Papst Franziskus: Der Brückenbauer

von Christof Beckmann

Dienstag, 22.04.2025

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Collage: KIP

Papst Franziskus starb am Morgen des Ostermontag im Alter von 88 Jahren an den Folgen einer schweren Lungenentzündung. In 2.000 Jahren war Franziskus das erste Kirchenoberhaupt aus Lateinamerika; und der erste Papst, der sich Franziskus nannte ...

INFO: Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zeichnet Stationen seines Pontifikates nach:

2013

März: Kardinal Jorge Mario Bergoglio reist zum Konklave nach Rom, steht aber mit 76 Jahren nicht mehr im Fokus der Medien. Für Aufsehen sorgt seine Rede vor dem Kardinalskollegium, in der er eine radikale Neuorientierung der Kirche anmahnt.

13. März: Im fünften Wahlgang wird Bergoglio gewählt. Er wählt als erster Papst den Namen Franziskus. Er ist der erste Jesuit und der erste Lateinamerikaner im Papstamt. Franziskus begeistert die Öffentlichkeit durch Gesten der Bescheidenheit.

23. März: In Castel Gandolfo kommt es zur historischen Begegnung zweier Päpste mit dem emeritierten Benedikt XVI.

April: Franziskus setzt eine Kommission von Kardinälen zur Ausarbeitung einer Kurienreform ein.

Juli: Viel beachtet wird seine Reise zur italienischen Flüchtlingsinsel Lampedusa.

November: Mit seinem Schreiben „Evangelii gaudium“ legt Franziskus eine Art Regierungs- und Reformprogramm vor. Er erntet dafür viel Lob, aber auch Kritik wegen seiner pauschalen Verdammung des Kapitalismus.

Dezember: Das „Time Magazine“ kürt Franziskus zur „Person des Jahres“.

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2014

Anfang 2014: Vergeblich ruft Franziskus Russland und die Ukraine zu einer friedlichen Lösung des Krim-Konflikts auf.

Mai: Bei seiner Heilig-Land-Reise nach Jordanien, Israel und die Palästinensergebiete wirbt Franziskus für Versöhnung im Nahost-Konflikt.

Juni: Friedensgebet mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Israels Staatspräsident Schimon Peres in den vatikanischen Gärten.

August: In Südkorea ruft Franziskus zur Aussöhnung mit dem verfeindeten Bruderstaat Nordkorea auf.

Oktober: Weltbischofssynode zum Thema Ehe und Familie. Ein zentraler Punkt ist die Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene.

Dezember: Kuba und die USA kündigen nach mehr als einem halben Jahrhundert politischer Eiszeit die Aufnahme diplomatischer Beziehungen an. Vermittelt wurde die Annäherung durch Vatikan-Diplomatie.

Dezember: Kurz vor Weihnachten macht Franziskus mit einer scharfen Rede vor den versammelten Kurienkardinälen weltweit Schlagzeilen. Er zählt 15 „Krankheiten der Kurie“ auf, darunter Lästerei, Neid und Doppelmoral.

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2015

Januar: Auf den Philippinen feiert Franziskus mit geschätzt rund sechs Millionen Menschen eine Messe. Dies wäre der größte katholische Gottesdienst aller Zeiten.

Juni: Die Umweltenzyklika „Laudato si“ macht Schlagzeilen. Darin mahnt Franziskus einen besseren Umgang mit der Erde und mit den Menschen an.

September: Bei seiner Reise nach Kuba und in die USA vertieft der Papst seine Versöhnungsbotschaft an die einstigen Feindstaaten. In New York fordert er vor der UNO-Vollversammlung eine gerechtere Machtverteilung in der internationalen Gemeinschaft.

Dezember: Franziskus wird der Internationale Karlspreis 2016 zuerkannt, den er im Mai im Vatikan überreicht bekommt.

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2016

Februar: Franziskus trifft auf Kuba den Moskauer Patriarchen Kyrill I. - die erste Begegnung zwischen zwei Oberhäuptern der römisch-katholischen Kirche und der russischen Orthodoxie.

April: Von seinem Besuch in einem Flüchtlingslager auf Lesbos nimmt Franziskus zwölf muslimische Flüchtlinge nach Rom mit.

April: Franziskus legt das Abschlusspapier zur Familiensynode vor: „Amoris laetitia“. Es löst eine lebhafte Debatte über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen aus. Diese gipfelt im November in einem öffentlich gemachten Brief von vier Kardinälen, die Zweifel („Dubia“) äußern und vom Papst eine Klarstellung verlangen.

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2017

September: In Kolumbien wirbt Franziskus für Versöhnung nach dem Bürgerkrieg und eine Umsetzung der Friedensvereinbarungen mit der Guerilla.

September: Mit einer förmlichen „Zurechtweisung“ wollen konservative Kritiker den Papst dazu bringen, sich von angeblichen Irrlehren zu distanzieren.

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2018

Januar: Der Papstbesuch in Chile wird vom dortigen Missbrauchsskandal überschattet. Später räumt Franziskus „schwere Fehler“ bei der Bewertung der Lage ein. Für Mai ruft er alle chilenischen Bischöfe in den Vatikan und macht ihnen schwere Vorwürfe. Fast alle bieten ihren Amtsverzicht an; der Papst nimmt acht davon an.

Juni: Der Missbrauchsskandal in den USA nimmt neu Fahrt auf. Dem früheren Washingtoner Kardinal Theodore McCarrick wird Sex mit Schutzbefohlenen und Missbrauch von Minderjährigen vorgeworfen. Er tritt aus dem Kardinalskollegium zurück.

September: Franziskus beruft für Februar 2019 einen Gipfel aller Bischofskonferenzen zum Thema Missbrauch ein.

September: Der Vatikan und China legen mit einem Geheimabkommen einen 70-jährigen Streit über Bischofsernennungen bei.

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2019

Februar: Als erster Papst besucht Franziskus die Arabische Halbinsel. In Abu Dhabi nimmt er an einer internationalen interreligiösen Begegnung teil. Mit dem Scheich der Kairoer Al-Azhar-Universität unterzeichnet er eine gemeinsame Erklärung.

Der Anti-Missbrauchs-Gipfel in Rom endet ohne radikale Änderungen.

Juni: Papst Franziskus schreibt den deutschen Katholiken und lobt ihr Engagement und ihre Reformanstrengungen. Zugleich mahnt er Einheit mit der Weltkirche an.

Oktober: Die Amazonas-Synode im Vatikan bringt Warnungen vor der Zerstörung von Menschenrechten und Umwelt. Eine Änderung des Pflichtzölibats für Priester bringt sie nicht.

November: In Nagasaki und Hiroshima verurteilt der Papst den Besitz von Atomwaffen.

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2020

März-Juni: Die weltweite Corona-Pandemie erfasst auch die gesamte katholische Kirche. Franziskus feiert Ostern auf dem menschenleeren Petersplatz.

Oktober: Papstenzyklika „Fratelli tutti“. Franziskus entwirft darin Visionen für eine Menschheit, die gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen könnte.

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2021

März: Weltweite Beachtung findet eine viertägige Friedensreise des Papstes in den Irak.

Juli: Eine geplante Darm-OP verläuft ernster als zunächst gedacht.

Juli: Franziskus schränkt die Feier der sogenannten Alten Messe ein. Die Ankündigung sorgt für einen Aufschrei in konservativen Kirchenkreisen.

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2022

Februar: Nach Russlands Angriff auf die Ukraine ruft der Papst zum Frieden und betet für das „geschundene ukrainische Volk“. Der Vatikan sucht Gesprächskanäle nach Moskau und Kiew, doch ohne wahrnehmbare Erfolge. Kiew ist lange verstimmt, da der Vatikan nicht Russland klar die Kriegsschuld zuweist.

März: Franziskus setzt die Reform der vatikanischen Kurie in Kraft. Unter anderem sollen künftig auch männliche wie weibliche Laien zu Behördenleitern ernannt werden können.

Juni: Wegen starker Kniebeschwerden zeigt sich der Papst immer häufiger im Rollstuhl.

31. Dezember: Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. stirbt im Vatikan. Neue innerkirchliche Richtungsdiskussionen folgen.

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2023

März: Franziskus wird mit ernsten Atem- und Herzbeschwerden in die Gemelli-Klinik eingeliefert.

Oktober: Nach beispiellosen Terrorangriffen der Hamas auf Israel überzieht Israel den Gazastreifen mit Bombardements. Das Bemühen des Papstes um eine ausgewogene Beurteilung der Gewalt verärgert die zuerst angegriffenen Israelis massiv.

Dezember: Kurz vor Weihnachten genehmigt Franziskus eine Leitlinie, die kirchliche Segnungen von Menschen in homosexuellen Beziehungen gestattet - außerhalb von Gottesdiensten und ohne sakramentalen Charakter.

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2024

September: Franziskus absolviert die längste Auslandsreise seiner Amtszeit. Er besucht Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur.

Oktober: Mit der 2021 eingeleiteten Weltsynode zum Thema synodale Kirche, an deren Umsetzung sich die gesamte Weltkirche beteiligt, findet im Vatikan ein großes Reformprojekt von Franziskus einen vorläufigen Abschluss.

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2025

Januar: Erstmals ernennt der Papst eine Frau zur Leiterin einer vatikanischen Kurienbehörde. Kurz darauf folgt auch eine Regierungschefin für den Vatikanstaat.

21. April: Papst Franziskus stirbt nach Monaten der Krankheit im Alter von 88 Jahren an den Folgen einer schweren Lungenentzündung in der römischen Gemelli-Klinik.

Zuständig für den von Papst Franziskus 2024 selbst vereinfachten Ablauf der Trauerfeierlichkeiten ist nun der Camerlengo, Kardinal Kevin Joseph Farrell. Der Ritus der Sarglegung findet am Montagabend in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Casa Santa Marta statt. Die sterblichen Überreste werden von dort in einer Prozession in den Petersdom überführt, wo ein kurzer Wortgottesdienst gefeiert wird. Dort haben Menschen aus aller Welt in den folgenden Tagen die Möglichkeit, dem Pontifex die letzte Ehre zu erweisen. Am Vorabend von Totenmesse und Beisetzung, deren Datum die Kardinäle zuvor festgelegt haben, verschließt der Kämmerer in einer Zeremonie den Sarg. Der Kardinaldekan steht der Trauermesse, die rund eine Woche nach dem Tod des Papstes stattfindet, auf dem Petersplatz vor. Anschließend wird der Sarg zum Bestattungsort begleitet, dort versiegelt und in das vorgesehene Grab gelegt. Papst Franziskus hat verfügt, in seiner römischen Lieblingsbasilika Santa Maria Maggiore beigesetzt zu werden, nicht in der Papstgruft unter dem Petersdom. Anschließend beginnen die „Novemdiales“. In dieser neuntägigen Trauerzeit werden Messen für den gestorbenen Papst gefeiert. In dieser Phase trifft sich das gesamte Kardinalskollegium immer wieder zu Versammlungen, dem sogenannten Vorkonklave. Am Ende entscheiden sie, wann das eigentliche Konklave beginnen soll. Nach einer feierlichen Messe im Petersdom ziehen dann jene Kardinäle, die noch unter 80 Jahre alt sind, zur Wahl eines neuen Petrus-Nachfolgers in die Sixtinische Kapelle.

Dienstag, 22.04.2025