Filmdenkmal für Jägerstätter

von Christof Beckmann

Mittwoch, 19.02.2020

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Foto: Filmszene „Ein verborgenes Leben (A Hidden Life)“, Pandorafilm

Morgen startet die Berlinale. Ohne den Film über Franz Jägerstätter, dem Star-Regisseur Terrence Malick ein filmisches Denkmal setzte: „Ein verborgenes Leben“ über einen der am meisten provozierenden Märtyrer der NS-Zeit ...

INFO: Kinostart in Deutschland war der 30. Januar: Star-Regisseur Terrence Malick setzte einem der am meisten provozierenden Märtyrer der NS-Zeit ein filmisches Denkmal. Er war kein Intellektueller, gehörte keiner Widerstandsgruppe oder Organisation an, sondern war ein einfacher Mann, der seinem Gewissen folgte: Der später seliggesprochene Franz Jägerstätter, der den Eid auf Hitler und den Kriegsdienst bei der Wehrmacht verweigerte, am 9. August 1943 enthauptet wurde und dessen Lebensgeschichte jetzt in Terrence Malicks „Ein verborgenes Leben (A Hidden Life)“ im Kino zu sehen ist.

Jägerstätter, am 20. Mai 1907 in St. Radegund bei Linz in Oberösterreich als nichteheliches Kind mit dem Namen Franz Huber geboren, arbeitete in der Steiermark im Bergbau und erbte von seinem Adoptivvater Heinrich Jägerstätter den Hof. Er galt als lebenslustig, mitunter jähzornig, besaß als erster im Dorf ein Motorrad und hatte eine uneheliche Tochter. 1936 heiratete er Franziska, eine Magd aus der Nachbarschaft, mit der er drei Töchter bekam. 1938, nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich, weigert er sich, für den „Anschluss“ zu stimmen. Tief gläubig, schloss er sich 1940 dem Dritten Orden des heiligen Franziskus an und geriet zunehmend in Gegnerschaft zum NS-Regime, das katholische Geistliche verfolgte und mit der „Euthanasie“, dem Mord an Kranken und Behinderten begann. 1940 wurde er erstmals zur Wehrmacht einberufen, doch nach Intervention der Heimatgemeinde als „unabkömmlich“ einstuft. Im März 1943, bei der zweiten Einberufung, beschloss Jägerstätter aus christlicher Überzeugung, den Fahneneid und den Kriegsdienst zu verweigern. Auch die Familie und der ihm nahestehenden Geistliche konnten ihn davon nicht abbringen. Er wurde verhaftet, am 6. Juli 1943 vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt und am 9. August 1943 im Zuchthaus Brandenburg-Görden unter dem Fallbeil ermordet.

1997 wurde der Seligsprechungsprozess offiziell eröffnet, Papst Benedikt XVI. bestätigte am 1. Juni 2007 das Martyrium und am 26. Oktober 2007 fand im Linzer Mariendom die Seligsprechung statt. Beim Festgottesdienst trug seine Witwe Franziska, die sechs Jahre später kurz nach ihrem 100. Geburtstag starb, eine Reliquie ihres Mannes zum Altar. Sein kirchlicher Gedenktag ist der 21. Mai.

Der Film: Regisseur Terrence Malick besetzte seinen aktuellen Film mit deutschen und österreichischen Darstellern und Darstellerinnen. Das fast dreistündige epische Drama mit seinen grandiosen Naturaufnahmen, Bild- und Toncollagen versucht dem inneren Ringen der Protagonisten nachzuspüren. Er entlarvt den Nationalsozialismus, der Jägerstätter sofort als „gottlose Macht“ durchschaut, als schleichendes Gift, gegen das er seinen fast unbemerkten Widerstand leistet – ein „verborgenes Leben“, das bis heute in seiner Geradlinigleit provoziert. Mehr zu Franz Jägerstätter auf: www.jaegerstaetter.at

Regie: Terrence Malick, Besetzung: August Diehl, Valerie Pachner, Bruno Ganz, Karl Markovics, Alexander Fehling, Franz Rogowski, Martin Wuttke, Ulrich Matthes, Länge: 176 Minuten, Deutschland, USA 2019, im Verleih der Pandora Film Medien GmbH, Lamprechtstr. 11a, 63739 Aschaffenburg, Tel. 06021 / 150 66-0, Fax 06021 / 150 66-19, Internet: www www.pandorafilm.com.

Mittwoch, 19.02.2020