800 Jahre Deutscher Orden

von Christof Beckmann

Donnerstag, 12.12.2019

Foto: Pater Jörg Eickelpasch OT, Montage: KiP-NRW
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Foto: Pater Jörg Eickelpasch OT (Deutscher Orden), Ausstellungsflyer, Montage: KiP-NRW

Am Sonntag feiern sie in Bad Mergentheim mit Ordens-Hochmeister Frank Bayard: Seit 800 Jahren gibt es ihn dort, den Deutschen Orden. Zum „Leben im Zeichen des Kreuzes“ mehr mit Pater Jörg Eickelpasch OT aus Nettetal ...

INFO: Mit einer Ausstellung und einem Festakt am 15. Dezember begeht der Deutsche Orden sein Bestehen in Bad Mergentheim, 40 Kilometer südlich von Würzburg. Die bereits am 17. Juli eröffnete Sonderausstellung „Mythos und Wahrheit. Deutscher Orden im Südwesten“ zeigt zum 800-jährigen Jubiläums des Ordens in der Stadt mit 20 Stationen und rund 100 Exponaten die Licht- und Schattenseiten der Ordensgeschichte. Stadt und Orden sind durch den „Hohenloheschen Erbvergleich“ seit genau 800 Jahren miteinander verbunden: Am 16. Dezember 1219 trat Andreas von Hohenlohe mit zwei Brüdern der Gemeinschaft bei und übertrug ihr Ländereien und Rechte. Der drei Jahrzehnte zuvor während der Kreuzzüge entstandene Orden förderte seinen Einfluss durch Kontakte mit den Staufern und den Hohenzollern, wuchs als Ritterorden zu einer bedeutenden Macht im Norden und Osten Europas und gründete an der Ostsee einen eigenen Staat. Nach dessen Verlust wurde Mergentheim seit 1526/27 als eine der wichtigen „Kommenden“ bis 1809 für fast 300 Jahre zum Hauptsitz der Ordensregierung und als Residenz des Hochmeisters die Zentrale des Deutschen Ordens. Mit dem Umzug des Deutschmeistertums nach Wien 1809 räumten die Ordensleute das Mergentheimer Schloss, in dem seit 1927 das Museum in der heutigen Form besteht.

Die aktuelle Sonderausstellung informiert vor allem über die Balleien (Provinzen) Elsass-Burgund und Franken, die Deutschmeister um Mergentheim und über die zahlreichen Niederlassungen, die von Mainz und Frankfurt über Freiburg, die Insel Mainau und die oberrheinischen Besitzungen bis weit in die Schweiz hineinreichten. An vielen Orten sorgte der Deutsche Orden für Verwaltung, Rechtsprechung, wirtschaftlichen Aufschwung und trat als bedeutender Bauherr auf. Vorträge und Führungen sowie Angebote für Kinder und Jugendliche laden das gesamte Jahr über zur Beschäftigung mit dem Thema ein. Adresse: Deutschordensmuseum - Schloss 16, 97980 Bad Mergentheim, Öffnungszeiten: November - März: Dienstag - Samstag 14.00 - 17.00 Uhr, Sonn- und Feiertage 10.30 - 17.00 Uhr. Der Katalog zur Ausstellung ist zum Preis von 12,50 Euro an der Museumskasse erhältlich. Weitere Informationen im Faltblatt und im Internet unter https://www.deutschordensmuseum.de.

Festakt am 15. Dezember: Das das Jubiläumsjahr, für das Hochmeister P. Frank Bayard die Schirmherrschaft übernommen hat, beginnt um 10.30 Uhr Pontifikalamt im Münster St. Johannes. Beim Festakt ab 14.30 Uhr im Roten Saal des Deutschordensmuseums im Mergentheimer Schloss sprechen Hochmeister, Oberbürgermeister Udo Glatthaar, Oberbürgermeister Bad Mergentheim, den Festvortrag hält Prof. Dr. Dr. h. a. mult. Udo Arnold, Universität Bonn.

Der Deutsche Orden: Der Deutsche Orden, mit den Johannitern/Maltesern und den Templern einer der drei große geistliche Ritterorden, war bei den Kreuzzügen im Mittelalter beteiligt. Seine Spuren findet man in ganz Europa - von Gotland bis Sizilien, von Spanien bis Ungarn. Nach 1809 orientierte der Orden sich neu und wurde zum geistlichen Institut. Heute ist er in mehreren Ländern Mitteleuropas sozial-karitativ tätig. Sein offizieller Name verweist auf den Gründungsort: Die „Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“ – „Ordo Teutonicus Ordo fratrum domus hospitalis Sanctae Mariae Teutonicorum Ierosolimitanorum“ (OT) wurden während der Kreuzzüge 1189/90 bei der Belagerung der Stadt Akkon von Kaufleuten aus Bremen und Lübeck als Hospitalbruderschaft gegründet, die dort ein Feldlazarett zur Pflege kranker Pilger und verwundeter Kreuzfahrer einrichtete. Die Brüder übernahmen in Jerusalem ein „Deutsches Haus“ mit einer seit 1127 bestehenden Marienkapelle. Papst Clemens III. gewährte ihnen auf Intervention von Kaiser Heinrich VI. am 6. Februar 1191 päpstlichen Schutz.

1198 wandelten sie sich unter der Devise „Helfen, Heilen, Wehren“ in einen Ritterorden um und nahmen zur Johanniterregel für die Krankenpflege zusätzlich die Templerregel an. Ihr Ordensgewand zeigt ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund. Ab 1200 besaßen der Orden erste Niederlassungen und Spitale auch in Europa und breitete sich durch zahlreiche Stiftungen aus. Mit der Säkularisation verlegte der Orden seinen Sitz 1809 nach Wien, 1929 wurde der Ritterbrüder-Zweig aufgelöst und von Papst Pius XI. in einen rein geistlichen Orden der „Brüder des deutschen Hauses Sankt Mariens in Jerusalem“ umgewandelt, dessen Angehörige damit regulierte Chorherren wurden.

Ordenspatrone sind die Heilige Elisabeth, Landgräfin von Thüringen (Erste Patronin des Ordens, 19. November) und der Heilige Georg (Zweiter Patron des Ordens, 23. April). Besondere Eigenfeste und Gedenktage des Deutschen Ordens sind das Fest „Unsere Liebe Frau vom Deutschen Haus in Jerusalem“ (Gründungsfest des Deutschen Ordens, 6. Februar), das Hochfest Kreuzerhöhung (Titelfest des Deutschen Ordens, 14. September), der Gedenktag der Brüder und Schwestern des Deutschen Ordens (10. Oktober), der Gedenktag der Familiaren und Wohltäter des Deutschen Ordens (10. September), Gedenktag der Eltern der Brüder und Schwestern des Deutschen Ordens (4. Februar), und die heilige Mystikerin Dorothea von Montau (25. Juni).

Der heute in Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien, Slowakei und Tschechien vertretene Orden zählt gegenwärtig 1.100 Mitglieder, darunter 120 Priester für mehr als 100.000 Gläubige in Pfarreien und Niederlassungen des Ordens, 200 Ordensschwestern in vorwiegend karitativen Aufgaben und etwa 700 „Familiaren“ als Laienmitglieder, die sich den Ordensidealen durch ein Versprechen gegenüber dem Hochmeister verpflichten. Neuer 66. Hochmeister des Deutschen Ordens ist seit dem 23. August 2018 der bisherige Generalökonom Frank Bayard (46), der aus dem Saarland stammt. Sitz der Deutschen Provinz ist das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Weyarn bei München, Provinzial ist seit 2015 Prior P. Christoph Kehr OT. Konvente bestehen in Weyarn, Frankfurt, Wetter, Maria Birnbaum (Sielenbach) und Koblenz.

Kontakt: Deutscher Orden, Deutsche Provinz der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, Priorat des Deutschen Ordens, Provinzial: Prior Pater Christoph Kehr OT, Klosterweg 1, 83629 Weyarn, Tel. 08020 / 906 100, Fax 08020 / 906 101, E-Mail: priorat@deutscher-orden.de, www.deutscher-orden.de, Facebook: https://www.facebook.com/Deutscher-Orden-105514756285852/

Die Deutschordenswerke: Der Deutsche Orden (DO) unterhält Sozialeinrichtungen in 19 katholischen Diözesen und ist seit Januar 2012 mit allen seinen Einrichtungen Mitglied des Deutschen Caritasverbandes (DCV). Rund 2.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den Einrichtungen der Altenhilfe, Behindertenhilfe, Suchthilfe, Kinder- und Jugendhilfe tätig. Bundesweit sind dies 13 Pflegeeinrichtungen der vollstationären Altenpflege mit Tagespflege und Kurzzeitpflege, zwei ambulante Dienste, zwei Einrichtungen der Jungendpflege, drei für Betreutes Wohnen im Alter, drei für Behindertenhilfe, 11 Fachkliniken der stationären Rehabilitation in der Suchthilfe, 17 soziotherapeutischen Einrichtungen in der Suchthilfe, acht Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, sowie zahlreichen ambulante, Nachsorge-, Integrations- und Qualifizierungsangebote.

Unser Gesprächspartner: Pater Jörg Eickelpasch, geboren in Nettetal-Lobberich am Niederrhein, machte zunächst eine kaufmännische Ausbildung und studierte anschließend Religionspädagogik und Sozialarbeit in Paderborn. Nach dem Studium arbeitete er als staatlich anerkannter Sozialarbeiter im Elisabeth-Hospiz in Lohmar-Deesem bei Bonn und wurde als Gemeindeassistent im Bistum Aachen tätig. Auf dem Weg zum Priestertum nahm er das Studium der Philosophie in Rom auf und schloss sich dort 2003 dem Deutschen Orden an. Nach dem Abschluss des Theologiestudiums in Vallendar bei Koblenz und Priesterweihe im Juli 2006 wurde er Kaplan und 2007 Pfarradministrator in der Pfarrei Hl. Kreuz in Darmstadt. Sein Primizspruch stammt aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher (1 Thess 2,4): „Wir wollen nicht Menschen, sondern Gott gefallen, der unsere Herzen prüft.“ Pater Jörg ist Leiter der Seelsorge der Ordenswerke des Deutschen Orden (DO-Seelsorge), die seit rund 15 Jahren als mobiler Dienst für die Menschen da ist, die in den sozialen Einrichtungen des Deutschen Orden leben und arbeiten.

Kontakt: Pater Jörg Eickelpasch, Brückenstraße 3a, 60594 Frankfurt (Main), Tel. 0151 / 52 88 11 44, E-Mail: j.eickelpasch@deutscher-orden.de, Internet: http://www.do-seelsorge.de. Zentrale: Seelsorge des Deutschen Ordens, Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, Deutsche Provinz, Ordenswerke, Klosterweg 1, 83629 Weyarn. Facebook: Deutscher Orden Ordenswerke, @Ordenswerke, ‪#‎doseelsorge, Internet: http://www.ordenswerke.de/

Donnerstag, 12.12.2019