Mustaphas Mutter - Über die Integration mitten im Alltag

von Carsten Griese

Montag, 12.11.2018

Hände berühren sich
Beitrag anhören

Miteinander ist man stärker

Der frischgebrühte Kaffee am Morgen für den Kollegen oder im Berufsverkehr einfach mal einem anderen Autofahrer die Vorfahrt gewähren - Manchmal sind es die kleinen Dinge, die viel verändern im Miteinander von uns Menschen

Carsten Griese hat da noch ein schönes Beispiel aus seinem Alltag als Pfarrer:

Dreißig Kinder sitzen auf Matten in der kleinen Turnhalle der evangelischen Kindertagesstätte. Auch ihre Eltern sind da. Stimmengemurmel und Lachen. Ein Tisch ist aufgebaut. Darauf stehen Blumen und ein Kreuz. Ich trete vor die Gruppe, begrüße Kinder und Eltern und beginne den Gottesdienst mit einem Lied: „Wir sind hier zusammen in Jesu Namen“.

Die Kinder singen begeistert mit. Mustapha heißt eines von ihnen. Seine Mutter sitzt bei den anderen Eltern. Sie trägt ein Kopftuch und stammt aus Marokko. Sie ist eine von mehreren muslimischen Eltern in der evangelischen Kindertagesstätte. Das ist manchmal Misstrauen gegenüber Muslimen in unserem Stadtteil und in unserer Gemeinde. Ich weiß das. Zusammenleben ist nicht immer einfach. Vorbehalte und Skepsis gibt es auf beiden Seiten.

An diesem Morgen freue ich mich, dass Mustaphas Mutter gekommen ist, einfach dabeibleibt und am Gottesdienst teilnimmt. „Ein mutiger Schritt, um Vorbehalte abzubauen“, denke ich. Sie zeigt damit ihr Interesse, ist bereit an den anderen religiösen Traditionen teilnehmen, sich kennenzulernen, über Unterschiede im Glauben zu reden und vielleicht auch zu streiten.

Der Gottesdienst im Kindergarten geht zu Ende. Wir beten das Vater Unser, ich spreche den Segen und verabschiede mich von Eltern und Kindern. Die Eltern bleiben noch in der Turnhalle, sie stehen zusammen und reden. Die Kinder spielen. Mittendrin Mustapha.

Montag, 12.11.2018