Unterwegs zur Wertschätzung

von Bettina Förster

Dienstag, 14.12.2021

Fußgängerzone
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Momentaufnahmen können ganz schön spannend sein

Manchmal es ist witzig und oft einfach nervig – ungewollt bei einem Telefongespräch oder einer lauten Unterhaltung mitzuhören. Bettina Förster hat im Vorbeigehen allerdings einen Gesprächsfetzen aufgeschnappt, der sie noch lange beschäftigt:

In letzter Zeit fange ich gerne Wortfetzen von anderen Menschen auf. Also was sagen die gerade in den Sekunden, in denen sie an mir vorbeilaufen? Manchmal ist das unterhaltsam, manchmal interessant.

Mir kommt ein Typ entgegen, der telefoniert. Und zwar so laut, dass ich im Vorübergehen einen Satz sehr gut verstehen kann:

„Es wird immer nur das aufgeschrieben, wo du einen Fehler gemacht hast“.  Er klingt frustriert und enttäuscht. keine Ahnung, warum er das am Telefon erzählt hat und was er erlebt hat. Aber der Satz bleibt hängen.

Als ich mal einen Studentenjob hatte, ging es mir genauso. Ich lief viele Stunden durch ein Museum, bewachte Ausstellungsräume und beantwortete Fragen von Besucherinnen und Besuchern. Am Ende des Tages bekamen wir in der abschließenden Teamsitzung ausführlich erzählt, was alles NICHT gut war. Ja, klar, ist auch wichtig, aber wo jemand super war; das wurde so gut wie nie vor den anderen berichtet.

Das gibt es bestimmt in vielen Jobs oder auch im Privatleben: es wird viel kritisiert und oft zu wenig gelobt oder Wertschätzung zum Ausdruck gebracht.

Weil ich das so ätzend fand, habe ich mir vorgenommen, auch ganz gezielt lobende Worte über andere Menschen zu sagen. Ich will bei meinem Gegenüber nämlich nicht nur das sehen, was ich nicht gut finde, sondern ich will eben das Gute sehen und das auch benennen.

Ehrlich gesagt schaffe ich das noch nicht oft genug – aber ich bin da auf dem Weg. Und der aufgeschnappte Halbsatz von der Straße hat mich wieder daran erinnert.

Dienstag, 14.12.2021