Helden im Advent: Karl Leisner

von Dr. Christof M. Beckmann

Samstag, 13.12.2014

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Am 28. Februar 2015 jährt sich der 100. Geburtstag des Seligen Karl Leisner, der kurz nach Kriegsende starb und den Papst Johannes Paul II. am 23. Juni 1996 selig gesprochen hat. Heute wird am Niederrhein das 70. Jubiläum seiner Priesterweihe gefeiert.

INFO: Am 28. Februar 1915 in Rees am Niederrhein geboren und aufgewachsen in Kle­ve, trat Karl Leisner als Gymnasiast der katholischen Jugendbe­we­gung bei. Der begeisterte Jugendleiter machte 1934 Abitur und studierte zunächst in Münster, um Prie­ster zu werden. Als ihn der Bischof von Münster mit dem Amt des Diözesanjung­scharführers betraute, wurde die Gestapo auf ihn aufmerksam. Seine Außensemester absolvierte er 1936/37 in Freiburg, anschließend den Pflicht­arbeitsdienst. 1939 wurde er zum Diakon ge­weiht. Kurz vor seiner Priesterweihe zwang ihn eine schwere Lungentuberkulose zur Ausheilung in ein Sanatorium in St. Blasien/Schwarzwald. Eine Äu­ßerung zum Attentat von Georg Elser auf Adolf Hitler am 8. November 1939 führte dort zur Ver­haftung. Über Gefängnisse in Freiburg und Mannheim sowie das KZ Sachsenhausen kam er im Dezember 1940 ins KZ Dachau, wo er ab 1942 im Krankenrevier mit bis zu 150 Lungen­kranken zusammengepfercht war.

Als im September 1944 der französi­sche Häftling, Bischof Gabriel Piguet von Clermont, ins KZ Dachau eingewiesen wurde, gab es zahlreiche heimliche Vorbereitungen für Leisners bislang nicht mögliche Priesterweihe. Unter Gefahr für alle Beteiligten weihte Bischof Piguet am 17. Dezember 1944 den schwer­kranken Dia­kon im Block 26  zum Priester, seine erste und einzige heilige Messe feierte der Neu­priester am Stepha­nustag 1944. Am 4. Mai 1945 wurde er aus dem KZ befreit und verbrachte die letzten Wochen seines Lebens im Lungensanatorium Planegg bei München. Er starb am 12. August 1945 und sein Grab befindet sich in der Krypta des Xantener Domes. Am 15. März 1980 genehmigte Papst Johannes Paul II. die Eröffnung des Selig­spre­chungsprozesses, am 23. Juni 1996 sprach er Karl Leisner in Berlin selig. Am 25. April 2007 wurde in der Diözese Münster für Karl Leisner der Heiligsprechungs­prozess eingeleitet, der jedoch nicht zu Ende geführt werden konnte, weil bei der auf die Fürsprache Karl Leisners als geheilt erklärten Person der Krebs erneut aktiv wurde.

Der 70. Jahrestag seiner Priesterweihe wird im Dezember unter anderem in Kleve, Xanten und Dachau begangen:

Am Samstag, 13. Dezember, beginnt eine Festveranstaltung in Kleve um 15 Uhr im Kolpinghaus, Kolpingstraße 11, gefolgt von der Einweihung des von dem Künstler Bert Gerresheim gestalteten Karl-Leisner-Erinnerungsmales vor der Stiftskirche St. Mariä Himmelfahrt und der Ausstellungseröffnung in der Stiftskirche. Um 18 Uhr zelebriert der emeritierte Hamburger Erzbischof Dr. Werner Thissen in St. Mariä Himmelfahrt ein Pontifikalamt.

Am Sonntag, 14. Dezember, beginnt der Gedenktag in Xanten um 10.30 Uhr mit der Weihe von drei neuen Glocken für den St.-Viktor-Dom durch Weihbischof Wilfried Theising. Eine der neuen Glocken trägt den Namen „Karl Leisner“ und die Inschrift „Christus – Du bist meine Leidenschaft“. Um 11.30 Uhr beginnt der von Weihbischof Theising gefeierte Festgottesdienst im St. Viktor Dom. Im Vortragsraum des StiftsMuseums (Xanten, Kapitel 21) folgt ab 12.45 Uhr ein Festvortrag unseres Gesprächspartners Hans-Karl Seeger, Alt-Präsident des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK). Er referiert zum Thema „Was hätte uns Karl Leisner, der vor 70 Jahren zum Priester geweiht wurde, heute zu sagen?“.

An einer Gedenkfeier in Dachau am Mittwoch, 17. Dezember, nehmen Dr. Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, Dr. Felix Genn, Bischof von Münster, und Erzbischof Hippolyte Simon aus Clermont/Frankreich teil – einer seiner Amtsvorgänger hatte Leisner 1944 zum Priester geweiht. Die Feier beginnt um 15 Uhr mit einem Gebet im Kloster Karmel Heilig Blut, das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gelände des ehemaligen KZ liegt. Um 18 Uhr konzelebrieren die Bischöfe in der Pfarrkirche Heilig Kreuz in Dachau dann ein Pontifikalamt.

Zum 100. Geburtstag von Karl Leisner im Februar 2015 erschien eine Gedenkmünze in Feinsilber (500 Stück à 45 Euro) und Feingold (50 Stück, je 799 Euro). Die Sonderprägung wurde vom Internationalen Karl-Leisner-Kreis in Zusammenarbeit mit der Firma Euromint und der Sparkasse Kleve herausgegeben und dort erhältlich. Aus demselben Anlass wird auch eine Sonderbriefmarke erscheinen.

 

BUCHHINWEIS: Hans-Karl Seeger und Gabriele Latzel (Hg.), im Auftrag des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK) unter besonderer Mitarbeit von Christa Bockholt, Hans Harro Bühler und Hermann Gebert: Karl Leisner – Tagebücher und Briefe, Eine Lebens-Chronik, 5 Bde., 4.368 Seiten, 5 Bänder im Schuber, Kevelaer 2014, ISBN 978-3-7666-1881-8, 139,00 €. Vorbestellung: www.chrisbuch.de

Die von Karl Leisner seit seiner Jugend verfassten umfangreichen Tagebuchaufzeichnungen geben einen tiefen Einblick in sein Ringen um den Glauben. Eine fünfbändige Ausgabe der Tagebücher und Briefe Karl Leisners macht nun seinen schriftlichen Nachlass erstmals als Ganzes der Öffentlichkeit zugänglich, umfangreich kommentiert und für das Textverständnis ergänzt durch Aussagen wichtiger Zeitzeugen. Die Bände I bis III umfassen die zentralen Jahre 1928 bis 1946, Band IV enthält eine Chronologie bedeutender familiärer und gesellschaftlicher Ereignisse aus Kindheit und Jugend Karl Leisners sowie ein Register, mit dessen Hilfe sich die in den ersten vier Bänden genannten Personen, Orte und Begriffe schnell im Text auffinden lassen. Zu ihnen bietet das Glossar in Band V weitergehende Hintergrundinformationen. Band I: 1928-1934 Band II: 1935-1939 Band III: 1940-1946 Band IV: Weitere Dokumente - Register Band V: Glossar.

Mehr: http://www.butzon-bercker.de/de/Sachbuch/Karl-Leisner/978-3-7666-1881-8.html

Weitere Infos zu Karl Leisner: http://www.karl-leisner.de/

Samstag, 13.12.2014