Blick in die Zukunft

von Christof Beckmann

Donnerstag, 10.06.2021

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Bild: Screenshot Gratismagazin „SommerZeit“ des Erzbistums Köln

Heute gegen halb 12 Uhr tritt der Mond vor die Sonne. Zu anderen Zeiten machten sich die Menschen bei so einem Phänomen eher Sorgen um die Zukunft, aber was wünschen sie sich eigentlich heute? Die aktuelle „Sommerzeit“ im Erzbistum Köln hat nachgefragt...

INFO: (KNA) Der Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer fordert mehr Demokratie in der katholischen Kirche. „Wer Verantwortung hat, entscheidet, und das muss eben nicht der Pfarrer sein“, sagte er dem Gratismagazin „SommerZeit“ (https://www.mehr-auszeit.de/sommerzeit-2021/flippingbook/) des Erzbistums Köln. „Gegen Fremdbestimmung haben viele etwas - und zu Recht. Gegen Mitbestimmen hat keiner was.“ Die Verantwortung der Kirche liege nicht allein bei den Priestern, sondern bei allen Getauften, so der Pfarrer: „Die sind das Volk. Die sind Priester, Propheten und Heilige.“ Damit die Kirche eine Zukunft habe, müssten sich jene Dinge ändern, „die für die Leute vor Ort längst klar sind“. Meurer forderte dahingehend eine „völlige Gleichberechtigung“ von Mann und Frau. „Sexuelle Orientierungen spielen keine Rolle mehr, Generationengerechtigkeit muss gelebte Praxis werden.“ Auch müssten Frauen Zugang zu den Weiheämtern bekommen. Andernfalls drohe die Kirche zu einer Sekte zu werden.

Magazin „SommerZeit“: Seit 2011 publiziert das Erzbistum Köln jeweils im Sommer und im Advent eine Verteilzeitung für seine Mitglieder. Ab dem 2. Juni finden rund 1,3 Millionen katholische Haushalte rund 50-seitige Magazin des Erzbistums Köln, in ihrem Briefkasten. Es wird gratis per Post geliefert. Mit dem Schwerpunktthema „Zukunft“ möchte die Redaktion in der Corona-Pandemie bewusst Hoffnung machen und Perspektiven aufzeigen. „Die Zukunft ist für mich ein ganz offenes Feld“, sagt die jüdische Studentin Naomi Bennett im SommerZeit-Interview. „Von Kindheit an habe ich so einen Gerechtigkeitsdrang und setze mich für den Frieden ein. Mir ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau superwichtig, auch in der Synagoge.“ Und die katholische Finanzbeamtin Desiree Hensen ergänzt: „Ich schaue auch sehr positiv-zuversichtlich in die Zukunft. Ich habe einen Mann, der ein supertoller Familienvater ist. Ich erwarte unser zweites Kind und bin nicht allein.“ Mit Bezug auf das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ hat SommerZeit-Redakteurin Birgitt Schippers ein Treffen der beiden Frauen arrangiert. Die Jüdin und die Christin verstanden sich auf Anhieb und zieren das Titelblatt des Magazins SommerZeit. Der Leiter der Abteilung Schöpfungsverantwortung im Erzbistum Köln, Christian Weingarten, spricht über seine Klima-Zukunftsziele. Pfarrer Franz Meurer spricht im Exklusiv-Interview über die Zukunft der Kirche und auch den 8-Punkte-Plan zu Konsequenzen und Maßnahmen, wie künftig Vertuschung beim Umgang mit sexualisierter Gewalt verhindert werden soll. Und auch diese SommerZeit lebt von Begegnungen und persönlichen Geschichten: Das gilt für die Eremitin aus Bad Godesberg genauso wie für die drei Künstler, die erzählen, wie sie die Corona-Pandemie erlebt haben oder die Frauen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, die gerade in dieser Zeit geholfen haben. Einige Magazinartikel beinhalten Service-Verweise und weiterführende Links auf den Blog der SommerZeit, auf dem auch Videos und Podcasts zu finden sind: www.mehr-auszeit.de.

Unser Gesprächspartner: Franz Meurer, Jahrgang 1941, studierte Sozialwissenschaften und Theologie, wurde 1978 zum Priester geweiht, arbeitete 1978-1982 als Jugendseelsorger und ist seit 1992 Pfarrer der Gemeinden St. Elisabeth und St. Theodor in Köln Höhenberg-Vingst. Er wurde vom Katholisch-Sozialen Institut der Erzdiözese Köln (KSI) in Bad Honnef mit der Kardinal-Frings-Medaille ausgezeichnet und ist Kölns erster „Alternativer Ehrenbürger“. Seine Gemeinde Höhenberg-Vingst mit der 2002 geweihten Kirche St. Theodor in Köln zählt 23.000 Menschen, knapp 4.000 davon leben von Sozialhilfe, jeder Dritte ist Ausländer. Der soziale Brennpunkt versteht sich auch als ein Ort für Nächstenliebe: Das Grundprinzip in der Gemeinde heißt „Geschenkt und umsonst“. Weit über die Grenzen Kölns hinaus bekannt ist die Kinderstadt „HöVi-Land“, in der seit über 20 Jahren rund 600 Kinder in den Sommerferien drei Wochen lang von Ehrenamtlichen betreut werden.

Kontakt: Katholische Kirchengemeinde St. Theodor, Höhenberger Straße 15, 51103 Köln, Tel. 0221 / 872 176, Internet: www.hoevi-land.de

Buchhinweise: 

  • Inspiriert von Papst Franziskus, hat Franz Meurer u.a. zusammen mit dem Journalisten Peter Otten 2014 auch das Buch „Himmel reloaded“ geschrieben. Gütersloher Verlagshaus 2014, Euro 14,90.
  • Franz Meurer, Glaube, Gott und Currywurst, Verlag Herder, Freiburg 2020, 208 S., 20,00 Euro.
  • Das neue Buch von Franz Meurer erscheint am 14. September. Waffeln, Brot und Gottes Glanz. Wie Kirche es gebacken kriegt. Herder-Verlag, ISBN 978-3-451-39060-9, 192 Seiten, 20 Euro.
Donnerstag, 10.06.2021