Lothar Wieler schaut auf Weihnachten

von Christof Beckmann

Mittwoch, 08.12.2021

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Geht es um die Corona-Pandemie, dann ist er der Experte: Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts. Sein Ausblick auf das zweite Pandemie-Weihnachten – dienstlich und privat ...

INFO: Bis vor zwei Jahren kannte ihn wohl nur die Fachwelt, heute kommt er gefühlt in so gut wie jeder Nachrichtensendung vor. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Lothar H. Wieler (60) stammt aus dem Königswinterer Stadtteil Oberpleis, ist FC-Mitglied, katholisch und seit März 2015 Präsident des Robert-Koch-Instituts. Er berät Bundesregierung und Landesregierungen insbesondere bei Infektionskrankheiten wie jetzt bei der Eindämmung der COVID-19-Pandemie in Deutschland. Wieler studierte Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin und an der Ludwig-Maximilians-Universität München, leistete seinen Wehrdienst und wurde 1988 promoviert. 1990 bis 1998 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Hygiene und Infektionskrankheiten der Tiere an der Justus-Liebig-Universität Gießen, habilitierte sich und ist seit 1997 Fachtierarzt für Mikrobiologie.
1998-2015 war Wieler Professor für Mikrobiologie und Tierseuchenlehre am Fachbereich Veterinärmedizin der FU Berlin und geschäftsführender Direktor am Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen. Er ist Mitglied in zahlreichen Forschungsgesellschaften, u.a. in der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und wurde in seiner Forschung mit verschiedenen Auszeichnungen gewürdigt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berief ihn 2018 in die „Strategic and Technical Advisory Group for Infectious Hazards" (STAG-IH).
Angesichts rasant steigender Corona-Infektionen und einer als zu zögerlich empfundenen Pandemiebekämpfung rief er am 25. November nachdrücklich zu einer bundesweiten Impfkampagne auf. Die aktuelle Lage bezeichnete er als „dramatisch“. Besonders im Blick auf die Weihnachtsfeiertage ruft er zu deutlichen Kontaktbeschränkungen und sicheres mehrtätiges Testen auf.
Kontakt: Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Lothar H. Wieler, Präsident des RKI Robert Koch-Instituts, Nordufer 20, 13353 Berlin, Tel. 030 / 18754 0.

Stellungnahme der Leopoldina: Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina veröffentlichte am 27. November ihre 10. Ad-hoc-Stellungnahme zur Coronavirus-Pandemie. Unter dem Titel „Coronavirus-Pandemie: Klare und konsequente Maßnahmen – sofort!“ fordert dringend notwendige Maßnahmen mit dem Ziel, die vierte Infektionswelle schnell und effizient einzudämmen. Hier zum Download: Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Klare und konsequente Maßnahmen – sofort!“

Hier zum Download die aktuellen Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie Beschluss der Konferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder vom 2. Dezember 2021

Aufruf von Papst Franziskus: Papst Franziskus hatte - wie oft zuvor - im August 2021 zur Impfung gegen das Covid-19-Virus aufgerufen. Sich mit den zugelassenen Impfstoffen impfen zu lassen, sei ein Akt der Liebe, „für sich, für seine Familie und Freunde, sowie für alle Völker“, sagte er in einer Videobotschaft für die weltweite Impfkampagne der US-amerikanischen Organisation Ad Council mit dem Titel „It's up to you“ („Es liegt an dir“). „Gott sei Dank, und auch dank der Arbeit vieler Menschen, haben wir heute Impfstoffe, um uns vor Covid-19 zu schützen. Das gibt uns Hoffnung, der Pandemie ein Ende setzen zu können. Allerdings geht das nur, wenn die Impfstoffe für alle zugänglich sind und wenn wir alle untereinander zusammenarbeiten“, so der 84-Jährige, der selbst seit Jahresbeginn vollständig geimpft ist. Sich impfen zu lassen habe etwas mit Liebe zu tun, erklärte der Papst: mit Liebe zu sich selbst, Liebe gegenüber Angehörigen und Freunden, Liebe unter den Völkern. Mit solchen kleinen Gesten könne jeder dazu beitragen, „die Gesellschaft zu verändern und zu verbessern“: „Die Impfung ist eine einfache, aber tiefgreifende Art und Weise, um das Gemeinwohl zu fördern und uns umeinander zu kümmern, vor allem um die, die am verletzlichsten sind. Ich bete zu Gott, dass jeder sein Sandkorn, seine kleine Geste der Liebe beitragen möge. So klein das auch sein mag – die Liebe ist immer groß! Mit kleinen Gesten beitragen zu einer besseren Zukunft.“ Video: „Pope urges people to receive Covid-19 vaccine“

Aufruf der Deutschen Bischofskonferenz: Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz erklärte am 22. November 2021 in Würzburg: „In diesen Tagen erleben wir in nahezu unaufhaltsamer Dramatik das Fortschreiten der vierten Welle der Corona-Pandemie. Die Inzidenzzahlen, Neuinfektionen und Todesfälle erreichen erschreckende Ausmaße. ... Mit Nachdruck rufen wir die Katholikinnen und Katholiken und alle Menschen unseres Landes dazu auf, sich impfen zu lassen, soweit dies möglich ist. Impfen ist in dieser Pandemie eine Verpflichtung aus Gerechtigkeit, Solidarität und Nächstenliebe. Aus ethischer Sicht ist es eine moralische Pflicht. Wir müssen uns und andere schützen. Die Impfung ist dazu das wirksamste Mittel. Gleichzeitig appellieren wir an alle, die nötigen Hygienemaßnahmen einzuhalten. Wir alle wünschen uns die Freiheiten im alltäglichen Leben wie in den Zeiten vor Corona zurück. Dazu müssen wir uns aber gemeinsam – und zwar jede und jeder in diesem Land – einsetzen. Denn wir sehen: Durch die Impfung werden Leben gerettet und weniger schwere Krankheitsverläufe erreicht. Wir machen uns den Appell von Papst Franziskus zu eigen, der am Weltgesundheitstag betont hat: ‚Wir alle sind aufgerufen, die Pandemie zu bekämpfen. In diesem Kampf stellen die Impfstoffe ein wesentliches Instrument dar. Dank Gott und der Arbeit vieler haben wir jetzt Impfstoffe, um uns vor Covid-19 zu schützen.‘ Wir fügen hinzu: Nutzen wir diese Chance! Bitte lassen Sie sich impfen!“

Viele Bischofsappelle: Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker, der Essener Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und zahlreiche andere wiederholten ihre Appelle, ebenso das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und katholische Verbände. Schärfste Kritik an Impfverweigerern übte der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst. Sie „nehmen nicht nur das Risiko in Kauf, selbst zu erkranken. Den eigentlichen Schaden fügen sie damit den Schwächsten zu“, sagte der Bischof am 29.11.2021 bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche in Ludwigsburg. Die „Unvernünftigen und Uneinsichtigen“ raubten den Kindern eine unbeschwerte Kindheit und nähmen alten Menschen die letzten Jahre. „Als Christen können wir nicht tatenlos zusehen. Querdenkern kann unser 'Hosanna' nicht gelten“, so Fürst. „Egoismen haben im Reich des sanftmütigen Königs Jesus Christus keinen Platz! Denn das egoistische Nein ist letztendlich ein Nein gegen das Leben!“

Sieben Religionen werben fürs Impfen: Angesichts der sich zuspitzenden Lage in der Corona-Pandemie warben am 1. Dezember Repräsentanten von sieben Religionsgemeinschaften in Deutschland gemeinsam für die Impfung: „Impfen ist Ausdruck religiöser Verantwortung“, heißt es in einer Erklärung des interreligiösen Vereins „Abrahamisches Forum in Deutschland“. Die Verantwortung für das eigene Leben und das der Mitmenschen sei ein Gebot in allen Religionen. Sofern in Einzelfällen keine gesundheitlichen Gründe dagegensprächen, sollten sich Menschen impfen lassen, erklärte der Zusammenschluss von Vertretern aus Judentum, Christentum, Islam und Bahaitum, Wissenschaftlern und anderen. „Eine Impfung schützt die eigene Gesundheit und die der Menschen weltweit“, hieß es. Die Erklärung wird getragen von Ihsan Dilber, dem Vorsitzenden des Landesverbandes der Alevitischen Gemeinden in Hessen, Abdassamad El Yazidi, dem Generalsekretär des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Detlef Görrig, Oberkirchenrat und Referent für Interreligiösen Dialog der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Tsunma Konchok Jinpa Chodron, Ratsmitglied der Deutschen Buddhistischen Union, Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Irfan Ortac, Stellvertretender Vorsitzender des Zentralrates der Jesiden in Deutschland, Khuswant Singh, Sikh und ehemaliger Vorsitzender des Rats der Religionen Frankfurt sowie dem katholischen Theologen Karl-Josef Kuschel, Vorsitzender des Abrahamischen Forums in Deutschland.

Impfaktion in Kirchen: An vielen Orten finden Impfaktionen auch in Gemeindeeinrichtungen und Kirche selbst statt. Mit Blick auf die vierte Corona-Welle sei es eine christliche Pflicht, der Pandemie entgegenzuwirken, erklärte der Paderborner Generalvikar Alfons Hardt. Das Metropolitankapitel lädt mit dem Kreis Paderborn am 11. Dezember zwischen 10.00 Uhr und 17.00 Uhr zu einer öffentlichen Erst-, Zweit- oder Auffrischungsimpfung in den Paderborner Dom ein. Jeder ist willkommen, keiner braucht einen Termin. Blick nach Österreich: Der Wiener Stephansdom hat sein Impfangebot aufgrund des enormen Zulaufs erweitert. Statt von Donnerstag bis Sonntag (10-20 Uhr) wird ab 6. Dezember täglich in der Barbarakapelle gegen Covid-19 geimpft, so der Malteser-Hospitaldienst, der die Aktion mit den Johannitern im Auftrag der Dompfarrei koordiniert.

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