Welttag der Menschenrechte

von Elvis Katticaren

Dienstag, 10.12.2019

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Msgr. Robert Kleine und der Kölner Dom: Montage KIP-NRW

Heute wird der Friedensnobelpreis vergeben. Wie steht es um die Religionsfreiheit – ein zentrales Menschenrecht? Mehr mit Dom- und Stadtdechant Robert Kleine aus Köln, wo der Dom auch ein Symbol gegen Hass und Menschenverachtung ist.

INFO: Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed erhält am Dienstag, 10. Dezember, in Oslo den Friedensnobelpreis für den Freundschaftsvertrag mit dem Nachbarland Eritrea. Das Norwegische Nobelkomitee begründet die Auszeichnung mit dem Einsatz des 43-Jährigen für die Lösung des Grenzkonflikts zwischen Eritrea und Äthiopien. Im Juli 2018 hatten die beiden Länder einen Friedensvertrag unterzeichnet, der den jahrzehntelangen Streit offiziell beendete. Zudem habe sich Abiy auch in anderen Regionen Afrikas für Frieden und Versöhnung eingesetzt, lobte das Nobelkomitee. Allerdings bleibt es im Vielvölkerstaat Äthiopien selbst vielerorts wenig friedlich: Zuletzt war es vermehrt zu Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Ethnien des Landes gekommen. Menschenrechtler kritisieren zudem Einschränkungen für Journalisten, fehlende Rechtsstaatlichkeit und eine schlechte Behandlung der rund drei Millionen Binnenvertriebenen im Land. Eine Versöhnungskommission unter dem Vorsitz des katholischen Erzbischofs von Addis Abeba, Kardinal Berhaneyesus Souraphiel, soll helfen, die Konflikte im Land zu befrieden.

Nobelpreise: Benannt sind die Nobelpreise nach dem schwedischen Chemiker und Erfinder Alfred Nobel (1833-1896). Er hielt in seinem Testament fest, dass sein Nachlass die finanzielle Grundlage für fünf internationale Preise in den Sparten Physik, Chemie, Literatur, Medizin und Frieden werden solle. 1968 wurde in Erinnerung an Nobel zudem ein Wirtschaftspreis ins Leben gerufen. Der Friedenspreis soll, so Nobels Letzter Wille, an jenen verliehen werden, der die beste Arbeit für mehr Brüderlichkeit zwischen Nationen geleistet hat, das Militär abgeschafft oder Friedenskongresse veranstaltet hat. In diesem Jahr waren nach Angaben des Komitees insgesamt 223 Persönlichkeiten und 78 Organisationen nominiert. Der seit 1901 vergebene Preis ist mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 832.000 Euro) dotiert. Er wird als einziger der fünf Nobelpreise nicht in Stockholm, sondern in Oslo vergeben. Der 10. Dezember ist der Todestag von Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896). Zudem verleiht das Europäische Parlament um diesen Tag jährlich den Sacharow-Preis, die Organisation Reporter ohne Grenzen ihren Menschenrechtspreis.

„Welttag der Menschenrechte“: Der Tag der Vergabe der Friedensnobelpreise ist zugleich der „Welttag der Menschenrechte“. Ausgerufen wurde er von der UNO in Erinnerung an die von der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 im Palais de Chaillot in Paris verkündete „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“. Sie formuliert in Artikel 18: Jeder Mensch soll seinen Glauben privat und öffentlich leben, Gottesdienste feiern, religiöse Riten ausüben und seine Religion wechseln können. Ebenso hat jeder Mensch das Recht, keine Religion zu haben. Mehr: https://www.un.org/en/observances/human-rights-day

Jeder siebte Christ weltweit diskriminiert: Dennoch werden heute viele Menschen wegen ihrer Religion oder Weltanschauung bedrängt und verfolgt und können ihren Glauben nicht ungehindert praktizieren. In Ländern wie Vietnam, Pakistan oder China sind solche Repressionen Ausdruck einer systematischen Verletzung der Religionsfreiheit, in anderen Ländern werden Gläubige aufgrund ihres Einsatzes für Gerechtigkeit und Frieden bedroht, diskriminiert und manches Mal sogar ermordet.

Das Hilfswerk „Kirche in Not“ machte in seinem 14. Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ (November 2018, Rom) auf erhebliche Unterdrückung von Christen und anderen Religionsgemeinschaften weltweit aufmerksam. In jedem fünften Land gibt es danach schwere oder extreme Verletzungen der Religionsfreiheit. In 21 Staaten - darunter Nordkorea, Saudi-Arabien, Nigeria und Afghanistan - werden demnach Gläubige offen verfolgt. Gut 60 Prozent aller Menschen - fast vier Milliarden - leben demnach in Ländern, die Religionsfreiheit nicht respektierten. Am stärksten sind Christen von einer Missachtung der Religionsfreiheit betroffen, faktisch jeder siebte: Fast 300 Millionen von ihnen leiden dem Bericht zufolge unter systematischer Einschüchterung, Misshandlung und Gewalt. Als besonders besorgniserregend wird wachsender Ultranationalismus genannt, der religiöse Minderheiten für eine Bedrohung des Staates hält. Beispiele hierfür seien Indien, China, Nordkorea, Pakistan und Myanmar. Zwar habe die Bedrohung durch radikale Islamisten in einigen Ländern abgenommen, andernorts aber sei sie gestiegen. Dramatisch sei die Lage für Christen auch in Palästina. Im Gazastreifen etwa sei die Zahl der Christen in den vergangenen sechs Jahren um 75 Prozent gesunken. In Europa wachse insbesondere der Antisemitismus, führt der Bericht weiter aus. Er nimmt die Situation in über 190 Ländern in den Blick und dokumentiert die aktuelle Rechtslage sowie Verstöße gegen das Recht auf Religionsfreiheit im Zeitraum von 2016 bis 2018. Kontakt: KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V., Lorenzonistraße 62, 81545 München, Tel. 089 / 64 24 888-0, Fax 089 / 64 24 888-50, E-Mail: info@kirche-in-not.de, Internet: www.kirche-in-not.de.

Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit: Auch die Katholische Kirche in Deutschland macht auf das Schicksal der Katholiken in Vietnam aufmerksam. Die 2003 gegründete Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“ will auf die Diskriminierung und Drangsalierung von Christen in verschiedenen Teilen der Welt aufmerksam machen und das Bewusstsein für Behinderung der freien Religionsausübung in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit verstärken. Die Broschüren der Initiative in der Reihe „Arbeitshilfen“ nehmen jährlich eine andere Schwerpunktregion in den Blick. Mit Solidaritätsreisen, durch Gespräche mit politisch Verantwortlichen, Besuche von Bischöfen aus bedrängten Ortskirchen und dem jährlichen „Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen“ am 26. Dezember soll das Thema wachgehalten werden. Mehr: „Ökumenischer Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit“.

In der ACAT (Action des Chrétiens pour l’Abolition de la Torture / Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter) engagieren sich Christen der verschiedenen Konfessionen - Laien, Ordensleute, Geistliche und klösterliche Gemeinschaften. Die internationale christliche Menschenrechtsorganisation setzt sich mit Briefaktionen und Gebet für ihre Ziele ein, fordert die weltweite Abschaffung der Todesstrafe und die Berücksichtigung der Menschenrechte in der Flüchtlings-, Innen- und Außenpolitik und ermutigt Christen und Kirchen zu einem glaubwürdigen Engagement gegen Folter und Todesstrafe. Seit den Anfängen 1974 in Paris (ACAT-France) entstanden weitere nationale ACAT-Organisationen in der Schweiz (1981), Deutschland (1984) und Italien (1987). Im selben Jahr schlossen sich die ersten 10 nationalen ACATs (Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Luxemburg, Niederlande, Schweiz und Spanien) zur Internationalen ACAT-Föderation (FIACAT) zusammen. Sie erhielten den Beraterstatus einer Nichtregierungsorganisation (NRO, NGO) in den Menschenrechtsgremien des Europarates (1987) und bei den Vereinten Nationen (1989) und später auch in der Afrikanischen Menschenrechtskommission. Insgesamt 33 nationale Organisationen arbeiten in ihren Aktionen eigenverantwortlich mit anderen Menschenrechtsorganisationen in ihren jeweiligen Ländern zusammen. Wichtig ist ihnen neben der politischen Aktion auch eine geistliche Dimension: Zur Vertiefung ihres Glaubens treffen sich die Mitglieder regelmäßig in kleinen Gruppen, in nationalen und internationalen Seminaren und theologischen Kolloquien. Die Briefaktionen im Juni 2018 gelten Fällen in Burundi & Italien. LINKS: FIACAT - internationale ACAT-Föderation, ACAT Deutschland, ACAT-Schweiz

Unser Gesprächspartner: Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, 1967 in Neuss geboren, seit 1993 Priester, Kaplanzeit in Bad Honnef, 1997-2004 Domvikar und Schulseelsorger an der Domsingschule. 2004 zum Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat ernannt, Diözesanfrauen- und Diözesanmännerseelsorger sowie Präses des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, 2012 Vorsitzender des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und Domdechant, seit dem 1. September 2012 Kölner Stadtdechant und Vorsitzender des Caritasrates. Kontakt: Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 92 58 47-70, Fax 0221 / 92 58 47-71, E-Mail: aplatz@stadtdekanat-koeln.de, Mo- Fr 9.30 - 13.30 Uhr.

Dienstag, 10.12.2019