjährige Nikolaus-Aktion am 2. Dezember in Erfurt eröffnet. Dazu gehört auch die Initiative „Tat.Ort.Nikolaus“, mit der das Bonifatiuswerk rund um den Nikolaustag 64 „Orte guter Taten“ finanziell unterstützt. Kirchliche Gruppen, Verbände, Schulklassen, Einrichtungen und Gemeinden waren dazu aufgerufen, dem Vorbild des populären Heiligen zu folgen und selbst Gutes zu tun. Die Projekte konnten dafür eine Förderung beim Hilfswerk beantragen. Vom Bonifatiuswerk haben sie pro "Tat.Ort" eine Förderung von bis zu 500 Euro erhalten. So bekommen bis zum 13. Dezember 2021 beispielsweise nun Seeleute in Hamburg und Trucker bei Worms Besuch vom Nikolaus, der sein süßes Pendant an eine Berufsgruppe verteilt, die gesellschaftlich kaum Anerkennung erfährt. Auch alle geflüchteten Menschen in der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt werden mit dem Schokoladennikolaus beschenkt. Die Aktionen werden mit einer interaktiven Karte auf der Seite weihnachtsmannfreie-zone.de vernetzt und präsentiert. Mehr unter weihnachtsmannfreie-zone.de. Unter shop.bonifatiuswerk.de gibt es zudem den echten Schoko-Nikolaus zum Bestellen – auch als Geschenk geeignet. Auch sind im Shop zahlreiche Materialien zur Nikolaus-Aktion erhältlich.

Video: Der neue Nikolaussong des Bonifatiuswerks „Tat.Ort.Nikolaus", gesungen vom Kinder- und Jugendchor am Erfurter Dom, komponiert von Andreas Kuch.

Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken: Das Laienhilfswerk, am 4. Oktober 1849 als „Missionsverein für Deutschland“ während des 3. Katholikentages in Regensburg gegründet, ist von der Deutschen Bischofskonferenz mit der Förderung der Diaspora-Seelsorge beauftragt. Benannt ist es nach dem angelsächsischen Missionar Bonifatius (672/73-754), der als „Apostel der Deutschen“ maßgeblich die kirchlichen Strukturen im späteren Deutschland aufbaute. Das Hilfswerk mit Sitz in Paderborn unterstützt Katholiken, die weit verstreut als Minderheit unter Anders- und Nichtglaubenden leben, vornehmlich in Ost- und Norddeutschland, Skandinavien, Estland und Lettland. Das deutsche Bonifatiuswerk unterstützt jährlich rund 1.200 Projekte, etwa den Bau und die Renovierung von Kirchen, die Aus- und Weiterbildung von Priestern sowie die Seelsorge an Kindern und Jugendlichen. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist die Motorisierung der oft großräumigen Diaspora-Gemeinden durch sogenannte Boni-Busse. 2020 wurden 771 Projekte mit 13 Millionen Euro gefördert. Die Aktion endet mit dem traditionellen Diaspora-Sonntag, bei dem bundesweit in den katholischen Gottesdiensten für die Arbeit des Bonifatiuswerks gesammelt wird. Kontakt: Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V., Kamp 22, 33098 Paderborn, Postfach 11 69, 33041 Paderborn, Tel. 05251 / 29 96 0, Fax 05251 / 29 96 – 88, E-Mail: info@bonifatiuswerk.de, Internet: www.bonifatiuswerk.de.

Nikolaus von Myra: Kaum ein andere ist so populär, so bekannt und so beliebt: der Heilige Nikolaus. In der katholischen Kirche wird er häufig als „Nothelfer“ angerufen, die orthodoxen Christen bezeichnen ihn als „Wundertäter“. Geboren um 280/286, wurde er mit etwa 19 Jahren zum Priester geweiht und wenig später zum Bischof von Myra in der Region Lykien an der heute türkischen Mittelmeerküste ernannt - heute heißt der kleine Ort Demre und liegt etwa 100 Kilometer südwestlich der türkischen Großstadt Antalya. Zur Zeit der Christenverfolgung unter Galerius geriet er um 310 in Gefangenschaft, wurde gefoltert und trat gezeichnet von Misshandlungen auf dem Konzil von Nizäa 325 auf, wo er für die Wesensgleichheit der drei göttlichen Personen eintrat. Weit verbreitete Legenden stellen Nikolaus als Helfer in Hungersnöten und besonderen Freund der Kinder dar. Er starb an einem 6. Dezember zwischen 345 und 351 in Myra. Sein Kult entwickelte sich etwa 200 Jahre später in Griechenland und dann in den slawischen Ländern, im 8. Jahrhundert verbreitete er sich von Rom aus auch in Mittel- und Südeuropa.

Nikolaus in unseren Breiten: In deutschsprachigen Ländern ist eine erste Nikolaus-Kirche zur Zeit Karls des Großen um 800 im münsterländischen Billerbeck nachgewiesen. Doch ist der entscheidende Schub zur Nikolausverehrung dem ottonischen Kaiserhaus zu verdanken: Sein Kult kam durch die Heirat von Kaiser Otto II. (961-983) mit der gebürtigen Griechin Theophanu besonders ins Rheinland. Die Nichte des byzantinischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes begann nach dem Tod des Kaisers ab 983 ein reges Bauprogramm mit Bauleuten aus ihrer Heimat und regierte als Kaiserin das Reich stellvertretend für ihren noch unmündigen Sohn Otto III. (Re­gie­rungs­zeit 996-1002). Als sie am 15. Juni 991 in Nimwegen starb, bestand im Valkshof, dem Ort der Kaiserpfalz, bereits eine weitere Nikolaus-Kapelle. Ihr Sohn stiftete 996 die spätere Reichsabtei Burtscheid im süd­li­chen Stadt­ge­biet des heu­ti­gen Aa­chen und stellte sie unter den Schutz des hl. Nikolaus – wohl auch als Reverenz an seine griechische Mutter. Von den ersten Orten der Verehrung aus verbreitete sich der Nikolauskult in viele deutsche Landschaften: Um das Jahr 1000 ist die Nikolausverehrung im Moselgebiet in Traben-Trarbach verbreitet und 1018 sind Nikolausreliquen im Kloster Maxim in Trier nachgewiesen, von wo sie später Echternach erreichen. Die Ottonin Mathilde, verheiratet mit dem Pfalzgrafen Ezzo von Lothringen, stiftete 1024 die Abtei Brauweiler im heutigen Rhein-Erft-Kreis und ließ sie ebenfalls dem hl. Nikolaus weihen. Über 2.200 weitere Kirchen wurden zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert diesseits der Alpen nach dem Heiligen Nikolaus benannt.
Die ursprünglichen Reliquien des Bischofs aber verschwanden 1087 aus seiner Grabeskirche in Myra: Als der oströmische Kaiser das Gebiet nicht mehr kontrollieren konnte, wurden die Gebeine durch Kaufleute aus dem süditalienischen Bari gestohlen. Sie trafen am 9. Mai in ihrer Heimatstadt – der Tag wird heute noch dort als großes Fest gefeiert und Nikolaus wird heute in der Krypta der Basilika San Nicola verehrt.
Der im 10. Jahrhundert entstandene Brauch, dass der Nikolaus am Tag der „Unschuldigen Kinder“ (28. Dezember) die Kinder besucht und mit Gaben beschenkt, geht auf die Klosterschulen zurück, bei denen ein Kind einen Bischof darstellte. Erst im 13. Jahrhundert verlegte man die Übung auf den Todestag des heiligen Nikolaus am 6. Dezember. Dargestellt wird er als Bischof mit drei Goldkugeln, drei Broten, drei Steinen oder Pökelfass mit drei Knaben sowie mit Schiffen. Er ist vor allem Patron von Russland, Lothringen; der Kinder, der Schüler, Studenten und Schiffer.
Mehr zum echten Nikolaus: www.bischof-nikolaus.de, www.nikolaus-von-myra.de

Montag, 06.12.2021