Die letzte klösterliche Bierbraumeisterin

von Christof Beckmann

Freitag, 05.08.2016

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Vorsicht: Collage. Kloster Mallersdorf - immer eine Reise wert.

Beten und Brauen – so lebt Schwester Doris Engelhard seit 50 Jahren. Die Nonne im Kloster Mallersdorf ist die letzte klösterliche Braumeisterin der Welt. Und meint zum Internationalen Tag des Biers heute: Unverfälscht muss es sein - und bleiben ...

INFO: An jedem Montag ist Brautag bei den Franziskanerinnen von Mallersdorf und für Schwester Doris Engelhard, die letzte klösterliche Braumeisterin der Welt. An Tagen wie diesen ist die Franziskanerin im Landkreis Straubing vom morgendlichen Chorgebet befreit. Sie produziert jährlich gut 3.500 Hektoliter Gerstensaft mit einem einzigen Angestellten pro Jahr – ohne pasteurisieren, sterilisieren, kurzzeiterhitzen. Zu den Biersorten zählen ein helles Vollbier, ein ungefiltertes Zoigl, ein heller Bock und ein Doppel-Bock. Das nur zwei Monate haltbare Bier wird vor allem regional verkauft – der Kasten mit 20 traditionellen Bügelverschlussflaschen für 14 Euro - ein Fünftel wird in der Klostergaststätte selbst verzehrt und das Angebot bestimmt die Nachfrage.

Die Mönche des 1107 gegründeten ehemaligen Benediktinerklosters Mallersdorf erhielten 1623 das Recht „Bier unter dem Raiff (fassweise) zu verkaufen“. 1803 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation in Bayern aufgelöst, doch ab 1869 von den Schwestern der Ordensgemeinschaft der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie wiederbesiedelt.

Der römisch-katholischer Frauenorden bischöflichen Rechts wurde von dem Seligen Pfarrer Paul Josef Nardini 1855 in Pirmasens gegründet und widmete sich der Erziehung, Kranken- und Familienfürsorge. Nach der Anerkennung durch den Speyerer Bischof Nikolaus von Weis 1857 erfuhr die Kongregation eine schnelle Ausbreitung: 1864 zogen einige Schwestern nach Hermannstadt in Siebenbürgen, bis 1867 entstanden in der Pfalz, in Bayern und Siebenbürgen 64 Filialen, bis 1960 bereits 367 Filialen.

Vom Mutterhaus der Kongregation leitet sich auch die bis heute übliche Bezeichnung „Mallersdorfer Schwestern" ab. Die über 500 Schwestern führen Kinderkrippen, Erziehungsheime, Kindergärten und Haushaltungsschulen. Sie wirken unter ihrem Leitspruch „Caritas Christi urget nos - Die Liebe Christi drängt uns“ in Krankenhäusern, in der ambulanten Krankenpflege und in Altersheimen, betreiben in Bad Wörishofen ein Kneipp-Kurhaus und sind seit 1955 auch in der Mission in Südafrika tätig, heute vorrangig in der AIDS-Aufklärung und der Betreuung Infizierter.

Im Mutterhaus der Kongregation unterhalten sie die Fachakademie für Sozialpädagogik der Armen Franziskanerinnen Mallersdorf, außerdem die nach dem Gründer der Gemeinschaft benannte sechsstufige Nardini-Realschule, das Schwesternaltenheim St. Maria, eine interne Abteilung des kleinen Krankenhauses St. Elisabeth, mehrere handwerkliche Betriebe, eine Landwirtschaft, Klostergärtnerei, Klosterschreinerei und Verwaltung.

Adresse: Klosterbrauerei Mallersdorf, Klosterberg 1, 84066 Mallersdorf-Pfaffenberg, Internet: www.mallersdorfer-schwestern.de

Freitag, 05.08.2016