Pilgern für prima Klima

von Christof Beckmann

Donnerstag, 16.09.2021

Bild: Logo Ökumenischer Klimapilgerweg 2021, Montage: KIP
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Bild: Logo Ökumenischer Klimapilgerweg 2021, Montage: KIP

Heute erreichen sie NRW: die Klimapilger auf ihrem Weg nach Glasgow. Erst sind sie im Erzbistum Paderborn, dann geht es ins Bistum Münster. Und von dort weiter über die Niederlanden nach England und Schottland...

INFO: Die Wanderer auf dem 5. Ökumenischen Pilgerweg haben sich einiges vorgenommen: Sie wollen in diesem Jahr von Westpolen nach Glasgow gehen, wo vom 1. bis 12. November die 26. UN-Klimakonferenz stattfindet. Die Strecke von 1.450 Kilometer in 77 Etappen – die Tagesetappen sind rund 25 Kilometer lang - soll ein deutliches Zeichen für mehr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit setzen, so Karola Wiedemann, Sprecherin des Klimapilgerwegs. Beteiligt an dem ökumenischen Projekt sind unter anderem kirchliche Hilfswerke wie Misereor, Missio, Renovabis, Adveniat und die Sternsinger sowie katholische Bistümer.

Streckenplan: Seit dem offiziellen Pilgerbeginn am 14. August im polnischen Zielona Góra erreichten die Pilger am 18. August Deutschland und laufen seitdem über Cottbus, Leipzig, Halle (Saale), Göttingen in Richtung der niederländischen Grenze. Vom 16. bis 21. September legen sie Stationen in Brakel-Bökendorf, Steinheim-Vinsebeck (17.9.), Hiddesen (18.9.), Oerlinghausen (19.9.) und Bielefeld-Bethel (20.9.) ein. Anschließend geht es über Marienfeld (21.9.), Warendorf (22.9.), Telgte (23.9.), nach Münster (Jakobus-Zentrum, 24.9.), wo sie am 25.9. am „Global climate strike“ teilnehmen. Über Nordwalde (26.9.), Burgsteinfurt (27.9.), Ochtrup (28.9.) und Gronau (29.9.) erreichen sie die Grenze zu den Niederlanden. Von dort geht es in 11 Tagen über Apeldoorn und Amersfoort nach IJmuiden. Am 11. Oktober schiffen sie sich nach Newcastle-Upon-Tyne ein und folgen der Küste nach Edinburgh nach Glasgow, wo sie am 29. Oktober eintreffen. Hier der aktuelle und übersichtliche Streckenplan. Interessierte können auch kürzere Strecken mitlaufen und sich vorab unter https://anmeldung.klimapilgern.de/ anmelden. Fragen beantworten die Organisatoren unter anmeldung@klimapilgern.de.

Corona: Entsprechend der aktuellen staatlichen Verordnungen und aus notwendiger Vorsorge gegenüber den Gastgebern ist für die Teilnahme am Klimapilgerweg 2021 als Dauer- oder Mehrtagespilgernde mit Übernachtung entweder eine vollständige Impfung gegen COVID-19 nachzuweisen oder die Genesung von einer COVID-19 Erkrankung. Tagespilgernde sind herzlich willkommen und werden gebeten, einen aktuellen, negativen Corona-Test vorzulegen.

Material: Hintergrundpapier Agrar- &Ernährungswende (lang), Hintergrundpapier Mobilitätswende (lang). Mehr: https://www.klimapilgern.de.

Programm und Begleitmaterialien im Erzbistum Paderborn: Seit Ende August stellt das Erzbistum einen „digitalen Pilgerrucksack„ online, um die Teilnehmenden im Gebet zu begleiten.  https://pastorale-informationen.wir-erzbistum-paderborn.de/themen-bereiche/glauben-im-dialog/dialogische-pastoral/5-oekumenischer-pilgerweg-fuer-klimagerechtigkeit/)

Veranstaltung: Pilgernde und Fachleute sprechen am Montag, 20. September, im Rahmen eines kostenfreien digitalen Workshops der Landvolkshochschule Hardehausen über das Thema „Wie werden wir Christinnen und Christen zum Motor für Klimagerechtigkeit?“. Mehr: Digitaler Workshop zum Klimapilgerweg

Umwelt-Appell von Papst, Patriarch und Anglikaner-Primas: In einem eindringlichen gemeinsamen Appell zu ökologischer Umkehr haben Papst Franziskus, der orthodoxe Patriarch Bartolomaios I. und der anglikanische Primas Justin Welby, Erzbischof von Canterbury, am Dienstag, 7. September, mehr Einsatz für den Klimaschutz gefordert: „Dies ist das erste Mal, dass wir drei uns gezwungen sehen, gemeinsam die Dringlichkeit der ökologischen Nachhaltigkeit, ihre Auswirkungen auf anhaltende Armut und die Bedeutung globaler Zusammenarbeit anzusprechen“, heißt es in der vom Vatikan veröffentlichten gemeinsamen Botschaft. Jeder Einzelne solle - unabhängig von Glaube und Weltanschauung - auf den „Aufschrei der Erde und der Armen“ hören, das eigene Tun überdenken und sinnvolle Opfer für die gottgegebene Erde bringen. Mit den vorherrschenden Lebens- und Wirtschaftsweisen gehen Papst, Patriarch und Erzbischof hart ins Gericht: Diese seien durch Egoismus und Verschwendung, nicht durch Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit geprägt: „Wir haben unser Eigeninteresse auf Kosten der künftigen Generationen maximiert“, heißt es. Jungen Menschen zuliebe gelte es jetzt „anders zu essen, zu reisen, Geld auszugeben, zu investieren und anders zu leben, indem wir nicht nur an unmittelbare Interessen und Gewinne denken, sondern auch an künftige Vorteile. Wir tun Buße für die Sünden unserer Generation.“
Umweltzerstörung und Klimawandel, eine unbegrenzte Ressourcen-Gier und der Verlust biologischer Vielfalt seien menschengemacht. Am härtesten treffe es aber dabei – und das sei tief ungerecht – „die Ärmsten auf dem Planeten und die, die am wenigsten für diese Missstände verantwortlich waren“. Zu viele verhielten sich dennoch weiterhin egoistisch und zeigten kaum Interesse an ihren Mitmenschen oder den Grenzen des Planeten. „Wir müssen unser Leben, Arbeiten und unseren Nutzen des Geldes an Großzügigkeit und Fairness ausrichten und nicht am egoistischen Gewinn“, so die Mahnung der Kirchenführer. Gemeinsam rufen sie zudem vor dem im November anstehenden Klimagipfel zum Gebet auf.
Ob der Papst zur 26. Konferenz der Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention („Conference of the Parties“ - kurz COP26) in Glasgow kommen wird, ist bislang nicht bestätigt. Die Schottische Bischofskonferenz hatte seinen Besuch bereits angekündigt. Auch der US-Klimaschutzbeauftragte John Kerry hatte nach einem Besuch bei Franziskus Mitte Mai gesagt, der Papst wolle teilnehmen. Möglich wäre aber auch eine Videobotschaft des Papstes an die Konferenzteilnehmer.

Internationaler Tag für die Erhaltung der Ozonschicht: 1994 machten die Vereinten Nationen den 16. September offiziell zum Gedenk- und Aktionstag, da am 16. September 1987 das von allen 197 Staaten der Vereinten Nationen Protokoll von Montreal unterzeichnet wurde. Danach dürfen ozonschichtschädigende Gase und Treibmittel wie Fluorchlorkohlenwassserstoffe (FCKW) nicht mehr hergestellt und verwendet werden. Fast alle wurden danach ersetzt, um die vor UV-Strahlung lebensnotwendig schützende Ozonhülle in der Stratosphäre nicht weiter zu schädigen. Der Vertrag gilt damit als großer Erfolg, doch das Problem bleibt bestehen: Auch der Klimawandel und die ozongefährdenden Auswirkungen von Treibhausgasen wie CO2 fördern den Ozonloch-Effekt. Vor allem um den Südpol sinken die Ozonwerte und Ende September erreicht das Ozonloch in den dicht besiedelten mittleren Breiten und in den Tropen seine größte Ausdehnung.

Donnerstag, 16.09.2021