Tür an Tür mit dem Mörder meines Bruders

von Christoph Wand

Montag, 07.04.2014

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Bildung und Ausbildung ist ein Beitrag zum Frieden.

Vor genau 20 Jahren begann in dem kleinen afrikanischen Staat Ruanda ein Völkermord, der in drei Monaten rund eine Million Menschen das Leben kostete. Männer, Frauen und Kinder wurden umgebracht, teilweise von ihren eigenen Nachbarn oder Freunden.

John Wesley Kabango, Pfarrer aus Ruanda, lebt und arbeitet seit drei Jahren in Deutschland. Er hat das Morden miterlebt. Es gebe kaum jemanden in Ruanda, der nicht Angehörige verloren hätte, kaum jemanden, der Mörder nicht persönlich kenne. Auch John hat vier seiner Brüder verloren. Doch heute haben viele Ruander den Blick nach vorne gerichtet und ihr Land wieder aufgebaut. Und auch wenn man es kaum glauben kann: Mörder und die Angehörigen ihrer Opfer leben zusammen, teilweise Tür an Tür. Die Kirche hilft ihnen dabei, das auszuhalten. Sie setzt sich mit konkreten Projekten für die Versöhnung ein, bringt Opfer und Täter zusammen.

Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) unterstützt beispielsweise das Programm „Youth at Risk“. Mädchen und Jungen finden hier erstmals ein Zuhause mit regelmäßigen Mahlzeiten und medizinischer Versorgung. Die Kleinen können zur Schule gehen, die Älteren erhalten eine solide Ausbildung in genau den Berufen, an denen es im Land fehlt. Es gibt Tischlerwerkstätten, Nähereien und Schlossereien. Hier entstehen Möbel und technisches Gerät, das sich gut verkaufen lässt. Auch Grundkenntnisse der Landwirtschaft werden vermittelt. So befähigt das Programm die Jugendlichen Ruandas, das Leben in ihrem Land selber in die Hand zu nehmen. Über eine Million Waisen und unzählige Entwurzelte hat der Völkermord hinterlassen. 

Montag, 07.04.2014