Von Respekt und Respektlosigkeit

von Margret Wand

Mittwoch, 29.01.2020

Statue vor einer Bank
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Symbolbild zum Text

Es sind oft die kleinen Begegnungen, die in Erinnerung bleiben. Es sind oft die unscheinbaren Gesten, die Respekt ausdrücken oder eben Wertschätzung vermissen lassen. Margret Wand über eine Begegnung in der Bank:

Ich betrete den Vorraum einer Sparkasse. Beide Terminals sind belegt. An dem einen hat eine Frau viele Rechnungen vor sich liegen. Das wird dauern! An dem anderen kämpft ein junges ausländisches Paar mit den offenbar ungewohnten Abläufen. Ich überlege, ob ich meine Hilfe anbieten soll, entscheide mich aber fürs Warten.

 

Fünf oder sechs Minuten sind inzwischen vergangen. Das kleine Mädchen des Paares wartet geduldig mit. Die junge Frau sagt etwas zu dem Mann. Der dreht sich daraufhin lächelnd zu mir um, entnimmt nach einigen Fehlversuchen seine Karte. Dann bedeutet er mir, ich könne jetzt den Terminal benutzen. Fertig mit seinen Bankgeschäften ist er wohl noch nicht. Eine weitere junge Frau ist inzwischen dazu gekommen. Die drei unterhalten sich leise in einer mir fremden Sprache. Sie lachen, gestikulieren, sagen etwas zu dem kleinen Mädchen; das lacht auch.

 

Schnell bin ich mit meinen beiden Überweisungen fertig, bedanke mich nochmal. Als ich nach draußen will, drängt mich ein Mann zur Seite und murmelt abfällig: Immer dieses dumme Gequatsche!

 

Wütend schaut er in Richtung der jungen Leute. Ich hoffe, die haben das nicht mitbekommen. Ich schäme mich. Er stürmt nach draußen und lässt die Tür vor mir zufallen.

Mittwoch, 29.01.2020