Kirche und Klima

von Johanna Risse

Freitag, 13.10.2017

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Der Klimawandel ist greifbar - und es muss etwas getan werden. Zum „Internationalen Tag der Katastrophenvorbeugung“ mit Thomas Ehses, dem Klimaschutzbeauftragten des Erzbistums Köln, ein Blick auf die nächste Weltklimakonferenz vom 6.-17.11. in Bonn ...

INFO: Kohlendioxid und Methan, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe (Kohle, Öl) bzw. bei der Viehhaltung freigesetzt werden und dadurch den sogenannten Treibhauseffekt in der Erdatmosphäre verstärken, gelten als Hauptursache für den Klimawandel. Die steigende globale Temperatur bringt die Gefahr von Hitzewellen, Wasserknappheit, Ernteausfällen und Waldbränden, schon jetzt gehen die Gebirgsgletscher und das Polareis zurück. Das Auftauen von Permafrostböden setzt weitere Treibhausgase frei, schmelzendes Festlandeises und wärmere Ozeane lassen den Meeresspiegel ansteigen. Als Folge werden eine langfristige Wetterveränderung sowie damit zusammenhängende globale Flucht- und Wanderungsbewegungen erwartet.

Beim Weltklimagipfel der Vereinten Nationen 2015 in Paris haben sich darum 195 Vertragsstaaten dazu verpflichtet, die Klimaerwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf höchstens zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu beschränken. Die nächste Weltklimakonferenz in Bonn (COP 23) findet vom 6. bis 17. November unter der Präsidentschaft der Fidschi-Inseln rund um das World Conference Center (WorldCCBonn) am Hauptsitz des Klimasekretariats der Vereinten Nationen statt. Rund 20.000 Delegierte, Vertreter von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Industrie sowie von Städten und Kommunen aus allen Ländern der Welt, werden die Details zur Anwendung des Pariser Abkommens von 2015 ausarbeiten. Ende 2018 soll das so genannte Regelbuch beim nächsten Klimagipfel in Polen verabschiedet werden. Wie in den letzten Jahren stellen unterschiedliche Akteure aus Politik und Zivilgesellschaft ihre Klimaschutzinitiativen und -projekte zur Treibhausgas-Minderung vor, zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels und zur Umlenkung von Investitionen in kohlenstoffarmes Wirtschaften und in die Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen des Klimawandels.

Tagung: Kurz vor Beginn der offiziellen Weltklimakonferenz veranstalten das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), MISEREOR und der Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ am 3. November 2017 eine eintägige Konferenz unter dem Titel “In Sorge um unser gemeinsames Haus - Kirchliche Perspektiven und Positionen zur Umsetzung des Weltklimaabkommens in Deutschland”. Das Treffen findet von 10.30-17.00 Uhr im Katholisch-Sozialen Institut statt (Bergstraße 26, 53721 Siegburg).

Internationaler Tag der Katastrophenvorbeugung: Bereits 1989 hatten die Vereinten Nationen angesichts der zunehmenden Bedrohungen durch Naturkatastrophen die 90er Jahre zur „Dekade zur Vorbeugung gegen Naturkatastrophen“ erklärt. Die Erfahrungen flossen in die „Internationale Strategie zur Reduzierung von Katastrophen“ (ISDR) ein, um die politisch Verantwortlichen mehr in die Pflicht zu nehmen, die Öffentlichkeit über die Risiken aus den Folgen des Klimawandel aufzuklären und bei der Koordination von Sofortmaßnahmen mit einzuplanen und international zusammenzuarbeiten. Primäre Ziele waren die Kartierung von extremen Ereignissen, Planungen zur Vorbeugung und die Zurverfügungstellung von Frühwarnsystemen. 1994 wurden auch sozioökonomische Maßnahmen ergänzt, um die Bevölkerung selbst über Risiken aufzuklären und über Maßnahmen zur Selbsthilfe zu informieren. Im Dezember 2009 beschlossen die Vereinten Nationen, den 13. Oktober zum „Internationalen Tag der Katastrophenvorbeugung“ (International Day for Disaster Reduction) auszurufen (UN-Website, Internet: http://www.un.org/en/events/disasterreductionday/.

Video der Vereinten Nationen zum International Day for Disaster Reduction 2016

Allein im Jahr 2014 verloren 19,3 Millionen mehr Menschen ihre Heimat durch katastrophale Naturereignisse. Die im vergangenen Jahr von der UNISDR veröffentlichte „Sendai Seven“-Kampagne fasste sieben Kernziele zusammen, um die tödlichen Auswirkungen von Katastrophen zu reduzieren (-> Download: THE SENDAI SEVEN CAMPAIGN). Nach einer Zusammenfassung der MünchenerRückversicherung (Munich Re) machten eine ganze Reihe zerstörerischer Erdbeben und starker Stürme das Jahr 2016 zu den teuersten 12 Monaten in den letzten vier Jahren. Ein am 04.01.2017 veröffentlichtes Video fasst die Ereignisse zusammen. Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) weist in seiner aktuellen Pressemeldung auf die Auswirkungen des Klimawandels hin. Neben kostenfreien Informationsmaterialien gibt es zahlreiche Tipps.

Kirche und Umwelt: Unter dem Stichwort „Bewahrung der Schöpfung" sind die christlichen Kirchen, kirchliche Organisationen und Verbände, Institutionen, Bistümer und Gemeinden seit Jahrzehnten aktiv. Bereits 1980 haben sich die deutschen Bischöfe in ihrer Erklärung „Zukunft der Schöpfung. Zukunft der Menschheit" für den Arten- und Tierschutz sowie für einen verantworteten Umgang mit Energie ausgesprochen. Viele Publikation zum Thema folgten. Ebenfalls engagiert sind Hilfswerke wie Misereor, das Hilfswerk der deutschen Katholiken für die Entwicklungszusammenarbeit mit der Dritten Welt, missio, der deutsche Zweig des Päpstlichen Missionswerks, Renovabis, das Hilfswerk der katholischen Kirche für Mittelamerika, Caritas, das Hilfswerk für die internationale Not- und Katastrophenhilfe, das Missionswerk der Kinder („Sternsinger-Aktion“), Deutscher Katholischer Missionsrat (DKMR), die „Bischöfliche Aktion ADVENIAT" und die Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe AGEH als Fachdienst der deutschen Katholiken für internationale Zusammenarbeit. Zuletzt hatte „Laudato si", die so genannte „Umweltenzyklika“ von Papst Franziskus, eine ganzheitliche Ökologie gefordert, die sich nicht nur auf Natur- und Klimaschutz beschränkt. Die gesamte Enzyklika "Laudato si – Über die Sorge für das gemeinsame Haus" können Sie auf der Homepage der Deutschen Bischofskonferenz herunterladen. Das Internetportal www.katholisch.de bietet dazu eine komplette Themenseite.

Klimaschutzkonzept für das Erzbistum Köln: Wie andere Bistümer in Deutschland hat das Erzbistum Köln zahlreiche Aktivitäten in Umweltfragen gestartet. Für die Seelsorgebereiche stehen zum Beispiel zwei Klimaschutzmanager zur Verfügung. Sie sind Ansprechpartner für Fragen rund um klimafreundliches Bauen, Energieeffizienz, nachhaltige Mobilität, umweltfreundliche Beschaffung und Umweltbildung. Unter dem Namen „moveo - Initiative Energie und Nachhaltigkeit im Erzbistum Köln“, bietet die Bistumsverwaltung allen Kirchengemeinden, Verbänden und kirchlichen Einrichtungen im Erzbistum Köln eine Unterstützung zur Bewahrung der Schöpfung. Schwerpunkt des Klimaschutzkonzepts für das Erzbistum Köln sind die Bereiche Bauen, Mobilität, Beschaffung und Bildung/Motivation. Bis zum Jahr 2020 will das Erzbistum im Vergleich zum Jahr 2007 ein Viertel weniger CO2 verursachen. Helfen soll dabei das Umweltmanagement-System EMAS (Eco-Management and Audit Scheme), so die Umwelterklärung 2016.

Der aktuelle, am Dienstag, 10. Oktober, veröffentlichte jährliche Umweltbericht des Generalvikariats des Erzbistums Köln weist aus: Im Vergleich zu 2014 konnte die Bistumsverwaltung im Jahr 2016 rund 70.000 Kilowattstunden Strom und 136.000 Kilowattstunden Wärme einsparen, das sind im Vergleich zu 2014 rund 9,7 Prozent weniger. Auch der CO2-Austoß der Dienstfahrzeuge konnte um über 13 Prozent pro Kilometer reduziert werden. Es wurden insgesamt knapp 300.000 Kilometer weniger zurückgelegt. Das Generalvikariat habe damit die Zielmarken fast erreicht, die es sich erst zu Ende 2017 gesetzt hat: „Neben zahlreichen technischen Maßnahmen freue ich mich besonders über das umweltbewusste Verhalten unserer Mitarbeitenden, die viel zum Erreichen unserer Umweltziele beitragen“, so Generalvikar Dr. Dominik Meiering.

Bis 2017 möchte das Generalvikariat in Köln 10 Prozent Strom und Wärme, 20 Prozent Papier und CO2 aus Mobilität sowie 5 Prozent Wasser einsparen. Mit einigen technischen Maßnahmen, wie der Umstellung der Beleuchtung auf LED, der Beschaffung von Geräten mit niedrigem Stromverbrauch und dem Austausch alter Pumpen und Regler der Heizungsanlage, konnten bereits Einsparungen erzielt werden. Im Jahr 2016 hat sich der Probebetrieb der Dienstfahrräder für Strecken bis zu zehn Kilometer bewährt, sodass das Leihsystem 2017 in den Regelbetrieb übergegangen ist. Durch die Nutzung der Fahrräder und den Umstieg von Druckprodukten auf digitale Dokumente haben die Mitarbeitenden zur Erreichung der Umweltziele beigetragen. Die Umwelterklärung steht auf www.erzbistum-koeln.de/moveo zum Download bereit.

Unser Gesprächspartner: Thomas Ehses, Klimaschutzmanager, Stabsstelle Umweltmanagement im Erzbischöflichen Generalvikariat Köln, Marzellenstraße 32, 50668 Köln, Tel. 0221 / 1642 1182, Mailformular.

Freitag, 13.10.2017