80. Todestag: Max Josef Metzger

von Christof Beckmann

Mittwoch, 10.04.2024

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Foto: Christkönigs-Institut Meitingen / Collage KIP

In einer Woche genau jährt sich sein 80. Todestag: Freisler nannte Max Josef Metzger einen „für alle Zeit ehrlosen Volksverräter“. Und verhängte die Todesstrafe. Vergessen ist Metzger aber nicht. Regelmäßig wird an den Friedensvisionär erinnert …

INFO: Er hatte die blutigsten Schlachten des Ersten Weltkrieges erlebt, war ein rastloser Kämpfer für den Frieden und unerbittlicher Gegner der Nazis: Sie ermordeten Max Josef Metzger vor 80 Jahren im Zuchthaus Brandenburg unter dem Fallbeil. Geboren am 3. Februar 1887 im badischen Schopfheim, studierte er Theologie in Freiburg i.Br. und in Fribourg/Schweiz und erlebte als Militärseelsorger und Divisionspfarrer das Grauen des Ersten Weltkriegs: 1914/15 wandelte sich der Feldpfarrer an der französischen Front zum radikalen Pazifisten und setzte sich in Initiativen und Aktionen für weltweiten Frieden ein. Eine wesentliche Voraussetzung sah er in einer Überwindung der Spaltung zwischen den christlichen Kirchen. Sein 1917 gegründetes „Weltfriedenswerk vom Weißen Kreuz” wurde zum Vorläufer des Friedensbundes Deutscher Katholiken, der am 2.10.1919 auf Einladung Metzgers in München gegründet wurde. Er trat für die ökumenische Friedensidee ein und nahm Verbindung zur internationalen pazifistischen Bewegung auf.

Schon früh war Metzger auch überzeugt, dass der Wahnsinn des II. Weltkrieges mit einer totalen Niederlage Deutschlands enden würde und befürchtete, dass das Land dann zerschlagen und geteilt würde. So verfasste er eine Denkschrift über ein neues Deutschland, das nach dem Krieg in ein vereintes, christlich fundiertes Europa eingebunden sein sollte. 1938 gründete er die Una-Sancta-Bruderschaft, die sich den theologischen Fragen der Glaubensspaltung annahm und vertrauensbildend zwischen den Konfessionen wirkte. In einem Brief an Papst Pius XII. warb Metzger Ende 1939 für die Überwindung der Glaubensspaltung und ein Reformkonzil, um ein glaubwürdiges Zeugnis der Kirche für den Frieden zu ermöglichen. 

Metzger galt bald als führender deutscher Pazifist und wurde mehrfach von der Gestapo festgenommen. 1943 legte er ein Memorandum zur staatlichen Neuordnung Deutschlands und dessen Einbindung in eine zukünftige Weltfriedensordnung vor. Von einer Gestapo-Agentin denunziert und am 29. Juni 1943 erneut festgenommen, wurde Max Josef Metzger vom Volksgerichtshof in einem Schauprozess unter Vorsitz von Roland Freisler wegen „Hochverrats” zum Tode verurteilt. Freisler verhöhnte Metzgers Friedensvision, die die Lebensrechte fremder Völker achte, besonders angekreidet wurden auch die von ihm vorgeschlagene Abrüstung zugunsten einer überstaatlichen Armee im Dienst der „Vereinigten Staaten von Europa“ oder die Forderung des Geistlichen, jedem Bürger die Unantastbarkeit der persönlichen Würde und Rechtssicherheit, die Freiheit des Gewissens, der Religionsausübung, der Meinungsäußerung und des persönlichen Eigentums zu gewährleisten. Am 17. April 1944 - vor genau 80 Jahren - wurde der Geistliche in Brandenburg-Görden durch das Fallbeil hingerichtet. Erst 1997 wurde das Todesurteil gegen Max Josef Metzger postum vom Landgericht Berlin aufgehoben.

Am 8. Mai 2006 eröffnete Erzbischof Dr. Robert Zollitsch für Max Josef Metzger den Seligsprechungsprozess, eine Theologen-Historiker-Kommission recherchierte zu Leben und Werk und schickte im März 2014 mehr als 6.000 Seiten in einer während einer feierlichen Zeremonie versiegelten Kiste an die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom. Nun könnte der Priester und Pazifist bald seliggesprochen werden: Der Vatikan hat am 14. März 2024 seine Hinrichtung als Märtyrertod anerkannt. Damit ist die notwendige Bedingung für eine offizielle Seligsprechung erfüllt. Als Selige würdigt die katholische Kirche offiziell besondere Vorbilder im Glauben und Leben. Möglich wäre danach auch die Heiligsprechung: Damit würde Metzger dann als weltweites Glaubensvorbild anerkannt. Der Termin für die Zeremonie in Freiburg steht noch nicht fest.

Spuren in NRW: An der 1923 errichteten Friedenskapelle auf dem 670 Meter hohen Borberg nahe Petersborn, einem Ortsteil von Brilon zwei Kilometer nördlich von Elleringhausen im Hochsauerlandkreis, fand am 13. September 1931 ein großes internationales Friedenstreffen des Friedensbundes der deutschen Katholiken (FDK) statt, der 1919 von Max Josef Metzger in München gegründeten pazifistisch orientierten Vereinigung politisch engagierter Katholiken in der Weimarer Republik. Damals wurde auch die Borberger Friedenseiche gepflanzt. Beteiligt waren Mitglieder des Quickborn-Arbeitskreises (Quickbornbewegung), Kreuzfahrer aus dem Sauerland und Schüler aus dem Briloner Gymnasium Petrinum. Abbé Franz Stock, einer der Hauptredner, brachte aus Frankreich Gefährten des Franz von Assisi mit.

Ziel des Friedensbunds (FDK) war die Mitwirkung am Aufbau einer internationalen Friedensordnung, die Krieg künftig erübrigen sollte. Er bekämpfte Militarismus und Nationalismus, die Bildung von Wehrsport-Gruppen und unterstützte den Völkerbund. Seine bis auf etwa 8.000 aktive und 40.000 korporative Mitglieder (1932) angewachsene Mitgliedschaft stammte oft aus der Kolpingjugend, dem katholischen Jungmännerverband, dem Jungen Zentrum, dem Quickborn-Arbeitskreis sowie aus katholischen Arbeitervereinen. Zeitschrift des FDK war die „Katholische Friedenswarte“, die 1926 in „Der Friedenskämpfer“ umbenannt wurde. Am 1. Juli 1933 wurde die Vereinigung von der NS-Regierung verboten, Führungspersonen wurden in Konzentrationslagern inhaftiert, zu langen Zuchthausstrafen verurteilt oder hingerichtet. Der 1946 neu begründete FDK wurde im Zuge der deutschen Wiederbewaffnung Westdeutschlands heftig öffentlich angegriffen und löste sich 1951 auf.

Christkönigs-Institut: Das von Max Josef Metzger gegründete Christkönigs-Institut, 1919 in Graz als „Missionsgesellschaft vom Weißen Kreuz” entstanden, wurde 1928 nach Meitingen verlegt. Die Christkönigsgesellschaft erlangte im Jahre 1969 die kirchliche Anerkennung als Säkularinstitut und wurde unter dem Namen „Christkönigs-Institut” kirchlich errichtet. Adresse: Meitingen, St.-Wolfgang-Str. 14, Tel. 08271 / 808-0, Fax 08271/808-65. Internet: http://www.max-josef-metzger-meitingen.de/

Unser Gesprächspartner: Dr. Christian Heß (geb. 1975) aus Kronau im Dekanat Bruchsal war nach seiner Priesterweihe 2004 Kaplan und Dekanatsjugendseelsorger in Buchen im Odenwald, bevor er 2006 in die Priesterausbildung der Erzdiözese Freiburg wechselte. Neben seiner Tätigkeit als Vorsteher im Collegium Borromaeum absolvierte er eine homiletische Ausbildung am Theologischen Zentrum der evangelischen Landeskirche Braunschweig und übernahm einen Lehrauftrag für Homiletik an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg. Von 2012 bis 2014 arbeitete er in der Seelsorgeeinheit Emmendingen-Teningen mit und erstellte eine Dissertation im Fach Christliche Gesellschaftslehre. Von 2014 bis 2019 war Christian Heß Regens des Collegium Borromaeum. Während dieser Zeit wurde er 2016 mit einer Arbeit zu Max Josef Metzger zum Doktor der Theologie promoviert und im selben Jahr zum stellvertretenden Vorsitzenden der deutschen Regentenkonferenz gewählt. Seit 2017 fungiert er als Berater der Kommission IV (Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste) der Deutschen Bischofskonferenz. Dr. Christian Heß ist Mitglied der Priestergemeinschaft Jesus-Caritas von Charles de Foucauld. übernimmt Anfang Dezember die Aufgabe eines Kooperators in der Seelsorgeeinheit March-Gottenheim, Dekanat Breisach-Neuenburg. Seit 2019 ist Dr. Christian Heß als Kooperator mit dem Titel Pfarrer in der Seelsorgeeinheit March-Gottenheim im Dekanat Breisach-Neuenburg und in der homiletischen Aus- und Weiterbildung in der Erzdiözese Freiburg tätig.

Sein Buch: „Ohne Christus, ohne tiefstes Christentum ist Krieg“: Die Christkönigsthematik als Leitidee im kirchlich-gesellschaftlichen Engagement Max Josef Metzgers, 499 Seiten, Bonifatius Verlag 2017, ISBN-10: 389710685X

Kontakt: Pfarrbüro Hugstetten, Engelgasse 25, 79232 March-Hugstetten, Tel. 07665 / 42530-0, E-Mail: Pfarrer.Hess@kath-margot.de, Internet: https://www.kath-margot.de

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