Dinos in der Kirche

von Stefan Klinkhammer

Dienstag, 30.08.2022

Carsten Leinhäuser, Buchcover Verlag: bene!
Beitrag anhören

Carsten Leinhäuser, Buchcover Verlag: bene!

Was hat die katholische Kirche mit Dinosauriern gemeinsam? Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht: ziemlich viel, findet der Priester und Autor Carsten Leinhäuser. Die uralten Dinos waren riesengroß und stark - doch am Ende starben sie aus.

INFO: Was hat die katholische Kirche mit Dinosauriern gemeinsam? Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht: ziemlich viel, findet der Priester Carsten Leinhäuser. Die uralten Dinos waren riesengroß, stark, gewaltig – doch am Ende starben sie aus. Genau diese Gefahr sieht Leinhäuser ganz akut auch bei der Kirche. Er ist katholischer Priester und setzt sich „mal zornig, mal humorvoll dafür ein, dass die Kirche wieder wird, was sie einst war: ein Hoffnungsschimmer, ein Rettungsboot, agil, mutig, verständlich und greifbar. Ein Buch für alle, die sich nach neuen Formen sehnen, um ihren Glauben zu leben“, so die Buchinfo. 

Carsten Leinhäuser schreibt selbst: „Vor etwa 2000 Jahren, als die Kirche entstand, war sie alles andere als ein behäbiger Dinosaurier. Sie war ein Hoffnungsschimmer für Menschen auf der Suche. Ein Rettungsboot für Ertrinkende und Gestrandete. Ein Licht in dunklen Zeiten. Ein frischer Wind für jene, deren Leben eng und stickig geworden war. Die Christinnen und Christen der ersten Jahrhunderte waren wahre Meister darin, die Frohe Botschaft in die Lebenskontexte ihrer Zeit zu übersetzen. Das Christentum, die Kirche, konnte sich alleine deshalb auf der ganzen Welt ausbreiten, weil es so unglaublich agil, mutig und flexibel auf ›den Zeitgeist‹ reagierte. Für die ersten Christen und Christinnen war klar: Wenn die Zeiten sich ändern, wenn Kulturen unterschiedlich ticken, ist es unsere Aufgabe, die Frohe Botschaft da reinzutragen. Sie anzupassen. Und zwar so, dass die Menschen sie verstehen können. Dass sie etwas mit ihrem Leben zu tun hat. Konkret. Greifbar.“ Während manche verzweifelt am Überlebenskonzept der Dinosaurier festhalten wollten, riefen immer mehr Christinnen und Christen auf der ganzen Welt nach Veränderung, unter ihnen auch eine wachsende Zahl von Ordensleuten, Priestern und Bischöfen. „Auf alle diese Fragen habe ich keine fertigen Antworten – aber ein paar Gedanken und Ideen, die ich euch in diesem Buch mitgebe. In der Hoffnung, dass da draußen jede Menge Christinnen und Christen sind, die von Jesus und seiner Botschaft begeistert sind. Die mitdenken, die mutig sind und kreativ. Die etwas dazu beitragen wollen, dass wir nicht in das gleiche dämliche Fettnäpfchen treten, wie die Dinosaurier.“

Carsten Leinhäuser: Die Dinos dachten auch, sie hätten noch Zeit. Kirche muss sich endlich ändern, Erscheinungstermin: 19.08.2022, Verlag: bene!, 192 Seiten, ISBN: 978-3-96340-238-8

 

Leinhäusers ZEHN GEBOTE FÜR DIE KIRCHE VON MORGEN

  • Liebe Kirche, sei einfach echt. Du hast es nicht nötig, so fromm daher zu kommen, mit frommen Worten, die keiner versteht. Rede einfach so und handle so, dass die Menschen auf dieser Welt, in Deinem Umfeld, Dich verstehen.
  • Zweites Gebot wäre: hör zu! Hör zu, was die Menschen bewegt und sie beschäftigt, nimm sie ernst.
  • Drittes: Sei katholisch. Katholisch heißt allumfassend. Das heißt eben nicht nur in eine Richtung zu gehen, das heißt eben nicht nur Menschen auszuschließen, sondern, alle mitzunehmen.
  • Viertes Gebot könnte sein: Sie unperfekt. Kirche war noch nie perfekt, sie hat immer gelernt, und wird auch weiter lernen und sie darf das auch. Sie darf auch Fehler haben.
  • Fünftes Gebot könnte „Zweifle!“ sein. Trau Dich, Fragen zu stellen, trau dich zu zweifeln, stell auch Gott in Frage, der hält das aus. Schau Dir die Bibel an, wie oft wird Gott da in Zweifel gestellt. Niemand braucht eine Kirche, die für alles eine Antwort hat.
  • Nummer sechs. Sie neugierig. Die Welt da draußen, die ist super kompliziert, superschwierig, aber auch superschön. Ich glaub, wenn wir als Christinnen und Christen neugierig sind, auf die Welt zugehen, sie entdecken mit offenen Armen, sind wir auf einem guten Weg.
  • Nummer sieben könnte sein: Sei kreativ. Sag nicht, wir haben Rezepte, die schon immer gelten. Sondern überleg, wir Du kreativ neue Formen von Spiritualität zum Beispiel oder neue Formen von Gemeinden ausprobieren kannst, um zu schauen, wie wir mit der Frohen Botschaft Menschen am besten erreichen.
  • Nummer acht wäre: Hör auf in Schlafzimmer reinzuschauen. Schau Dir Deine Sexualmoral an, die unglaublich viele Menschen verletzt und ausgrenzt. Sexualität ist ein Geschenk Gottes, ist etwas Wunderbares. Und ist aber auch etwas Privates und Intimes. Deshalb Kirche, hör auf in Schlafzimmer reinzuschauen.
  • Nummer neun. Vergiss das Wort Kirche. Ich glaube es wäre gut, wenn wir ne zeitlang aufhören würden, ständig auf den eigenen Bauchnabel zu schauen, uns um uns selbst zu drehen. Es wär gut, wenn wir einfach überlegen, wir können wir als Menschen in dieser Welt, die von Gottes Botschaft begeistert sind, etwas Positives in dieser Welt beitragen.
  • Und Nummer zehn: Lebe, liebe, lache, weine, kämpfe, tanze… Das sind alles Dinge, die Dein Job sind, liebe Kirche, dafür sind wir da. Für das Reich Gottes, in dem Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit herrschen.

Unser Gesprächspartner: Carsten Leinhäuser, Jahrgang 1979 aus dem Saarländischen Rohrbach ist als „Menschenfischer“ ständig auch im Web unterwegs. Theologie-Studium in Mainz (1998–2004), Priesterweihe 2006, Kaplan in St. Anton & Christ König, Winzeln, Gersbach und Windsberg. Anschließend verschiedene Funktionen im Bereich Jugendarbeit. 2015–2019 Diözesanjugendseelsorger im Bistum Speyer. Seit Herbst 2019 Pfarrer in Winnweiler/Rheinland-Pfalz. Seine persönliche Seite: https://www.vaticarsten.de/carsten/

Dienstag, 30.08.2022