Vergeben und vergessen? Gar nicht so einfach

von Sandra Sternke-Menne

Freitag, 17.11.2017

Sorry-Schriftzug und Blume
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Vergeben ist gar nicht so einfach

Da lassen wir mal lieber Gras über die Sache wachsen. Ein beliebter Spruch, wenn man einen Konflikt schnell vergessen möchte. Beim kleinen Malheur mag das vielleicht funktionieren

Aber bei so richtig fiesen Auseinandersetzungen ist das nicht die richtige Methode, wie Pfarrerin Sandra Sternke-Menne aus Dortmund herausgefunden hat:

„Das vergeb ich dir nie!“

 

Es gibt Situationen im Leben, in denen ich genau das denke.

Wenn mich jemand anders gekränkt hat oder verletzt. Vielleicht unabsichtlich. Aber das ist egal. Der Schmerz sitzt tief, ich fühle mich getroffen, herabgesetzt, in Frage gestellt oder einfach enttäuscht. 

„Das vergeb ich dir nie“ – im ersten Moment eine verständliche Reaktion.

Die Person aber, für die diese Worte bestimmt sind, stört das meistens überhaupt nicht.

Meine Wut, meine Rachegedanken fallen ins Leere oder auf mich selbst zurück. In mir selbst herrscht Krieg: Ich ärgere mich, bin wütend, schreie, schlage um mich und die Wunde, die andere mir zugefügt haben, bleibt erst einmal offen.

„Ertragt einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie Gott euch vergibt, so vergebt auch ihr!“

Das ist ein Lebenstipp aus der Bibel.

Das heißt nicht, dass ich alles gut finde, was andere machen und mir antun. Aber es entlastet mich, denn es gibt den Zeitpunkt, an dem ich loslassen muss, um weiterzugehen.

Das, was mich verletzt, kann ich nicht ändern, aber ich kann meine Einstellung dazu verändern.

Vergeben – das will ich einüben. Und damit Krieg in mir besiegen, und irgendwann, wenn es mir möglich ist, loslassen.

Freitag, 17.11.2017