Jakobus: Auf synodalem Weg

von Christof Beckmann

Donnerstag, 25.07.2019

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Jakobus steht heute auf dem Kalender. Der sagenhafte Apostel, dessen Grab in Nordspanien das Ziel von Millionen Pilgern ist. So ist das ist auch mit der Kirche, immer auf dem Weg. Jetzt wird die Route neu geplant, ein „synodaler“ Weg soll es sein...

INFO: Jakobus steht heute auf dem Kalender. Der sagenhafte Apostel, dessen Grab in Nordspanien das Ziel von Millionen Pilgern ist. Meist sind sie auf dem Weg zu sich selbst, sagen viele. Und irgendwie ist es auch mit der Kirche so. Sie ist immer auf dem Weg – und plant gerade die Route neu. Jetzt soll es bei uns ein „synodaler“ Weg sein.

Der Jakobsweg: Das europäische Wegenetz, das Jakobspilger seit dem 9. Jahrhundert begehen, führt vom Baltikum bis nach Nordspanien. Ziel ist der mehr als 2.000 Kilometer entfernte nordspanische Ort Santiago de Compostela. Ziel der Pilger ist das Grab von Jakobus dem Älteren: (Gedenktag katholisch: 25. Juli, * am See Genezareth in Galiläa, dem heutigem Kinneret, + um Ostern 43 in Jerusalem) war Sohn des Fischers Zebedäus und der Salome sowie der ältere Bruder des Jüngers Johannes. Der Überlieferung nach verkündete er nach Pfingsten in der Gegend um Samaria und Jerusalem das Evangelium, bis er durch König Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahr 43 geköpft wurde - war somit der erste Märtyrer unter den Aposteln (Apostelgeschichte 12, 1-2). Nach der Legende hat er erfolglos in Spanien gepredigt und wurde, nach Jerusalem zurückgekehrt, dort unter Herodes enthauptet. Seine Jünger legten den Leichnam in ein Boot und überführen ihn mit Hilfe eines Engels nach Spanien.

Trotz schon früh geäußerter Zweifel entwickelte sich aus der 816 geweihten Jakobskirche Santiago de Compostela, ab dem 11. Jahrhundert eins der größten Wallfahrtsziele der Christenheit neben Rom und Jerusalem. 2018 verzeichnete der Jakobsweg wiederholt eine Rekordzahl an Pilgern: Rund 330.000 Ankommende erhielten in der Kathedrale von Santiago de Compostela ihre Urkunde. Voraussetzung für den Erhalt der Pilgerurkunde ist es, durch die Stempel im Pilgerausweis nachweisen zu können, mindestens die letzten 100 Kilometer bis Santiago zu Fuß zurückgelegt oder die finalen 200 Kilometer mit dem Fahrrad absolviert zu haben. Damit wurden die bisherigen Rekordzahlen von 2017 (301.036), 2016 (278.041) und aus dem Jakobusjahr 2010 (272.417) noch deutlich übertroffen. Das Jakobusjahr steht immer dann an, wenn der Festtag des Apostels, der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt. Dies wird erst wieder 2021 so eintreffen.

Mehr: Deutsche St.Jakobus-Gesellschaft e.V., Harscampstr. 20, 52062 Aachen, Tel. 0241 / 47 90 127, www.deutsche-jakobus-gesellschaft.de. Sankt Jakobusbruderschaft Düsseldorf e.V., E-Mail: sankt-jakobusbruderschaft@t-online.de, Internet: www.jakobusbruderschaft.de.

Katholische Kirche in Deutschland startet Reformdialog: Spätestens im Frühjahr 2020 soll ein „Synodaler Weg“ der Katholischen Kirche in Deutschland beginnen, erklärten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, am 5. Juli bei der Sitzung der Gemeinsamen Konferenz von Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz und des ZdK in Bonn. Notwendig dafür sei allerdings noch die endgültige Zustimmung der Bischöfe und Laien – der Schritt soll auf den Herbstvollversammlungen der beiden Gremien, einer erweiterten Gemeinsamen Konferenz, am 13./14. September 2019 in Fulda erfolgen. Bis dahin soll zudem ein Statut für den „Synodalen Weg“ vorliegen.

Die Kirche in Deutschland beginnt die Debatte über heute viel diskutierte Themen nicht bei Null: Zu Schritten auf dem Weg zählen die „Gemeinsame Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland“ („Würzburger Synode“, 1971-1975), die „Pastoralsynode der Katholischen Kirche in der DDR“ (1973-1975) und auch der zwischen 2011 und 2015 stattgefundene Gesprächsprozess. Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung im Frühjahr 2019 in Lingen hatten die deutschen Bischöfe nach intensivem Ringen einen solchen Weg beschlossen, auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) befasste sich auf seiner Vollversammlung am 10./11. Mai 2019 in Mainz mit der Frage des Synodalen Wegs der Kirche in Deutschland. Mit deutlicher Mehrheit stimmte die Vollversammlung dafür, diesen Weg konstruktiv mit zu gestalten. Dabei soll es um vier Foren gehen: Das Forum „Macht, Partizipation, Gewaltenteilung“ wird von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann (Speyer) verantwortet, das Forum „Sexualmoral“ von Bischof Dr. Georg Bätzing (Limburg) und das Forum „Priesterliche Lebensform“ von Bischof Dr. Felix Genn (Münster).“ Mit einem Beschluss des Ständigen Rates vom 25. Juni 2019 und von der Gemeinsamen Konferenz am 5. Juli 2019 bestätigt ist ein viertes Forum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ hinzugekommen, für das Bischof Dr. Franz-Josef Bode zuständig sein wird.

Der Missbrauchsskandal hatte die Kirche in eine Vertrauenskrise gestürzt, in der Rufe nach Reformen lauter wurden. Befürworter versprechen sich von einem „synodalen Weg“ konkrete Ergebnisse, Kritiker warnen dagegen vor einem deutschen Sonderweg in der Weltkirche und verweisen darauf, dass Fragen wie die Weihe von Frauen die Lehre betreffen und nicht national entschieden werden könnten.

Kardinal Marx und ZdK-Präsident Sternberg erinnerten im Pressegespräch am Freitag auch an den Brief von Papst Franziskus „An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“: „Wir verstehen ihn als Leitlinie, Ermutigung und Auftrag, auf dem Synodalen Weg gemeinsam voranzugehen und aufrichtig nach Antworten auf unsere existenziellen Fragen und die konkreten Herausforderungen, gerade aus der Krise durch den sexuellen Missbrauch, zu suchen. Von Herzen laden wir alle Katholikinnen und Katholiken ein, den Synodalen Weg zu unterstützen und mit uns über eine erneuerte Kirche nachzudenken, die ihren Beitrag zu einer humanen Gesellschaft leistet.“

Hinweis: Weitere Informationen zum Synodalen Weg sind unter www.zdk.de und auf der Themenseite Der Synodale Weg verfügbar. Dort sind auch die am 12.7.2019 festgelegten meisten Teilnehmer der Foren zur Vorbereitung des Dialogs zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland veröffentlicht worden. Unter ihnen sind Bischöfe, Theologen, Mitglieder von Orden und Verbänden. Darunter finden sich beispielsweise der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB). Dazu kommen Mitarbeiter der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Der Dialog ist zunächst auf zwei Jahre angelegt.

Donnerstag, 25.07.2019