Kirchen und Klöster als Kraftorte

von Christof Beckmann

Donnerstag, 08.07.2021

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Bild: Buchtitel von Dr. Roberta Rio

Ausgerechnet im Urlaub haben viele Menschen mehr Kontakt mit Kirche als sonst im Jahr. Was ist das für eine seltsame Kraft, die in den steinernen Glaubenszeugen steckt, in Klöstern oder anderen „heiligen Orten“? ...

INFO: Unzählige Buchtitel beschäftigen sich mit den „Kraftorten“ Garten und Natur. Im Projekt „andere orte“ des ökumenischen Vereins „Andere Zeiten“ sind Menschen seit 2017 eingeladen, solche besonderen Orte über eine App miteinander zu teilen. Sie verzeichnet rund 1.400 Orte in Deutschland und in angrenzenden Ländern. Auch die italienische Historikerin Roberta Rio hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. In ihrem Buch „Der Topophilia Effekt. Wie Orte auf uns wirken“ beschreibt sie, dass frühere Generationen und Kulturen um die besondere Energie und den bereits bei den Römern bekannten „spiritus loci“ bestimmter Orte wussten und dieses Wissen gezielt nutzten. Viele sakrale Bauten des Christentums stünden auf Kraftplätzen der Kelten, darunter auch die berühmten Kathedralen in Chartres und Köln. Das bestätigt der Wiener Dombaumeister Wolfgang Zehetner: Bei der Wand des Bauplatzes seien früher „energetische Informationen“ berücksichtigt worden. Kanzeln und Altäre seien demnach oft „über Schnittpunkten von Wasseradern errichtet“ worden, „um so eine Quelle für Kraft und Inspiration anzuzapfen“. Rio wirbt für ein Miteinander von altem Wissen und heutiger Wissenschaft: „Nicht alles, was an die Grenzen des wissenschaftlich Erklärbaren stößt, ist deshalb gleich esoterischer Schwachsinn. Nur weil wir für etwas noch keine rationale Erklärung gefunden haben, muss es nicht falsch sein.“

Unsere Gesprächspartnerin: Dr. Roberta Rio ist promovierte Historikerin mit Gastprofessuren an den Universitäten von Bologna, Wien und Berlin. Ihre Forschungsmethode zur Analyse von Orten präsentierte sie erstmals 2011 an der Universität von Glasgow. Die gebürtige Italienerin, die in Kärnten und in Bayern lebt, verfasste zahlreiche wissenschaftliche Artikel. Für Auftraggeber recherchiert sie die Geschichte von Gebäuden, Wohnungen oder Grundstücken und untersucht, wie die Orte wirken. Das Buch: Der Topophilia-Effekt. Wie Orte auf uns wirken“ Edition a , 272 Seiten, 22 Euro, ISBN 978-3-99001-431-8.

Donnerstag, 08.07.2021